Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Hemd entgegen.
    »Und hier wäre die Liste mit Ihren Aufgaben im Haus!« Sie reicht mir ein Blatt. »Sie ist keineswegs vollständig, aber ein Anfang ...«
    Mir wird ein wenig schwach, als ich mir die Aufstellung ansehe.
    Betten machen ... Eingangsstufen fegen und aufwischen ... Zimmerpflanzen gießen und pflegen ... alle Spiegel im Haus putzen ... Küchenschränke regelmäßig ausräumen und feucht auswischen ... Wäsche waschen ... Bäder täglich putzen ...
    »Da ist doch nichts dabei, das Ihnen Schwierigkeiten machen würde, oder?«, fragt Trish.
    »Ah ... nein!«, antworte ich ein wenig erstickt. »Nein, nein, das geht schon klar!«
    »Aber zuerst sollten Sie sich um die Bügelwäsche kümmern«, bemerkt sie energisch. »Es ist leider eine ganze Menge zusammengekommen. Hat sich sozusagen aufgetürmt ...« Aus irgendeinem Grunde blickt Trish nach oben. Mit einem leicht mulmigen Gefühl im Bauch folge ich ihrem Blick. Über uns hängt an einem hölzernen Trockengitter ein wahrer Berg zerknitterter Hemden und Blusen. Mindestens dreißig.
    Ich fühle mich auf einmal ein wenig wackelig auf den Beinen. Ich kann keine Hemden bügeln. Ich habe noch nie im Leben ein Bügeleisen in der Hand gehabt. Was soll ich jetzt tun?
    »Die haben Sie sicher in null Komma nix erledigt!«, fügt sie fröhlich hinzu. »Da ist übrigens das Bügelbrett.« Sie weist mit einem Nicken auf besagten Gegenstand.
    »Äh, danke!«, stammle ich.
    Wichtig ist jetzt nur eins: eine glaubhafte Figur machen. Ich greife zum Bügelbrett, als würde ich so etwas jeden Tag tun. Energiegeladen zerre ich an einem Metallbein, aber es rührt sich nicht. Ich versuche ein anderes. Vergebens. Ich zerre mit wachsender Wut im Bauch, bis ich vor Anstrengung einen roten Kopf habe, doch das beschissene Ding will einfach nicht. Wie soll ich das Mistdings bloß aufkriegen?
    »Da gibt es einen Bügel, den man runterdrücken muss«, merkt Trish erstaunt an. »Unter dem Brett.«
    »Ach ja, natürlich!« Ich werfe ihr ein strahlendes Lächeln zu und taste und drücke dann verzweifelt unter dem Brett herum, bis das ganze Ding ohne Vorwarnung zwei Beine herausschießen lässt. Es rutscht mir aus der Hand und sinkt prompt auf eine Höhe von zwanzig Zentimetern herab, wo es einrastet.
    »Ahaha!«, lache ich verlegen. »Tja dann ... dann stelle ich mir das jetzt noch schnell ein.«
    Ich hebe das Bügelbrett hoch und versuche, die Beine weiter runterzulassen, aber der Hebel will sich nicht rühren. Mit hochroten Wangen fummele ich an dem Bügelbrett herum, drehe und wende es, drücke hier, ziehe da. Wieso will das Scheißdrecksding nicht?
    »Wenn ich es recht bedenke«, bemerke ich beiläufig, »ist mir ein niedriges Bügelbrett sowieso lieber. Ich lasse es, wie es ist.«
    »Aber da unten können Sie doch unmöglich bügeln!«, ruft Trish mit einem ungläubigen Lachen aus. »Einfach am Hebel drücken! Er klemmt ein bisschen, zugegeben. Warten Sie, ich zeig‘s Ihnen.«
    Sie nimmt mir das Bügelbrett ab und hat es mit zwei Handgriffen auf die richtige Höhe eingestellt. »Sie sind wahrscheinlich ein anderes Modell gewöhnt«, fügt sie weise hinzu, während das Teufelsbrett einrastet. »Die haben alle so ihre kleinen Macken.«
    »Ganz genau!« Erleichtert stürze ich mich auf die angebotene Ausrede. »Klar! Ich bin mehr an ... an ... an den Nimbus 2000 gewöhnt.«
    Trish blickt mich überrascht an. »Ist das nicht der Besen aus Harry Potter?«
    Mist.
    Wusste ich doch, dass ich das irgendwo gehört habe.
    »Ja ... stimmt«, stottere ich mit glühenden Wangen. »Aber eben auch ein sehr bekanntes Bügelbrett. Ich glaube sogar, dass der Besen ... äh ... nach dem Bügelbrett benannt wurde.«
    »Ach wirklich?«, sagt Trish fasziniert. »Das wusste ich ja gar nicht!« Zu meinem Schrecken lehnt sie sich an die Tür und zündet sich eine Zigarette an. »Achten Sie gar nicht auf mich!« Sie pafft an ihrem Glimmstängel. »Machen Sie einfach weiter!«
    Weitermachen?
    »Da ist das Bügeleisen.« Sie wedelt mit der Hand. »Hinter Ihnen.«
    »Ah ... prima! Danke!« Ich ergreife das Bügeleisen und stecke es, so langsam wie möglich, ein. Das Herz klopft mir bis zum Hals. Ich kann das nicht. Ich muss sehen, wie ich aus dieser Situation rauskomme. Aber mir fällt nichts ein. Mein Gehirn ist wie leer gefegt.
    »Jetzt ist es, glaube ich, heiß genug!«, flötet Trish hilfsbereit.
    »Ach ja.« Ich lächle sie an. Mir ist ganz mulmig vor Angst.
    Aber ich habe keine Wahl. Jetzt heißt es bügeln.

Weitere Kostenlose Bücher