Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
zwei Elstern beharken sich aufgeregt zwitschernd auf dem Rasen. Ich habe das Gefühl, der einzige Mensch auf der Welt zu sein.
    So leise wie möglich räume ich die Spülmaschine aus und steile alles in die Schränke. Dann schiebe ich die Stühle zurecht. Mache mir eine Tasse Kaffee. Blicke mich in der chromglänzenden Küche um. Mein Reich. Bloß, dass es mir nicht wie mein Reich vorkommt. Mehr wie die furchteinflößende Küche von jemand anderem.
    Also ... was mache ich jetzt? Einfach so rumstehen geht nicht. Das macht mich ganz hibbelig. Mein Blick fällt auf einen alten Economist, der im Zeitschriftenständer neben dem Tisch steckt, und ich nehme ihn heraus. Müßig blättere ich darin herum und stoße auf einen interessanten Artikel über internationale Geldwirtschaft. Ich nippe an meinem Kaffee.
    Doch als ich oben was höre, stecke ich die Zeitschrift hastig wieder weg. Haushälterinnen lesen schließlich keine Artikel über internationale Finanzpolitik. Ich sollte in der Küche rumwuseln, Marmelade kochen oder so was.
    Bloß, dass wir mehr als genug Marmelade haben, einen ganzen Schrank voll. Außerdem weiß ich sowieso nicht, wie man Marmelade kocht.
    Was sonst? Was tut man als Haushälterin eigentlich so den lieben langen Tag? Ich lasse den Blick erneut durch die Küche schweifen. Sieht blitzblank aus. Oh, ich könnte Frühstück machen, fällt mir ein. Aber erst muss ich wissen, was sie haben wollen ...
    Ich muss auf einmal an gestern denken. Trish hat mir eine Tasse Tee gebracht.
    Vielleicht sollte ich ja heute ihr einen Tee bringen! Vielleicht warten sie ja schon fingertrommelnd darauf, dass ich mit dem verdammten Tablett auftauche.
    Rasch setze ich Wasser auf und mache eine ganze Kanne voll. Die stelle ich mit zwei Tassen und Untertassen auf ein Tablett und tue, nach kurzem Überlegen, noch einen Teller Teegebäck dazu. Dann gehe ich nach oben, den dunklen, stillen Flur entlang zu Trishs und Eddies Schlafzimmer. Vor der Tür bleibe ich, plötzlich unsicher geworden, stehen. Was jetzt?
    Und wenn sie noch schlafen und ich sie aufwecke? Ich werde ganz leise anklopfen, sage ich mir. Genau. Ein kurzes, diskretes Haushälterinnenklopfen.
    Ich hebe die Hand, um zu klopfen, aber das Tablett ist zu schwer, um es mit einer Hand zu halten, und es beginnt gefährlich zu kippen. Im letzten Moment gelingt es mir gerade noch, das Ganze abzufangen, bevor die Teekanne runterknallt. Schwitzend stelle ich das schwere Tablett am Boden ab, hebe die Hand, klopfe leise und nehme dann das Tablett wieder auf. Keine Antwort. Was jetzt? Zögernd klopfe ich erneut.
    »Eddie! Lass das!«, dringt Trishs Heulbojenstimme durch die Tür.
    O Gott. Warum hören die mich nicht?
    Mittlerweile muss ich einen Kopf wie eine rote Ampel haben. Und das blöde Tablett ist verflucht schwer. Ich kann doch nicht den ganzen Tag mit dem Tee vor der Tür herumstehen. Ob ich einfach wieder gehen soll? Ich wende mich ab und will besiegt davonschleichen, doch plötzlich überkommt mich eine wilde Entschlossenheit. Nein. Sei kein solcher Feigling. Ich habe Tee gemacht und den werden sie jetzt verdammt noch mal trinken. Oder anbieten werde ich ihn zumindest. Sie können mich ja wieder wegschicken, wenn es ihnen nicht passt.
    Das Tablett fest umklammert, bumse ich laut damit gegen die Tür. Ha! Das können sie gar nicht überhört haben!
    Nach einem kurzen Moment tönt Trishs Stimme durch die Tür. »Herein!«, ruft sie.
    Mir fällt ein Stein vom Herzen. Alles klar. Sie haben mich erwartet. Wusste ich‘s doch. Irgendwie gelingt es mir, den Türknauf aufzufummeln, während ich das Tablett an der Tür abstütze. Ich stoße die Tür auf und trete ein.
    Trish blickt mir vom Bett aus entgegen, in dem sie sich - allein - räkelt. Sie trägt ein schwarzes Neglige, das Haar zerzaust, um die Augen Spuren von verschmiertem Lidschatten und Wimperntusche. Erstaunt blickt sie mich an.
    »Samantha«, sagt sie scharf, »was wollen Sie? Ist was nicht in Ordnung?«
    Sofort habe ich das schreckliche Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben. Mein Blick ist wie hypnotisiert auf sie gerichtet, doch allmählich beginne ich aus den Augenwinkeln gewisse Einzelheiten wahrzunehmen. Auf dem Boden liegt ein Buch mit dem Titel Rausch der Sinne. Daneben eine Flasche mit Massageöl. Sorte »Moschus«. Und ...
    Eine sichtlich eselsohrige Ausgabe von Joy of Sex. Aufgeschlagen auf dem Nachtkästchen. »Wie man es auf türkisch macht«, versuche ich nicht zu lesen.
    Okay. Sie haben also keinen

Weitere Kostenlose Bücher