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Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
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paar kullern zu Boden. Egal. Jetzt noch ein bisschen Öl über die Erbsen gesprenkelt. Schon fühle ich mich wie eine Köchin!
    Dann schiebe ich das Blech ins Rohr und drehe den Ofen voll auf. Ich klatsche das Lamm in irgend so einen ovalen, niedrigen Topf und schiebe es hinterher.
    So weit so gut. Jetzt muss ich nur noch Trishs Kochbücher durchforsten, um zu sehen, wie man Gänseleberpastete mit Apricot-Glasur macht.
    Okay. Kein Rezept für Gänseleber in Apricot-Glasur. Das beste, was ich finden konnte, ist ein Rezept für Aprikosenstreusel. Vielleicht lässt sich das ja abändern.
    »Butter mit Mehl verkneten, bis mürbe Streusel entstehen«, lese ich.
    Wie? Mürbe Streusel? Aus Butter und Mehl?
    Die Seite verschwimmt vor meinen Augen, mir schwirrt der Kopf. Ich habe gerade die einzige Chance auf einen Neuanfang ausgeschlagen. Ich kapiere nicht, wie ich das tun konnte. Ich bin doch Rechtsanwältin. Das und nichts anderes. Was soll ich denn sonst tun? Was ist bloß mit mir los?
    O Gott. Warum kommt jetzt Rauch aus dem Ofen?
    Es ist sieben Uhr abends, und ich bin immer noch beim Kochen.
    Zumindest nehme ich an, dass es das ist, was ich tue. Beide Ofen verströmen eine Bullenhitze. Töpfe blubbern auf dem Herd. Der Mixer rattert. Ich habe mir jetzt schon zweimal die rechte Hand verbrannt, als ich was aus dem Rohr holen wollte. Acht Kochbücher liegen aufgeschlagen herum, über eins habe ich aus Versehen Ol geschüttet, über ein anderes Eigelb gekleckst. Mein Gesicht glänzt wie ´ne Schwarte, ich schwitze wie ein Schwein und muss immer wieder eine kurze Pause einlegen, um die Hand unters kalte Wasser zu halten.
    Seit drei Stunden bin ich jetzt schon zugange. Und habe nichts zustande gebracht, was auch nur ansatzweise essbar gewesen wäre. Folgendes musste ich wegschütten: ein zusammengefallenes Schokoladensouffle, angebrannte Zwiebeln (zwei Pfannen) und einen Topf mit geronnenen Aprikosen, bei deren Anblick mir schon schlecht wurde.
    Mir ist ein Rätsel, was ich falsch mache. Es rauszufinden, geht nicht. Ich habe keine Zeit für eine ordentliche Schadensanalyse. Ein Desaster jagt das andere, ich schütte weg, ich fange von vorne an.
    Und die Geigers, die Herzchen, haben keine Ahnung. Sie sitzen sherrytrinkend im Salon. Und glauben, dass alles bestens läuft. Trish hat vor einer halben Stunde mal versucht, in die Küche zu schauen, aber es ist mir zum Glück gelungen, sie an der Tür abzuwimmeln.
    In weniger als einer Stunde werden sie und Eddie sich zu Tisch begeben, werden ihre Servietten ausschütteln, sich ein Glas Mineralwasser einschenken. Und ein Fünf-Sterne-Menü erwarten.
    Mittlerweile befinde ich mich in einem Zustand hektischer Raserei. Ich schaffe es nicht, das weiß ich. Aber die Hoffnung aufgeben - kann ich auch nicht. Irgendwie wird ein Wunder geschehen, irgendwie werde ich es doch noch hinkriegen. Das wird schon -
    O Gott, jetzt kocht die Bratensoße über.
    Ich knalle das Backrohr zu, schnappe mir den nächstbesten Löffel und rühre hektisch um. Das Zeugs sieht aus wie eine widerliche wässrig-braune Brühe mit Klümpchen drin. Panisch schaue ich mich nach etwas um, was ich reintun könnte, um das ganze doch noch zu retten. Mehl. Maismehl. Oder so. Genau. Ich schnappe mir ein Glas mit einem weißen Pulver und schütte eine großzügige Portion in den Topf. Erleichtert wische ich mir den Schweiß von der Stirn. Gut. Was kommt jetzt?
    Das Eiweiß! Sollte jetzt eigentlich steif geschlagen sein. Ich greife zum aufgeschlagenen Kochbuch und fahre mit dem Finger die Seite entlang. Ich habe mich, was die Nachspeise betrifft, anders entschieden, nachdem ich in einem der Kochbücher auf die Zeile »Baisers sind kinderleicht!« gestoßen bin.
    So weit so gut. Und jetzt? »Steife Eiweißmasse auf ein Backblech geben und zu einem Ring formen.«
    Ich werfe einen Blick auf den Mixer. Steife Eiweißmasse? Meine ist ganz flüssig.
    Es muss stimmen, rede ich mir panisch ein. Es muss. Ich habe das Rezept schließlich ganz genau befolgt. Vielleicht ist es ja dicker, als es aussieht. Vielleicht sollte ich es einfach mal aufs Backblech schütten. Vielleicht versteift es sich dann ja auf wundersame Weise.
    Vorsichtig gieße ich die Mixtur aufs Backblech.
    Nichts ist mit Versteifen. Ein großer weißer See breitet sich auf dem Backblech aus, rinnt über den Rand und klatscht in dicken Klecksen auf den Fußboden.
    Eine innere Stimme sagt mir, dass daraus wohl keine Pavlova mit weißer Schokolade für acht wird.
    Ein

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