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Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
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uns ein klitzekleines Momentchen, Samantha!« Bevor ich auch nur den Mund aufmachen kann, hat sie Eddie schon aus dem Zimmer gezerrt und die Tür hinter sich zugeschlagen. Von draußen dringt eine zwar gedämpft geführte, dafür aber umso hitzigere Debatte herein.
    Ich blicke mich um und versuche einen klaren Gedanken zu fassen.
    Sie halten mich für eine Haushälterin. Eine Haushälterin! Einfach lächerlich. Ich muss das richtig stellen. Ich muss dieses Missverständnis aufklären.
    Wieder erfasst mich heftiger Schwindel, und ich lasse mich aufs Bett sinken. Dann, bevor ich mich davon abhalten kann, habe ich mich auch schon ausgestreckt. Einfach himmlisch. Als würde man in einer weichen, kuscheligen Wolke versinken.
    Ich will nie wieder aufstehen. Dieses Bett ist meine Zuflucht.
    Was für ein Tag. Was für ein langer, alptraumhafter, furchtbarer Tag. Wenn er doch nur schon vorbei wäre.
    »Samantha, Sie entschuldigen die kleine Unterbrechung.« Ich schlage die Augen auf und kämpfe mich mühsam hoch. Trish ist wieder hereingekommen, Eddie steht mit hochrotem Kopf neben ihr. »Bevor wir fortfahren, haben Sie irgendwelche Fragen bezüglich dieser Stellung?«
    Ich starre sie an. Mein Kopf schwirrt wie ein Karussell.
    Dies ist der Moment, wo ich erklären sollte, dass es sich um einen bedauerlichen Irrtum handelt. Dass ich keine Haushälterin bin, sondern Rechtsanwältin.
    Aber mir will kein Ton über die Lippen kommen.
    Ich will nicht weg. Ich will mich in dieses Bett kuscheln und alles um mich herum vergessen.
    Ich könnte über Nacht hier bleiben, schießt es mir durch den nebligen Kopf. Bloß die eine Nacht. Morgen kann ich immer noch alles aufklären.
    »Ah ... könnte ich vielleicht schon heute Abend anfangen?«, höre ich mich sagen.
    »Ich wüsste nicht, was dagegen -«, hebt Eddie an.
    »Wir wollen nichts überstürzen«, unterbricht Trish forsch. »Immerhin haben wir eine ganze Reihe von vielversprechenden Bewerberinnen um diesen Posten, Samantha. Manche davon brillant, wissen Sie. Eins der Mädchen ist sogar eine diplomierte Cordon-Bleu-Köchin!«
    Sie pafft an ihrer Zigarette und mustert mich mit einem herausfordernden Blick. Und in mir versteift sich etwas, ganz automatisch, wie ein Reflex. Ich kann nichts dagegen tun. Es ist stärker als ich, sogar stärker als mein Wunsch, mich einfach auf diesen weichen weißen Laken auszustrecken.
    Will sie damit andeuten ...
    Will sie etwa andeuten, dass ich den Job nicht kriegen könnte?
    Ich halte Trishs Blick einige Sekunden lang stand. Irgendwo, in all der Watte, dem Nebel und dem Schock, reckt ein Überbleibsel der alten Samantha den Kopf. Ja, ich spüre wie sich mein Ehrgeiz vom Sterbelager erhebt, wie er die Nüstern in den Wind reckt und Witterung aufnimmt. Wie er die Ärmel aufkrempelt und in die Hände spuckt. Ich werde doch wohl noch irgend so ein billiges Cordon-Bleu-Flittchen schlagen!
    Ich habe bisher noch nie in einem Bewerbungsgespräch versagt.
    Und das soll auch so bleiben.
    »Also.« Trish wirft einen Blick auf ihre Liste. »Dann verstehen Sie sich also auf alle Arten von Wäsche?«
    »Ich habe in der Schule sogar einen Preis im Wäschewaschen gewonnen«, erwidere ich mit einem bescheidenen Nicken. »Das hat mich eigentlich erst auf den Gedanken gebracht, diesen Berufsweg einzuschlagen.«
    »Was Sie nicht sagen!« Trish ist zutiefst beeindruckt. »Und wie steht‘s mit Cordon Bleu?«
    »Ich bin beim großen Michel de la Roux de la Blanc höchstpersönlich in die Lehre gegangen.« Ich lege eine bedeutungsschwere Pause ein. »Und sein Name spricht ja offensichtlich für sich.«
    »Offensichtlich!« Trish wirft Eddie einen unsicheren Blick zu.
    Wir sitzen wieder im Wintergarten. Trish feuert eine Fragenkanonade auf mich ab, die klingt, als hätte sie sie einem Ratgeber mit dem Titel »Wie finde ich das richtige Hausmädchen?« entnommen. Und ich beantworte jede einzelne Frage mit ungebremstem Selbstbewusstsein.
    Irgendwo, ganz hinten, in meinem Hinterkopf, schreit eine kleine Stimme: »Was machst du da, Samantha? Was um Himmels willen machst du bloß?«
    Aber ich ignoriere sie. Ich will sie nicht hören. Ich habe es irgendwie geschafft, die Wirklichkeit, meine ruinierte Karriere, diesen ganzen, alptraumhaften Tag auszublenden ... alles, außer diesem Bewerbungsgespräch. In meinem Kopf dreht sich alles, und ich habe das Gefühl, ich muss jeden Moment umkippen, doch ein Teil von mir, ein stahlharter, entschlossener kleiner Kern will diesen Job.
    »Was

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