Goettin in Gummistiefeln
voller Putzmittel auf, die sie mit einem Plumps auf dem Tisch absetzt. »Da, bitte schön! Und vergessen Sie nicht die Bremsbereifung!«
Ah ... was?
»Gummihandschuhe«, erklärt Nathaniel. Er nimmt ein rosa Exemplar aus der Wanne, in die noch ein Klempner seine Pranken hätte hineinschieben können, und überreicht es mir mit einer Verbeugung.
»Ach ja, danke«, sage ich würdevoll. Ich habe noch nie in meinem Leben Gummihandschuhe angehabt. Angeekelt, aber um eine tapfere Miene bemüht, streife ich sie über.
Bäh. Meine Güte. So was Wabbeliges, Gummiartiges ... Abstoßendes ist mir noch nie untergekommen. Und die muss ich den ganzen Tag tragen?
»Tschüssikowski!«, trällert Trish von der Eingangshalle und die Eingangstür fällt ins Schloss.
»Tja dann«, sage ich. »Mache ich mich mal an die Arbeit.«
Doch anstatt zu gehen, lehnt sich Nathaniel an den Tisch und betrachtet mich forschend. »Du weißt hoffentlich, wie man putzt?«
Allmählich geht er mir auf die Nerven. Sehe ich etwa aus, als wüsste ich es nicht?
»Natürlich weiß ich, wie man putzt.« Ich verdrehe die Augen.
»Es ist nur, ich habe gestern mit Mutter gesprochen.« Er grinst bei diesem Gedanken, und ich werde sofort misstrauisch. Was hat er ihr erzählt? »Na, jedenfalls«, Nathaniel blickt auf, »sie hat nichts dagegen, dir das Kochen beizubringen. Und ich habe ihr gesagt, du brauchtest wahrscheinlich auch den ein oder anderen Ratschlag, was das Saubermachen und all das betrifft-«
»Brauche ich nicht!«, entgegne ich entrüstet. »Ich habe schon oft sauber gemacht. Also, ich muss jetzt loslegen.«
»Bitte, lass dich von mir nicht stören.« Nathaniel zuckt die Achseln.
Ich werd‘s ihm schon zeigen. Geschäftsmäßig greife ich mir eine Dose aus der Wanne und sprühe damit auf die Anrichte. Na bitte. Wer sagt, ich wüsste nicht, was ich tue?
»Du hast also schon oft sauber gemacht«, bemerkt Nathaniel, während er mich beobachtet.
»Ja. Schon tausendmal.«
Der Spray ist zu kleinen, grauen, kristallinen Tröpfchen erstarrt. Ich reibe energisch mit einem Lappen darüber - aber sie gehen nicht weg. Mist.
Ich schaue mir die Dose genauer an. NICHT FÜR GRANITOBERFLÄCHEN GEEIGNET. Scheiße.
»Na, jedenfalls«, sage ich und decke die Flecken hastig mit dem Lappen ab. »Stehst du mir im Weg.« Ich hole einen Staubwedel aus der blauen Wanne und beginne damit, die Brösel vom Küchentisch zu fegen. »Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest ...«
»Na gut, dann werde ich dich mal in Ruhe lassen«, sagt Nathaniel und seine Mundwinkel zucken schon wieder. Sein Blick ruht auf dem Staubwedel. »Solltest du dafür nicht lieber Schaufel und Besen nehmen?«
Unsicher schaue ich den Staubwedel an. Was soll damit denn nun wieder nicht stimmen? Und wer hat ihn zur Putzpolizei ernannt?
»Ich mache das auf meine Art«, erkläre ich und strecke das Kinn vor. »Danke vielmals.«
»Okay.« Er grinst. »Dann bis später.«
Ich werde mich doch von ihm nicht durcheinander bringen lassen. Ich bin doch wohl in der Lage, ein Haus sauber zu machen. Alles was ich brauche, ist ... ein Plan. Ja. Einen Zeitplan, wie in der Kanzlei.
Sobald Nathaniel gegangen ist, nehme ich Papier und Bleistift zur Hand und schreibe mir eine Liste für den Tag. Ich sehe mich dabei mühelos von einer Aufgabe zur anderen schreiten (oder tänzeln), Bürste in der einen Hand, Staubwedel in der anderen. Wie Mary Poppins.
9:30-9:36 Betten machen
9:36-9:42 Wäsche aus der Maschine nehmen und in Trockner tun
9:42-10:00 Bäder putzen
Als ich fertig bin, lese ich alles noch einmal durch. Frischer Optimismus durchflutet mich. Schon besser. Viel besser. Wenn ich so weitermache, sollte ich eigentlich bis Mittag fertig sein.
9:36
Mist. Von wegen Betten machen. Wie kriegt man bloß das Laken glatt?
9:42
Müssen Matratzen so elend schwer sein?
9:54
Das ist die reinste Folter. Mir fallen gleich die Arme ab. Die Decken wiegen eine Tonne, ich kriege einfach die Falten nicht aus den Laken, und wie man die blöden Ecken umschlägt weiß ich auch nicht. Wie machen das Zimmermädchen? Wie machen die das bloß?
10:30
Endlich. Eine Stunde Plackerei und ich habe gerade einmal ein Bett gemacht. Gott, ich bin so was von im Hintertreffen. Aber egal. Weiter. Jetzt die Wäsche.
10:36
O lieber Gott, nein. Nein.
Ich kann kaum hinsehen. Eine Katastrophe. Alles ist rosa, die ganze Ladung. Alles.
Wie konnte das bloß passieren?
Mit zitternden Fingern ziehe ich eine Kaschmirstrickjacke
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