Goettin in Gummistiefeln
Lippenstift ...«
Ich muss dem ein Ende setzen. Ich muss es ihnen sagen.
»Mr. Geiger ...« Ich räuspere mich. »Sind Sie sicher ... ich meine, haben die ausdrücklich nach Melissa gefragt ... haben sie ihren Namen genannt?«
»Das war doch nicht nötig!« Er zwinkert mir zu. »Ist doch die einzige Anwältin im Haus!«
»Los, machen Sie Kaffee, Samantha«, befielt mir Trish scharf. »Und nehmen Sie das rosa Geschirr. Rasch! Spülen Sie es ab.«
»Die Sache ist die ... ich muss ... ich muss Ihnen was sagen.«
»Nicht jetzt, Samantha! Jetzt spülen Sie schon diese Tassen ab!« Trish drängt mir die Gummihandschuhe auf. »Ich weiß wirklich nicht, was heute mit Ihnen los ist -«
»Aber ich glaube nicht, dass sie wegen Melissa gekommen sind«, stoße ich verzweifelt hervor. »Ich ... ich hätte Ihnen da was sagen sollen ...«
Keiner achtet auf mich. Alle wuseln um Melissa herum.
»Wie sehe ich aus?« Melissa streicht sich verlegen die Haare zurück.
»Wunderhübsch, Liebling!« Trish beugt sich vor. »Bloß noch eine Winzigkeit mehr Lippenstift ... das sieht jetzt richtig glamourös aus ...«
»Ist sie jetzt bereit für das Interview?« Die fremde Stimme dringt durch die Hintertür, und alles erstarrt vor Aufregung.
»Hier herein!« Eddie reißt die Tür auf, und eine dunkelhaarige Frau im mittleren Alter steht auf der Schwelle. Sie trägt einen Hosenanzug, und ihr Blick huscht sofort neugierig durch die Küche.
»Hier ist unsere kleine Staranwältin!« Eddie weist strahlend vor Stolz auf Melissa.
»Hallo.« Melissa wirft affektiert das Haar zurück und tritt dann mit ausgestreckter Hand vor. »Melissa Hurst.«
Die Frau starrt Melissa sekundenlang verständnislos an. »Nicht die. Die da.« Und sie deutet auf mich.
Verblüffte Stille. Sämtliche Köpfe drehen sich zu mir um. Melissas Augen sind zu misstrauischen Schlitzen verengt. Ich kann sehen, wie die Geigers Blicke wechseln.
»Das ist Samantha«, erklärt Trish perplex. »Unsere Haushälterin.«
»Sie sind also Samantha Sweeting, ja?« Die Frau zieht ihren Notizblock heraus. »Dürfte ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«
»Sie wollen die Haushälterin interviewen?«, stößt Melissa mit einem sarkastischen Lachen hervor.
Die Journalistin beachtet sie gar nicht. »Sie sind doch Samantha Sweeting?«
»Ich ... ja«, gestehe ich schließlich mit brennenden Wangen. »Aber ich will kein Interview geben. Ich habe nichts zu sagen. Kein Kommentar.«
»Kein Kommentar?« Trish blickt sich unsicher um. »Wozu?«
»Was geht da vor, Samantha, Schätzchen?« Eddie wirkt besorgt. »Sie sind doch nicht in irgendwelchen Schwierigkeiten?«
»Sie haben es ihnen nicht gesagt?« Die Daily-Mail-Reporter in blickt von ihrem Notizblock auf. »Sie haben keine Ahnung?«
»Was gesagt?«, kreischt Trish nervös. »Was, um Gottes willen?«
»Sie ist eine illegale Immigrantin!«, ruft Melissa triumphierend. »Ich wusste es doch! Ich wusste immer, dass da -«
»Ihre >Haushälterin< ist in Wahrheit eine Topanwältin in der Londoner City.« Die Frau wirft eine Ausgabe der Boulevardzeitung auf den Küchentisch. »Und sie hat gerade einen sechsstellig dotierten Posten als Teilhaberin ausgeschlagen, um bei Ihnen zu arbeiten.«
Es scheint, als hätte jemand eine Granate in der Küche hochgehen lassen. Eddie wankt, Trish wackelt auf ihren hochhackigen Clogs und muss sich an der nächsten Stuhllehne festhalten. Melissas Gesicht sieht aus wie ein geplatzter Luftballon.
»Ich wollte es Ihnen ja sagen ...« Ich beiße mir verlegen auf die Lippe, als ich ihre Gesichter sehe. »Ich ... wollte gerade ...«
Trish quellen fast die Augen raus, als sie die Schlagzeile liest. Sie schnappt nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen.
»Sie sind ... A-Anwältin?«, stottert sie schließlich.
»Das muss ein Irrtum sein!«, verkündet Melissa mit hochroten Wangen. »Ich bin die Anwältin! Ich habe auf der Uni einen Preis gewonnen! Sie ist bloß die Putze»«.
»Sie ist die, die nicht nur einen, sondern drei Preise gewonnen hat.« Die Journalistin weist mit einem Kopfrucken auf mich. »Und den besten Abschluss ihres gesamten Jahrgangs hat sie auch gemacht.«
»Aber ...« Melissas Gesicht läuft puterrot an. »Das ist unmöglich.«
»Jüngste Mitarbeiterin in der Firmengeschichte, der je solch ein Angebot unterbreitet wurde ...« Die Reporterin konsultiert ihre Notizen. »Das stimmt doch, Ms. Sweeting, oder?«
»Nein! Ich meine ... na ja ... kann sein. Wie wär‘s jetzt mit einer schönen
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