Goettin in Gummistiefeln
reiße ihn herunter und werfe ihn auf den Tisch. Genau in diesem Moment kommt Trish herein, in der einen Hand ein Buch mit dem Titel Elegante Hauspartys, in der anderen eine leere Kaffeetasse.
»Wissen Sie, was da draußen los ist?«, fragt sie mich. »Da haben sich Leute zusammengerottet, vorn auf der Straße.«
»Ach, tatsächlich?«, frage ich unschuldig. »Ist mir ... noch gar nicht aufgefallen.«
»Sieht aus wie eine Demonstration.« Sie rümpft die Nase. »Ich hoffe sehr, dass die morgen nicht auch noch da sind. Demonstranten sind ja so selbstsüchtig ...« Ihr Blick fällt auf die Anrichte. »Sie sind ja noch immer nicht mit der Mousse fertig, Samantha! Was haben Sie denn die ganze Zeit gemacht?«
»Ah ... nichts!« Ich schlucke. »Ich mache sie gleich fertig, Mrs. Geiger.« Ich ziehe die Schüssel heran und fange an, die Masse auf Gläser zu verteilen.
Ich komme mir vor, als befände ich mich in einer Parallelwelt. Alles wird rauskommen. Es ist nur eine Frage der Zeit. Was soll ich bloß tun?
»Hast du diese Demonstranten gesehen?«, fragt Trish Eddie, der soeben in die Küche schlendert. »Vor unserem Tor! Ich finde, wir sollten ihnen sagen, dass sie verschwinden sollen.«
»Das sind keine Demonstranten«, sagt er, macht den Kühlschrank auf und schaut hinein. »Das sind Journalisten.«
»Journalisten?« Trish starrt ihn ungläubig an. »Was haben denn Journalisten hier zu suchen?«
»Vielleicht ist ja eine neue Berühmtheit hierher gezogen?«, schlägt Eddie vor und schenkt sich ein Bier ein.
Trish schlägt sich die Hand vor den Mund. »Joanna Lumley! Ich habe ein Gerücht gehört, dass sie sich hier im Dorf ein Haus kaufen will! Samantha, haben Sie was davon gehört?«
»Ich ... äh ... nein«, murmle ich mit hochroter Birne.
Ich muss etwas sagen. Jetzt komm schon. Sag was. Aber was? Wo anfangen?
»Samantha, Sie müssen mir diese Bluse bis heute Abend bügeln.« Melissa kommt in die Küche, eine bedruckte, ärmellose Bluse über dem Arm. »Und passen Sie bitte mit dem Kragen auf, ja?«, fügt sie böse hinzu. »Bei der letzten Bluse waren Falten drin.«
»Ach. Tut mir Leid. Wenn Sie sie bitte in die Wäschekammer legen würden ...«
»Und in meinem Zimmer muss gesaugt werden«, fügt sie hochmütig hinzu. »Ich habe ein wenig Gesichtspuder auf dem Teppich verschüttet.«
»Ich weiß nicht, ob ich Zeit habe -«
»Dann nehmen Sie sich gefälligst Zeit dafür«, faucht sie und nimmt sich einen Apfel. »Was ist da draußen los?«
»Das weiß keiner«, sagt Trish aufgeregt. »Aber wir vermuten, es ist wegen Joanna Lumley!«
Plötzlich klingelt es an der Tür.
Mir dreht sich der Magen um. Ich muss an mich halten, um nicht durch die Hintertür zu fliehen.
»Ich frage mich, ob sie das sind!«, ruft Trish begeistert aus. »Eddie, geh mal hin. Samantha, setzen Sie Kaffee auf.« Sie mustert mich ungeduldig. »Jetzt machen Sie schon!«
Ich bin wie gelähmt. Ich muss was sagen. Ich muss es erklären. Aber kein Wort kommt über meine Lippen.
»Samantha?« Sie blickt mich besorgt an. »Stimmt was nicht mit Ihnen?«
Ich nehme all meine Kraft zusammen und blicke auf. »Ahm ... Mrs. Geiger ... », krächze ich nervös. »Da ist was ... das ich Ihnen sagen muss ...«
»Melissa!«, unterbricht mich Eddie, der strahlend in die Küche geeilt kommt. »Melissa, Schätzchen! Sie wollen dich!«
»Mich?« Melissa blickt überrascht auf. »Was meinst du, Onkel Eddie?«
»Es ist die Daily Mail. Sie wollen ein Interview mit dir!« Eddie wendet sich strahlend vor Stolz Trish zu. »Wusstest du, dass unsere Melissa zu den klügsten juristischen Köpfen des Landes gehört?«
O nein. O nein.
»Was?« Trish hätte beinahe ihre Ausgabe von Elegante Hauspartys fallen gelassen.
»Genau das haben sie gesagt!« Eddie nickt. »Sie sagten, wir wüssten vielleicht selbst noch nichts von unserem Glück. Aber bei uns sei so eine Staranwältin! Ich hab gesagt, Unsinn!« Er legt einen Arm um Melissa. »Ich wusste immer, dass du ein Star bist!«
»Mrs. Geiger«, sage ich drängend. Aber niemand achtet auf mich.
»Das muss dieser Preis sein, den ich auf der Uni gewonnen habe! Das müssen die irgendwie erfahren haben!« Melissa schnappt nach Luft. »O mein Gott! Die Daily Mail!«
»Und Fotos wollen sie auch von dir machen!«, ruft Eddie. »Alles exklusiv!«
»Ich muss mich rasch schminken!«, ruft Melissa nervös. »Wie sehe ich aus?«
»Hier, schau!« Trish reißt ihre Handtasche auf. »Bitte -Wimperntusche ...
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