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Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
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regelmäßige Kolumne in unserer Zeitung anbieten, in der Sie den Lesern Haushaltstipps geben!«, sagt eine kesse Blondine in einem blauen Trench. »Wir würden sie >Frag Samantha< übertiteln!«
    »Was?« Ich starre sie fassungslos an. »Ich habe keine Haushaltstipps!«
    »Dann vielleicht Rezepte?« Sie strahlt. »Ihre Lieblingsgerichte?«
    »Würden Sie in der Küchenschürze für uns posieren?«, fragt der Dicke mit einem lasziven Zwinkern.
    »Nein!«, stoße ich schockiert hervor. »Ich habe Ihnen nichts mehr zu sagen! Kein Kommentar! Und jetzt gehen Sie!«
    Die lauten »Samantha!«-Rufe ignorierend mache ich auf dem Absatz kehrt und gehe mit zitternden Knien zum Haus zurück.
    Die ganze Welt ist verrückt geworden.
    Als ich in die Küche platze, finde ich Trish, Eddie und Melissa atemlos über den Zeitungsartikel gebeugt.
    »O nein«, sage ich bange. »Lesen Sie das bloß nicht. Ehrlich. Es ist bloß ... ein dummer ... Zeitungsartikel ...«
    Alle drei heben die Köpfe und schauen mich an, als wäre ich eine Außerirdische.
    »Sie ... Sie verlangen wirklich fünfhundert Pfund pro Stunde?«, krächzt Trish.
    »Man hat Ihnen eine Teilhaberschaft angeboten?« Melissa sieht ganz grün aus. »Und Sie haben nein gesagt? Sind Sie irre?«
    »Lesen Sie dieses Zeug nicht!« Ich versuche, ihnen die Zeitung wegzuschnappen. »Mrs. Geiger, ich möchte einfach so weitermachen wie bisher. Ich bin immer noch Ihre Haushälterin -«
    »Sie sind eine der größten juristischen Begabungen, die wir derzeit haben!« Trish tippt hysterisch auf die Zeitung. »Da steht es!«
    »Samantha?« Es klopft an der Tür, und Nathaniel kommt mit einer Kiste frisch geernteter Kartoffeln herein. »Genügt das für das Wohltätigkeitsessen?«
    Ich starre ihn wie betäubt an. Mein Herz verkrampft sich schmerzvoll. Er hat keine Ahnung. O Gott.
    Ich hätte es ihm sagen müssen. Warum habe ich es ihm nicht gesagt? Warum bloß nicht?
    »Und was sind Sie?«, kreischt Trish mit einem wilden Gesichtsausdruck. »Ein Kernforscher? Ein Geheimagent der Regierung?«
    »Wie bitte?« Nathaniel wirft mir einen amüsierten Blick zu, aber ich kriege kein Lächeln zustande.
    »Nathaniel ...«
    Ich kann nicht weitersprechen, ich bringe es einfach nicht fertig. Nathaniel blickt von Gesicht zu Gesicht, eine tiefer werdende Falte auf der Stirn.
    »Was ist hier los?«
    Noch nie habe ich etwas so vermurkst wie dieses Geständnis. Ich stammle, ich stottere, ich wiederhole mich und drehe mich im Kreis.
    Nathaniel hört stumm zu. Er lehnt an einer Steinsäule vor dem abgeschiedenen Bänkchen, auf dem ich sitze. Ich sehe sein Gesicht im Profil, die tief stehende Nachmittagssonne wirft Schatten darauf, und ich kann nicht erkennen, was in ihm vorgeht.
    Als ich schließlich ausgestottert habe, hebt er den Kopf. Ich hatte auf ein Lächeln gehofft, aber ich werde enttäuscht. Noch nie habe ich ihn so schockiert gesehen.
    »Du bist Rechtsanwältin«, sagt er schließlich.
    »Ja.« Ich nicke beschämt.
    »Und ich dachte, du hättest Schlimmes durchgemacht.« Er fährt sich mit den Händen durch die Haare. »Ich dachte, das ist der Grund, warum du nicht über dich reden willst. Und du hast mich in dem Glauben gelassen. Mensch, ich hatte Angst um dich, als du nach London gefahren bist!«
    »Tut mir Leid.« Ich zucke schuldbewusst zusammen. »Ehrlich. Ich ... ich wollte nicht, dass du die Wahrheit erfährst.«
    »Und warum nicht?«, entgegnet er gekränkt. »Du vertraust mir wohl nicht, wie?«
    »Doch!«, stoße ich verzweifelt hervor. »Natürlich vertraue ich dir! Wenn es nur was anderes gewesen wäre ... egal was ...« Ich halte inne. »Nathaniel, du musst das verstehen. Als wir uns kennen lernten, konnte ich es dir ja schlecht sagen, oder? Du hasst Rechtsanwälte wie die Pest. Du hast ja sogar ein Schild in deinem Pub hängen - Anwälte verboten    »Das sollte ein Witz sein.« Er macht eine ungehaltene Bewegung.
    »Nein, nicht ganz.« Ich schaue ihm in die Augen. »Jetzt komm schon, Nathaniel. Wenn ich dir bei unserer ersten Begegnung gesagt hätte, dass ich Rechtsanwältin bin, dann hättest du mich bestimmt anders behandelt, oder?«
    Nathaniel antwortet nicht. Er weiß genauso gut wie ich, dass die Antwort ja lautet.
    »Ich bin aber immer noch derselbe Mensch.« Ich beuge mich vor und ergreife seine Hand. »Selbst wenn ich mal Anwältin war ... ich bin immer noch ich selber!«
    Nathaniel sagt eine ganze Weile gar nichts, starrt nur zu Boden. Ich halte den Atem an voller

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