Goettin in Gummistiefeln
Tee erwartet. Schluck. Jetzt bloß nichts anmerken lassen. Ich habe nichts gesehen. Gar nichts.
»Ich ... äh ... bringe Ihnen den Tee, Madam«, sage ich mit vor Nervosität schwankender Stimme. »Ich dachte ... Sie möchten vielleicht eine Tasse.«
Bloß nicht auf Joy of Sex gucken. Augen stur geradeaus. Trishs Züge entspannen sich.
»Samantha! Sie Schatz! Stellen Sie‘s ab! Stellen Sie‘s ab!« Sie wedelt mit der Hand in Richtung Nachtkästchen.
Gerade als ich darauf zusteuern will, geht die Badezimmertür auf und Eddie kommt heraus. Alles, was er anhat, ist eine viel zu enge Boxershorts. Seine Brust ist geradezu erschreckend behaart. Himmel.
Irgendwie gelingt es mir, nicht das ganze Tablett fallen zu lassen.
»Tut mir ... tut mir schrecklich Leid«, stammle ich, zurückweichend. »Ich wusste nicht ...«
»Seien Sie nicht albern! Kommen Sie!«, ruft Trish fröhlich aus. Meine Anwesenheit im Schlafzimmer scheint ihr plötzlich überhaupt nichts mehr auszumachen. »Wir sind doch nicht prüde.«
Okay, ich wünschte, sie wären es. Vorsichtig nähere ich mich dem Bett, wobei ich über einen pflaumenblauen Spitzen-BH steigen muss. Dezent schiebe ich auf Trishs Kommode ein Foto von Trish und Eddie beiseite, dann stelle ich schnell das Tablett ab. Auf dem Foto sitzen sie - wie peinlich! - in einem Jacuzzi und prosten sich mit Sektflöten zu.
So schnell ich kann, gieße ich zwei Tassen ein und reiche jedem der beiden eine. Es ist mir unmöglich, Eddie in die Augen zu sehen. In welchem Job sieht man schon seinen Boss wie Gott ihn erschaffen hat?
Da kommt mir nur eine einzige andere Profession in den Sinn. Was es nicht gerade leichter macht.
»Also ... dann gehe ich jetzt wieder«, murmle ich mit gesenktem Kopf.
»Wozu die Eile?« Trish nippt genießerisch an ihrem Tee. »Mmm. Jetzt, wo Sie schon mal da sind, würde ich gerne einen kleinen Schwatz halten! Sehen, wo wir stehen, Sie wissen schon.«
»Ah ... gut.« Ihr Nachthemdchen klafft auf, und ich kann eine Brustwarze sehen. Hastig wende ich den Blick ab, nur um mich mit dem bärtigen Kerl aus Joy of Sex konfrontiert zu sehen, der alle möglichen Verrenkungen macht.
Ohne es zu wollen, sehe ich plötzlich Trish und Eddie vor mir. In genau derselben Stellung.
Nicht. Aufhören.
Ich spüre, wie ich knallrot anlaufe. Wie seltsam, wie bizarr ist es eigentlich, im Schlafzimmer von zwei praktisch wildfremden Menschen zu stehen und buchstäblich gezeigt zu kriegen, wie sie Sex haben? Und es scheint ihnen nicht mal was auszumachen ...
Doch dann geht mir ein Licht auf. Klar! Ich gehöre zum Personal. Ich zähle nicht.
»Also, ist alles so weit in Ordnung, Samantha?« Trish stellt ihre Tasse ab und blickt mich aus kleinen Perlenaugen an. »Sie finden sich zurecht? Alles unter Kontrolle?«
»Selbstverständlich.« Ich angle fieberhaft nach einer kompetent klingenden Floskel. »Oh - ich habe das Dings, äh, die Dinge fest im Griff.« Aaaah. »Ich meine ... mir schlüpft nichts durch die Finger.«
Aaaah.
»Na prima!«, flötet sie. »Wusste ich‘s doch! Sie brauchen keine Hilfe, Sie finden sich auch so zurecht!«
»Kann man wohl sagen!«
Trish nimmt strahlend einen Schluck Tee. »Und heute werden Sie sich wohl an die große Wäsche machen, wie?«
Die Wäsche. Auf den Gedanken wäre ich nie gekommen.
»Würden Sie dann auch bitte gleich die Bettwäsche wechseln? Aber erst wenn Sie ohnehin die Betten machen.«
Betten machen? Auf den Gedanken wäre ich auch nie gekommen. Eine leise Panik durchzuckt mich. Nicht nur, dass ich die Dinge nicht im Entferntesten »im Griff« habe - ich weiß nicht mal, was »die Dinge« sind!
»Nun ... natürlich habe ich meine eigene ... äh ... Vorgehensweise«, behaupte ich so lässig wie möglich. »Aber es wäre trotzdem gut, wenn Sie mir eine Liste meiner Pflichten zusammenstellen würden.«
»Ach.« Trish wirkt ein wenig irritiert. »Wenn Sie das wirklich für nötig halten.«
»Und ich, Samantha, möchte später Ihren Anstellungsvertrag mit Ihnen durchgehen«, erklärt Eddie. Er steht mit einer Hantel vor dem Spiegel. »Damit Sie wissen, worauf Sie sich eingelassen haben.« Er lacht dreckig. Dann, mit einem leisen Grunzen, wuchtet er die Hantel hoch, wobei sein Wabbelbauch beeindruckende Wellenbewegungen vollführt, ein Anblick, der mein Frauenherz nicht gerade höher schlagen lässt.
»Also ... äh ... ich muss dann wieder ...« Hastig trete ich den Rückzug in Richtung Tür an, den Blick starr auf den Boden
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