Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
danke. Ich bleibe hier, danke noch mal.« Ich lächle so überzeugend wie möglich. Bevor sie noch etwas sagen kann, wende ich mich ab und wanke davon.
    Ich habe nicht die blasseste Ahnung, wo ich bin.
    Mein Handy fängt plötzlich wieder an zu vibrieren. Ich nehme es heraus. Schon wieder Guy. Das muss das dreißigste Mal sein, dass er anruft. Und jedes Mal hat er eine Nachricht hinterlassen, ich soll ihn zurückrufen und ob ich seine E-Mails gekriegt hätte.
    Habe ich nicht. Ich war derart von der Rolle, als ich mein Büro verließ, dass ich meinen BlackBerry einfach auf dem Schreibtisch liegen gelassen habe. Das Handy ist alles, was mir geblieben ist. Es vibriert erneut, und ich starre es sekundenlang an. Dann hebe ich es ans Ohr und drücke auf den Sprechknopf. Mein Magen ist ein einziger Knoten.
    »Hallo.« Meine Stimme ist noch immer ganz kratzig. »Ah ... ich bin‘s.«
    »Samantha?« Seine fassungslose Stimme dröhnt in meinem Ohr. »Bist du das? Wo zum Teufel steckst du?«
    »Weiß ich nicht. Ich ... ich musste weg. Ich ... stehe unter Schock ...«
    »Samantha, ich habe andauernd versucht, dich zu erreichen. Hast du meine Nachrichten abgehört? Also ...« Er zögert. »Es ist heraus. Alle wissen es.«
    »Ich weiß.« Ich sinke gegen ein verfallenes altes Mäuerchen, drücke die Augen zu und versuche die hämmernden Kopfschmerzen zu ignorieren. »Ich weiß.«
    »Wie ist das bloß passiert?« Er klingt so geschockt, wie ich mich fühle. »Wie zum Teufel konntest du so einen Anfängerfehler machen? Ich meine, Menschenskind, Samantha -«
    »Ich weiß nicht«, stoße ich wie betäubt hervor. »Ich hab‘s ... hab‘s einfach nicht gesehen. Es war ein Fehler -«
    »Aber du machst doch nie Fehler!«
    »Offensichtlich schon!« Ich merke, wie mir die Tränen kommen, und blinzle sie heftig zurück. »Was ... was passiert jetzt?«
    »Sieht schlimm aus.« Er stößt geräuschvoll den Atem aus. »Ketterman hat schon mit Glazerbrooks‘ Anwälten gesprochen und auch mit der Bank ... und der Versicherung natürlich. Er tut, was er kann, um den Schaden zu begrenzen.«
    Ach ja, die Versicherung. Die Firmenversicherung. Ich werde jäh von wilder Hoffnung gepackt. Wenn die Versicherung ohne Zicken zahlt, wird es vielleicht doch nicht so schlimm, wie ich dachte.
    Aber im Grunde ist mir klar, dass dies naive Hirngespinste sind. Versicherungen ersetzen nie den ganzen Schaden. Oft spucken sie überhaupt nichts aus. Und manchmal werden die Prämien danach derart erhöht, dass sie nicht mehr zu bezahlen sind.
    »Was sagt die Versicherung?« Ich schlucke. »Wird sie ...«
    »Sie haben noch gar nichts gesagt.«
    »Ach so, ja, natürlich.« Ich wische mir den Schweiß von der Stirn, nehme all meinen Mut zusammen und stelle die nächste Frage. »Und was wird aus ... mir?«
    Guy schweigt.
    Und das ist Antwort genug. Ich spüre, wie ich wanke, als würde ich jeden Moment in Ohnmacht fallen. Ich öffne die Augen und sehe zwei kleine Jungs auf Fahrrädern, die mich ängstlich anstarren.
    »Es ist aus, nicht?« Ich bemühe mich um einen möglichst ruhigen Ton, kann aber das Zittern in meiner Stimme beim besten Willen nicht mehr verbergen. »Meine Karriere ist aus und vorbei.«
    »Das ... das weiß ich nicht. Hör zu, Samantha, du hast durchgedreht. Völlig verständlich. Aber du kannst dich nicht verstecken. Du musst zurückkommen.«
    »Ich kann nicht.« Meine Stimme quiekt förmlich. »Ich kann das nicht - mich vor alle hinstellen.«
    »Samantha, sei vernünftig!«
    »Ich kann nicht! Ich kann einfach nicht! Ich brauche ein bisschen Zeit ...«
    »Saman-« Ich klappe mein Handy zu.
    Mir ist ganz schwach. Mein Schädel platzt. Ich brauche unbedingt einen Schluck Wasser. Aber das Pub sieht nicht so aus, als ob es offen hätte, und irgendwelche Geschäfte sind auch nicht auszumachen.
    Ich wanke die Straße entlang, bis ich ein Tor erreiche, das von zwei Löwen auf hohen Sockeln flankiert wird. Ah, ein Haus. Ich werde einfach klingeln und um eine Kopfschmerztablette und ein Glas Wasser bitten. Und fragen, ob es in der Nähe ein Hotel gibt.
    Ich stoße die gusseisernen Torflügel auf und wanke über den knirschenden Kiesweg auf die wuchtige schwarze Eichentür zu. Es ist eher ein Landsitz als ein Haus, aus honigfarbenem Stein mit hohen Giebeln und schlanken Kaminen. In der Auffahrt stehen zwei Porsche. Ich hebe die Hand und betätige den Klingelzug.
    Stille. Ich warte eine Weile, doch es rührt sich nichts, das Haus wirkt wie verlassen. Als ich

Weitere Kostenlose Bücher