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Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
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fetter Kleckser halb flüssigen Eischnees klatscht mir auf den Fuß. Ich stoße einen Wutschrei aus. Ich könnte heulen. Warum funktioniert das einfach nicht? Ich habe doch alles getan, was in dem dämlichen Rezept drin steht! In mir fängt es an zu brodeln. All die Wut, die sich in mir aufgestaut hat, droht aus mir hervorzubrechen: Wut auf mich selbst, auf mein verhunztes Eiweiß, auf beschissene Kochbücher, aufs Kochen an sich (und Essen, wo wir schon dabei sind) ... vor allem aber auf den Idioten, der geschrieben hat, dass Baisers ja so »kinderleicht« zu machen wären.
    »Sind sie nicht!«, höre ich mich kreischen. »Sind sie verflucht noch mal nicht!« Ich pfeffere das Kochbuch quer durch die Küche. Mit einem lauten Knall prallt es gegen die Tür zum Garten.
    »He! Was zum Teufel -«, höre ich eine erstaunte Männerstimme rufen.
    Schon fliegt die Türe auf und Nathaniel steht im Türrahmen, Beine wie Baumstämme. Seine Haare glänzen in der Abendsonne, er hat einen Rucksack über der Schulter. Sieht aus, als ob er gerade gehen wollte. »Was ist los?«
    »Nichts«, sage ich erschrocken. »Es ist nichts. Alles in Ordnung. Danke. Danke vielmals.« Ich wedle wegwerfend mit der Hand, doch er rührt sich nicht vom Fleck.
    »Habe gehört, dass Sie heute Abend was ganz Großes kochen«, sagt er langsam, während sein Blick über die Verheerung schweift.
    »Ja. Ja, das stimmt. Ich ... ich bin nur gerade in einer kritischen Phase ... äh ...« Mein Blick fällt auf den Herd und ich stoße einen Schreckensschrei aus. »Scheiße! Die Soße!«
    Ich weiß nicht, was da schon wieder passiert ist. Braune Bläschen blubbern aus dem Topf, ruckeln über den Rand, ergießen sich über den Herd und tropfen bereits auf den Fußboden. Es sieht aus wie in dieser Geschichte vom »Süßen Brei« und dem Zaubertopf, der nicht mehr aufhören wollte, immer mehr Brei zu machen.
    »So nehmen Sie doch den Topf vom Herd!«, ruft Nathaniel aufgeregt. Er reißt den Topf weg und schaltet die Platte aus. »Was ist da drin, verdammt noch mal?«
    »Nichts!«, rechtfertige ich mich. »Was man eben so reintut ...«
    Nathaniels Blick fällt auf das Glas mit dem weißen Pulver, das neben dem Herd steht. »Backpulver?«, ruft er fassungslos aus. »Sie haben Backpulver in Bratensoße geschüttet? Das haben Sie doch sicher nicht auf Ihrer Schule -« Er unterbricht sich und schnüffelt prüfend. »Moment mal. Brennt da was an?«
    Hilflos schaue ich zu, wie er die Backrohrklappe aufmacht, mit geübtem Griff einen Topfhandschuh überstreift und das Backblech herauszieht, das aussieht, als wäre es mit winzigen schwarzen Pistolenkugeln besprenkelt.
    Meine Kichererbsen. Die hatte ich ganz vergessen.
    »Was soll das denn darstellen?«, stößt er ungläubig aus. »Hasenköttel?«
    »Das sind Kichererbsen«, entgegne ich würdevoll, wenn auch mit schamroten Backen. »Kichererbsen in Olivenöl. Damit sie ... schön schmelzen.«
    »Schmelzen?«
    »Weich werden«, korrigiere ich mich hastig.
    Nathaniel stellt das Blech beiseite und verschränkt die Arme.
    »Was haben Sie eigentlich gelernt? Kochen offenbar nicht«, stellt er fest.
    Bevor ich antworten kann, gibt die Mikrowelle einen mächtigen KNALL von sich.
    »O mein Gott!«, kreische ich, »O mein Gott! Was war das?«
    Nathaniel späht angestrengt durch die Glasscheibe. »Was zum Teufel war da drin?«, will er wissen. »Da ist was explodiert.«
    Ich überlege fieberhaft. Was habe ich da noch mal reingetan? Es ist alles so verschwommen.
    »Die Eier!«, fällt es mir plötzlich wieder ein. »Ich wollte die Eier für die Kanapees kochen.«
    »In der Mikrowelle?«, stößt er fassungslos hervor.
    »Um Zeit zu sparen!« Ich brülle beinahe. »Aus Effizienzgründen!«
    Nathaniel reißt den Stecker aus der Steckdose und dreht sich mit fassungsloser Miene zu mir um. »Sie verstehen einen Dreck vom Kochen! Das ist alles ein großer Schwindel! Sie sind gar keine Haushälterin. Ich weiß nicht, was zum Teufel Sie vorhaben -«
    »Gar nichts!«, entgegne ich schockiert.
    »Die Geigers sind nette Leutchen.« Sein Blick nimmt mich förmlich in die Zange. »Ich werde nicht zulassen, dass man sie ausnützt.«
    Er sieht einen Moment lang richtig gefährlich aus. O Gott. Wofür hält er mich? Für eine Art Verbrecherin?
    »Bitte ... hören Sie.« Ich reibe mir übers schweißglänzende Gesicht. »Ich will niemanden reinlegen. Gut, ich gebe zu, ich kann nicht kochen. Aber ich wollte hier nicht anfangen. Das Ganze ist ... ein

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