Goettin in Gummistiefeln
gerichtet.
»Dann bis später, zum Frühstück«, trällert Trish und winkt mir fröhlich vom Bett aus zu. »Ciao, ciao!«
Ich werde nicht schlau aus Trishs Launen. Gerade waren wir noch im Herrin-Hausmädchen-Modus und jetzt winkt sie mir zu wie einer frischgebackenen Kreuzfahrtbekanntschaft.
»Äh ... tschüss!«, versuche ich mich der munteren Stimmung anzupassen. Ich knickse, trete vorsichtig über den pflaumenblauen BH und verdrücke mich, so schnell ich kann.
Die Zubereitung des Frühstücks verläuft nicht ganz ohne Schwierigkeiten. Erst nach drei Fehlversuchen gelingt es mir, eine Grapefruit in zwei gleich große Hälften zu teilen. Was in der Tat gar nicht so leicht ist. Warum machen die nicht einfach einen Strich um die blöde Grapefruit herum: »Bitte hier schneiden!« Oder gleich eine Perforationslinie? Inzwischen kocht auch noch die Milch für den Kaffee über. Und als ich erschrocken die Kaffeedose absetze, staubt mir das ganze Pulver ins Gesicht. Zum Glück sind Trish und Eddie nebenan so damit beschäftigt, sich darüber zu streiten, wo sie im nächsten Urlaub hinfahren sollen, dass sie gar nicht merken, was in der Küche los ist. Oder meine Schreckensschreie hören.
Auf der Plusseite kann ich vermelden, dass ich glaube, den Toaster allmählich in den Griff zu kriegen.
Nach dem Frühstück räume ich als Erstes das dreckige Geschirr in die Spülmaschine. Ich bin gerade dabei, mir fieberhaft den Kopf darüber zu zerbrechen, wie ich das Dings gestern zum Laufen gebracht habe, als Trish hereinkommt.
»Samantha, Mr. Geiger möchte Sie in seinem Studierzimmer sprechen«, verkündet sie hoheitsvoll. »Wegen des Anstellungsvertrags, Sie wissen schon. Bitte lassen Sie ihn nicht warten!«
»Ah ... sehr wohl, Madam.« Ich knickse und streiche meine Uniform glatt. Dann gehe ich hinaus, durchquere die Eingangshalle und klopfe zweimal an die Tür von Eddies »Studierzimmer«.
»Herein!«, dröhnt es gut gelaunt durchs Holz, und ich öffne die Tür. Eddie sitzt hinter seinem Schreibtisch, einem wuchtigen Möbel aus massivem Mahagoni mit geprägten Lederintarsien. Darauf steht ein ziemlich teuer aussehender Laptop. Eddie ist mittlerweile - Gott sei Dank - vollständig angezogen, in brauner Golfhose und Polohemd. Sein Aftershave riecht man im ganzen Zimmer.
»Ah, Samantha. Sind Sie bereit für unser kleines Meeting?« Eddie winkt mich auf einen hochlehnigen Stuhl, und ich setze mich. »Also dann! Hier ist es! Das heiß ersehnte Dokument!«
Mit wichtigtuerischer Geste überreicht er mir eine Mappe auf der HAUSHÄLTERINNENVERTRAG steht. Ich schlage sie auf und stoße auf ein Titelblatt aus dickem, künstlich vergilbtem Papier. Das Ganze erinnert an eine alte Pergamentrolle. Darauf stehen in verschnörkelten, mittelalterlichen Lettern folgende Worte:
Anstellungsvertrag
Zwischen Samantha Sweeting
und Mr. und Mrs. Edward Geiger
Geschlossen an diesem Tage
dem zweiten Juli
im Jahre des Herrn
Zweitausendvier
»Wow«, stoße ich überrascht hervor. »Haben Sie das ... von einem Anwalt aufsetzen lassen?«
Ich kann mir keinen Rechtsanwalt vorstellen, der einen Anstellungsvertrag in pseudomittelalterlicher Kitschschrift verfassen, geschweige denn eine alte Pergamentrolle als Deckblatt verwenden würde.
»Pah, Anwälte! Die brauche ich nicht.« Eddie gibt ein wissendes Glucksen von sich. »Das Spielchen spiele ich nicht mit. Knöpfen einem ein Vermögen ab, für das bisschen Latein. Lassen Sie sich das von mir gesagt sein, Samantha, so was kann man mit ein bisschen Verstand ganz leicht selber aufsetzen.« Er zwinkert mir zu.
»Da haben Sie sicher Recht«, entscheide ich mich schließlich zu sagen. Ich blättere das Titelblatt um und überfliege den Vertragstext.
Ach, du meine Güte. Was ist das denn? Ich muss mir auf die Lippe beißen, um nicht laut aufzulachen, während ich hier und da einen Satz lese.
... Samantha Sweeting (nachfolgend Probantin genannt) ...
Probandin? Weiß er überhaupt, was das heißt?
... insofern, als posthum genannte kulinarische Dienstleistungen, prima facie, leichte Snacks und Getränke inkludieren, aber nicht exklusivieren ...
Meine Lippen sind fest aufeinander gepresst. Ich darf nicht lachen.
Bezugnehmend auf Prädisputiertes, verpflichten sich sämtliche Parteien, ipso facto, gratifizierte Rechte bindend und zweifelsfrei einzuhalten. Coitus ergo sum!
Wie? Wie bitte?
Das Ganze ist ein haarsträubender Mischmasch aus willkürlich aneinander geklebten, pseudojuristischen
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