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Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
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gerade aufgeben und den Kiesweg zum Tor zurückschlurfen will, geht plötzlich die Tür auf.
    Vor mir steht eine Frau mit blonden, schulterlangen, gelockten Haaren, die starr vor Haarspray sind. An den Ohren baumeln riesige Ohrringe. Sie ist stark geschminkt und trägt eine Seidenhose in einem eher gewöhnungsbedürftigen Pfirsichton. In der einen Hand hält sie eine Zigarette, in der anderen ein Cocktailglas.
    »Hallo.« Sie nimmt einen Zug und mustert mich misstrauisch. »Hat die Agentur Sie hergeschickt?«

6
    Keine Ahnung, was diese Frau meint. Mein Kopf tut so weh, dass ich kaum aus den Augen schauen, geschweige denn irgendetwas verstehen kann.
    »Geht‘s Ihnen nicht gut?« Sie späht mich forschend an. »Sie sehen schrecklich aus!«
    »Ich habe ziemlich schlimme Kopfschmerzen«, stammle ich. »Hätten Sie vielleicht ein Glas Wasser für mich?«
    »Selbstverständlich! Kommen Sie rein!« Sie wedelt mit ihrer Zigarette vor meinem Gesicht herum und bittet mich in eine große, ziemlich beeindruckende Eingangshalle mit einem Gewölbe.
    »Sie müssen sich das Haus ohnehin ansehen. Eddie?«, kreischt sie. »Eddie, da ist noch eine! Ich bin Trish Geiger«, fügt sie an mich gewandt hinzu. »Sie können mich einfach Mrs. Geiger nennen. Hier entlang, wenn ich bitten darf...«
    Sie führt mich in eine luxuriöse Küche mit Ahornholzfronten, wo sie, offensichtlich auf gut Glück, ein paar Schubladen öffnet und schließlich »Aha!« ausruft. Sie holt eine Plastikbox heraus und öffnet den Deckel. Darinnen befindet sich ein riesiges Sammelsurium an Pillenröhrchen, -fläschchen und Tablettenschachteln. Mit ihren blutrot lackierten Fingernägeln kramt sie darin herum.
    »Ich hätte da Aspirin ... Paracetamol ... Ibuprofen ... Valium - sehr mildes ...« Sie hält eine leuchtend rote Pille hoch. »Die ist aus Amerika«, sagt sie fröhlich. »Hierzulande verboten.«
    »Das ist ... äh ... nett«, stammle ich. »Sie haben aber viele Tabletten.«
    »Ach ja, damit sind wir immer gut versorgt! Tabletten kann man gar nicht genug im Haus haben, sage ich immer!« Sie wirft mir einen durchdringenden Blick zu. »Eddie!«, kreischt sie wieder. Dann gibt sie mir drei grüne Tabletten und findet, nach einigem Suchen, den Schrank mit den Gläsern. »Ah ja. Sie werden sehen, damit kriegen Sie die stärksten Kopfschmerzen im Nu weg.« Sie lässt gekühltes Wasser aus dem Spender im Kühlschrank in das Glas laufen und reicht es mir. »Hier, schön austrinken.«
    »Danke«, sage ich und schlucke die Tabletten runter. »Ich bin Ihnen so dankbar. Mir platzt fast der Schädel. Ich kann kaum einen klaren Gedanken fassen.«
    »Ihr Englisch ist sehr gut.« Sie mustert mich neugierig. »Wirklich ausgezeichnet!«
    »Ach«, sage ich verblüfft. »Meinen Sie? Nun, ich bin Engländerin. Das ... das könnte der Grund sein.«
    »Sie sind Engländerin?« Das scheint Trish Geiger von den Socken zu hauen. »So was! Kommen Sie, setzen Sie sich. Die wirken in einer Minute, Sie werden sehen. Und falls nicht, gebe ich Ihnen noch ein paar.«
    Sie führt mich aus der Küche, durch die Halle und in einen anderen Raum. »Der Salon«, erklärt sie näselnd und bleibt im Türrahmen stehen. Mit einer ausholenden Geste weist sie auf das weiträumige, imposante Zimmer, wobei etwas Asche von ihrer Zigarette auf den Teppich bröselt. »Wie Sie selbst sehen, gibt‘s hier jede Menge abzustauben ... zu saugen ... Silber zu putzen ...« Erwartungsvoll sieht sie mich an.
    »Richtig.« Ich nicke. Ich habe keine Ahnung, warum diese Frau sich genötigt fühlt, mich ausführlich über ihre hausfraulichen Tätigkeiten zu informieren, doch sie scheint eine Reaktion von mir zu erwarten.
    »Was für ein wunderschöner Tisch«, sage ich schließlich und deute auf einen blank gewienerten Mahagonitisch.
    »Ja, der muss regelmäßig mit Möbelpolitur gepflegt werden.« Ihre Augen verengen sich. »Regelmäßig. So was merke ich.«
    »Äh ... kann ich verstehen.« Ich nicke verwirrt.
    »Hier lang.« Sie führt mich durch einen weiteren saalartigen Raum in einen hellen, sonnigen Wintergarten mit opulenten Teakholzmöbeln, Farnen und Palmwedeln. Und einer gut bestückten kleinen Bar auf einem Tablett.
    »Eddie! Wir sind hier!« Sie hämmert ans Fensterglas, und ich sehe einen Mann in Golfhosen über den gepflegten englischen Rasen auf uns zukommen. Er ist braun gebrannt und wirkt gutsituiert. Ich würde ihn auf Ende vierzig schätzen.
    Nach Trishs Krähenfüßen zu schließen, würde sie

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