Goettin in Gummistiefeln
Sorbet.«
Nathaniel hat eine Pfanne mit verkokelten Zwiebeln ergriffen und tut, als würde er essen. Hm, lecker, gibt er mir mimisch zu verstehen.
Mir kullern inzwischen vor Lachen die Tränen die Backen runter. Ich halte die Luft an, um ja partout keinen Piepser von mir zu geben. »Na gut! Bis später!«
Trish trippelt mit klappernden Absätzen davon, und ich breche in hilfloses Gelächter aus. Ich muss lachen, wie ich noch nie in meinem Leben gelacht habe. Meine Rippen tun weh, ich muss husten, mir wird fast schlecht.
Als ich es dann doch irgendwann schaffe, mich wieder zu beruhigen, wische ich mir die Augen ab und schnauze mich kräftig. Nathaniel hat ebenfalls zu lachen aufgehört und blickt sich jetzt in der Katastrophenzone um.
»Im Ernst«, sagt er, »was wollen Sie jetzt machen? Die erwarten ein Mordsessen!«
»Ich weiß.« Neuerlich keimt hysterische Heiterkeit in mir auf, aber diesmal kämpfe ich sie tapfer nieder. »Ich weiß. Ich werde mir eben ... was ausdenken müssen.«
Einen Moment lang herrscht Stille in der Küche. Nathaniel beäugt neugierig die weißen Baiserklatscher auf dem Fußboden.
»Also gut.« Ich hole tief Luft. Mit einem kleinen Schaudern streiche ich mir die verschwitzten Strähnen aus der Stirn. »Ich werde die Situation retten.«
»Sie werden die Situation retten.« Er wirkt nicht sehr überzeugt.
»Tatsächlich werde ich damit sämtliche Probleme mit einem Schlag lösen.« Ich hieve mich auf die Beine und fange an, leere Packungen zusammenzuraffen und in den Abfalleimer zu werfen. »Muss nur erst ein bisschen klar Schiff machen ...« »Ich helfe Ihnen.« Nathaniel steht auf. »Das muss ich sehen.«
In trauter Zweisamkeit leeren wir den verunglückten Inhalt von Pfannen und Töpfen und Schüsseln in den Abfall. Ich schrubbe den Schlamassel von Anrichte und Herd, und Nathaniel wischt derweil den gröbsten Dreck vom Fußboden auf.
»Wie lange arbeitest du schon hier?«, erkundige ich mich, während er den Lappen in der Spüle auswäscht.
»Seit drei Jahren. Ich war schon bei den Leuten, die vor den Geigers hier wohnten, den Ellises. Dann sind plötzlich Trish und Eddie aufgetaucht und haben mich übernommen.«
Das lasse ich erst einmal einsinken. »Warum sind die Ellises überhaupt ausgezogen? Es ist doch so ein wunderschönes Haus.«
»Ach weißt du, die Geigers haben ihnen ein Angebot gemacht, dem sie nicht widerstehen konnten.« Nathaniels Mundwinkel zucken. Ist das ... ein Schmunzeln?
»Was?«, sage ich fasziniert. »Was ist passiert?«
»Naja ...« Er wirft den Lappen beiseite. »War ziemlich komisch. Das Haus wurde als Drehort für eine BBC-Serie verwendet. Zwei Wochen, nachdem die Folge im Fernsehen gelaufen war, tauchten Trish und Eddie auf der Türschwelle auf und wedelten mit einem Scheck. Offenbar hatten sie die Sendung gesehen und rausgekriegt, wo das Haus ist.«
»Wow.« Ich lache. »Haben wohl eine Stange mehr bezahlt, als es wert ist.«
»Weiß der Himmel, was sie bezahlt haben. Die Ellises haben es nie verraten.«
»Weißt du eigentlich, wie die Geigers zu all ihrem Geld gekommen sind?« Ich weiß, ich bin neugierig, aber es ist schön, mal zur Abwechslung im Leben eines anderen herumzustochern. Und das eigene vergessen zu können.
»Sie haben aus dem Nichts eine Straßenbaufirma aufgebaut und sie für ´ne hübsche Stange weiterverkauft.« Er macht sich über den letzten Klecks Eiweiß her.
»Und du selber? Vor den Ellises, meine ich?« Schaudernd schütte ich die grässliche Aprikosenpampe in den Abfall.
»Da war ich im Merchant House. Das ist ein Herrschaftssitz in der Nähe von Oxford. Und davor, die Uni.«
»Die Uni?«, wiederhole ich aufhorchend. »Ich wusste gar nicht, dass -«
Errötend unterbreche ich mich. Was ich sagen wollte war, >ich wusste gar nicht, dass Gärtner studiert haben müssen<.
»Habe Naturwissenschaften studiert.« Nathaniel sieht mich mit einem Blick an, als wusste er ganz genau, was ich denke.
Ich mache schon den Mund auf, um ihn zu fragen, wann und wo er studiert hat, doch dann klappe ich ihn wieder zu und mache stattdessen den Abfallschredder an. Eine Unterhaltung in der Richtung »wen kennst du auf der Uni, den ich auch kenne?«, kann ich weiß Gott nicht gebrauchen. Im Moment möchte ich überhaupt an möglichst wenig aus meinem eigenen Leben erinnert werden.
Endlich sieht die Küche wieder halbwegs normal aus. Rasch trinke ich noch meinen Eierbecher aus. Dann hole ich tief Luft.
»Okay. Showtime.«
»Viel
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