Goettin in Gummistiefeln
Glück.« Nathaniel hebt die Augenbrauen.
Als ich die Küchentür aufmache, sehe ich Trish und Eddie gespannt in der Eingangshalle herumlungern, mit Sherrygläsern in der Hand.
»Ah, Samantha, da sind Sie ja! Alles fertig?« Trish strahlt vor Erwartungsfreude wie ein Kronleuchter. Ich bekomme unwillkürlich ein schlechtes Gewissen wegen dem, was nun folgen muss.
Aber es gibt keinen anderen Ausweg.
Ich hole tief Luft und setze mein bestes »leider muss ich Ihnen eine traurige Mitteilung machen, liebe/r Klient/in«-Gesicht auf. »Mr. und Mrs. Geiger.« Ich blicke vom einen zum anderen, um sicherzugehen, dass ich ihre volle Aufmerksamkeit genieße. »Ich bin am Boden zerstört.«
Ich schließe die Augen und schüttle den Kopf.
»Zerstört?«, echot Trish nervös.
»Ich habe getan, was ich konnte.« Ich öffne meine Augen. »Aber ich kann mit Ihrer Ausrüstung einfach nicht arbeiten. Das Abendessen entsprach nicht meinen hohen professionellen Anforderungen. Ich konnte es unmöglich aus der Küche lassen. Die Unkosten werde ich Ihnen selbstverständlich ersetzen - und gleichzeitig meine Kündigung einreichen. Ich werde schon morgen gehen.«
So, das wär‘s. Geschafft. Ohne größeren Schaden.
Ich schaue unwillkürlich zu Nathaniel hin, der im Türrahmen der Küche lehnt. Er schüttelt mit einem leisen Lächeln den Kopf und zeigt mir den hochgereckten Daumen.
»Gehen?« Trish glotzt mich konsterniert an. Ihre blauen Augen wollen förmlich aus ihren Höhlen quellen. »Sie können doch nicht gehen! Sie sind die beste Haushälterin, die wir je hatten! Eddie, tu doch was!«
»Mrs. Geiger, nach meiner heutigen Leistung bleibt mir keine andere Wahl«, erkläre ich. »Offen gesagt, das Dinner war ungenießbar.«
»Aber das war doch nicht Ihre Schuld!«, kreischt Trish wild. »Es war unsere Schuld! Wir werden Ihnen sofort neue Sachen bestellen.«
»Aber -«
»Sie müssen nur sagen, was Sie brauchen. Egal was! Wir scheuen keine Kosten! Und Sie kriegen eine Gehaltserhöhung!« Von einem Geistesblitz erfasst, stößt sie hervor: »Wie viel möchten Sie haben? Sagen Sie‘s bitte!«
Das läuft nicht ganz so, wie ich es erwartet hatte. »Naja ... über Geld haben wir uns eigentlich noch gar nicht unterhalten ...« Etwas verlegen blicke ich zu Boden.
»Eddie!« Trish fällt wutentbrannt über ihren Göttergatten her. »Das ist alles deine Schuld! Samantha geht jetzt, weil du ihr nicht genug bezahlst!«
»Das habe ich nie behauptet -«, sage ich hilflos.
»Und sie braucht neue Töpfe und Pfannen. Nur vom Allerfeinsten natürlich.« Sie stößt Eddie den Ellbogen in die Rippen und brummelt: »Sag doch was!«
»Ah ... Samantha.« Eddie räuspert sich verlegen. »Wir würden uns glücklich schätzen, wenn Sie es in Betracht ziehen könnten, vielleicht doch bei uns zu bleiben. Ihre bisherigen Leistungen haben uns mehr als überzeugt, und was immer Sie für Gehaltsvorstellungen haben ... wir werden sie erfüllen.« Trish gibt ihm einen erneuten Rippenstoß. »Übertreffen.«
»Einschließlich Krankenversicherung und Rentenversicherung«, fügt Trish hinzu.
Beide beäugen mich mit geradezu flehentlicher Hoffnung.
Ich schaue zu Nathaniel hin, der den Kopf schief gelegt hat, wie um zu sagen, »warum nicht?«
Auf einmal fühle ich mich ganz komisch. Drei Leute. Und alle haben mir innerhalb von zehn Minuten gesagt, dass sie mich haben wollen.
Ich könnte bleiben. So einfach ist das.
Du kannst nicht kochen, flüstert ein inneres Stimmchen. Du hast keinen blassen Schimmer von Hausarbeit.
Aber ich könnte es lernen. Ich könnte all das lernen.
Die Stille dehnt sich zu unerträglicher Spannung. Selbst Nathaniels Blick hängt gebannt an mir.
»Also ... also gut. Okay.« Ich muss unwillkürlich lächeln. »Gut. Wenn Sie wollen ... dann bleibe ich.«
Später an diesem Abend, nachdem wir uns was vom Chinesen haben kommen lassen, hole ich mein Handy hervor und rufe im Büro meiner Mutter an.
»Schon gut, Mutter«, spreche ich auf die Mailbox. »Du brauchst deine Beziehungen nicht mehr für mich spielen zu lassen. Ich habe bereits eine Stelle.« Und damit lege ich auf.
Ein unsichtbares Band ist zerschnitten.
Ich fühle mich frei.
10
Das einzige Problem ist, dass ich jetzt tatsächlich eine Haushälterin sein muss.
Ich habe mir daher den Wecker für den nächsten Morgen sehr früh gestellt. Als ich in meiner drögen Dienstbotentracht unten in der Küche ankomme, wabert im Garten noch der Morgennebel. Alles ist still, nur
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