Goettin in Gummistiefeln
bloß ein bisschen Zeit, die blöde Wäsche reinzutun. Ich hole tief Luft. Nur die Ruhe. Immer eins nach dem anderen. Erster Schritt: Wäsche rein. Ich raffe einen Haufen Kleidung zusammen, doch bevor ich sie in die Maschine tue, halte ich inne.
Nein. Erster Schritt: Wäsche sortieren. Zufrieden mit mir, weil ich daran gedacht habe, fange ich an, die Schmutzwäsche zu sortieren. Die Schildchen konsultierend, mache ich auf dem Fußboden verschiedene Häufchen.
Weißes (40 Grad)
Kochwäsche (90 Grad)
Buntwäsche (40 Grad)
Links waschen. (Wie?)
Separat waschen.
Im Schongang waschen.
Im Extra-Schongang waschen.
Als der erste Korb sortiert ist, könnte die Verwirrung nicht größer sein. Ich habe ungefähr zwanzig Häufchen vor mir auf dem Fußboden liegen, die meisten davon bestehen aus nur einem Teil. Lächerlich. Ich kann doch nicht zwanzig Waschgänge machen. Da wäre die Wäsche am Ende der Woche noch nicht fertig.
Und was soll ich jetzt tun? Wie soll ein Mensch daraus schlau werden? Frust überkommt mich. Und eine leichte Panik. Jetzt bin ich schon eine Viertelstunde hier und habe noch nicht einmal angefangen.
Okay ... betrachten wir es einmal ganz rational. Menschen waschen Wäsche, jeden Tag, überall auf der Welt. Es kann also nicht so schwer sein. Ich muss eben einfach ein bisschen mischen und kombinieren.
Ich raffe einen Arm voll Wäsche vom Boden auf und stopfe sie in die Trommel. Dann schaue ich in ein Schränkchen und sehe mich mit einer Unmenge von Waschmitteln konfrontiert. Welches nehmen? All die Namen, die ich nur aus der TV-Werbung kenne. Fleckenlos weiß. Blütenrein. Weißer als weiß. Biologisch abbaubar. Waschmaschinen leben länger mit Calgon.
Ich will gar nicht, dass diese Waschmaschine länger lebt. Ich will nur, dass sie die Scheißwäsche wäscht.
Schließlich entscheide ich mich für eine Packung mit weißen T-Shirts drauf, schüttle ein wenig Pulver in das kleine Plastikfach und, zur Sicherheit, auch noch was in die Trommel. Kann nicht schaden. Entschlossen klappe ich den Deckel zu. Und jetzt?
WASCHEN?, blinkt es mir immer noch entgegen. WASCHEN?
»Ah ... ja!«, sage ich. »Wasch das mal.« Und drücke auf den nächstbesten Knopf.
PROGRAMM EINGEBEN blinkt es mir zu.
Programm?
Suchend blicke ich mich um. Ah, da steht das Handbuch, hinter einer Sprühflasche. Ich nehme es und schlage es auf.
Halbe Wäschemenge nur bei leicht verschmutzter Wäsche (Vorwaschgang) A3-E2 und Nachspülprogrammen G2-L7, außer H4.
Was?
Jetzt komm schon. Du hast in Cambridge studiert. Du kannst Latein, verdammt noch mal. Du kriegst das raus. Ich blättere eine Seite weiter.
Kein Schleudern bei Programmen E5 und Fl, AUSSER man drückt vor Beginn Schalter »S« für fünf Sekunden ODER —nur Programm E5! — während des Waschvorgangs zehn Sekunden lang (nicht bei Wolle!).
Ich kann das nicht. Mein Examen in Wirtschaftsrecht war tausendmal leichter als das hier. Also gut, weg mit dem blöden Handbuch. Wollen doch mal unseren gesunden Menschenverstand benutzen. In bester kompetenter Haushälterinnenmanier drücke ich auf das Tastenfeld.
PROGRAMM K3?, blinkt mich die Maschine an. PROGRAMM K3?
Nein, das klingt nicht gut. Das gefällt mir nicht. Das klingt irgendwie finster. Wie ein Berggipfel oder eine geheime Regierungsverschwörung.
»Nein«, widerspreche ich laut und drücke einen anderen Knopf. »Ich will was anderes.«
SIE HABEN PROGRAMM K3 GEWÄHLT, blinkt es mich an.
»Ich will aber nicht K3!«, stoße ich ärgerlich hervor. »Los, ich will was anderes!« Ich drücke auf sämtliche Knöpfe, aber die blöde Maschine ignoriert mich. Wasser läuft rauschend in die Maschine ein und ein grünes Licht geht an.
PROGRAMM K3, blinkt das Display. HOCHLEISTUNGSWASCHPROGRAMM FÜR POLSTERBEZÜGE
Hochleistungswaschprogramm? Polsterbezüge?
»Halt, aufhören«, zische ich und hämmere auf die Tastatur ein. »Halt!« In meiner Verzweiflung versetze ich der Maschine einen Tritt. »Stop!«
»Bei Ihnen alles in Ordnung?«, höre ich plötzlich Trishs Stimme aus der Küche. Ich springe wie ein aufgescheuchtes Huhn von der Waschmaschine weg.
»Äh ... prima! Alles klar!« Als sie in der Tür auftaucht, setze ich hastig ein professionelles Lächeln auf. »Ich ... mache bloß die Wäsche.«
»Prima!« Sie hält ein gestreiftes Hemd hoch. »Also, Mr. Geiger hat einen Knopf verloren. Wären Sie so nett ...«
»Aber sicher!« Einen Kloß von der Größe eines Tennisballs herunterschluckend, nehme ich das
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