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Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
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Man sollte den Hausputz wirklich als neuen Fitnesssport vermarkten, finde ich. Ich lasse mir ein schönes heißes Bad ein und schütte ein wenig von Trishs Badeöl dazu. Dann steige ich ins duftende Wasser und lehne mich genießerisch zurück.
    Herrlich. Hier könnte ich stundenlang drinbleiben. Und das werde ich auch.
    Ich schließe die Augen, das Wasser schwappt um meine Schultern, die Zeit rinnt träge dahin. Ich glaube, ich bin sogar für ein Weilchen weggenickt. So lange habe ich jedenfalls noch nie in der Badewanne gelegen.
    Schließlich öffne ich doch die Augen, greife nach dem Handtuch und steige raus. Während ich mich abtrockne, werfe ich, nur so aus Neugier, einen Blick auf meine Armbanduhr.
    Halb acht.
    Was?
    Ich war nur fünfzehn Minuten drin?
    Verblüffend. Das können doch unmöglich nur fünfzehn Minuten gewesen sein. Tropfend stehe ich einen Moment lang da, unentschlossen, ob ich vielleicht doch wieder reinsteigen und noch mal von vorne anfangen soll.
    Nee. Nee, das wäre zu schrill. Ist auch egal. Dann habe ich halt ein bisschen zu schnell gemacht. Dafür nehme ich mir fürs Frühstück umso mehr Zeit. Genieße es so richtig.
    Wenigstens habe ich jetzt was zum Anziehen. Trish hat gestern Nachmittag mit mir noch einen kleinen Shopping-Ausflug gemacht, damit ich mir ein bisschen Unterwäsche, ein paar Sommerkleider, so was, besorgen konnte. Sie meinte, sie würde die Sache mir überlassen, doch dann hat sie doch angefangen, mich rumzukommandieren und alles für mich auszusuchen ... und ich weiß nicht, wie es passiert ist, aber am Ende war überhaupt nichts Schwarzes dabei.
    Zögernd suche ich mir ein rosa Schlauchkleid heraus, dazu Sandalen. Ich begutachte mich im Spiegel. Das ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich was in pink anhabe, und ich muss zugeben, ich sehe gar nicht so übel aus! Abgesehen von dieser verflixten grün-weißen Strähne über meiner Stirn. Da muss ich irgendwas gegen machen.
    Im Schlafzimmer der Geigers ist es noch ganz still, als ich durch den Flur gehe. Leise schleiche ich an der Tür vorbei. Irgendwie ist mir nicht ganz wohl dabei, das Wochenende in ihrem Haus zu verbringen, ohne irgendwas zu tun. Besser, wenn ich später ausgehe, aus dem Weg bin, sozusagen.
    Die Küche ist so still und chromglänzend wie immer, doch mittlerweile nicht mehr ganz so furchteinflößend. Zumindest kenne ich mich jetzt mit dem Wasserkocher und dem Toaster aus. Und ich habe in der Speisekammer ein ganzes Regal voll Marmelade gefunden. Ich werde mir also Toast zum Frühstück machen. Dazu Orangen- und Ingwermarmelade und eine schöne Tasse Kaffee. Und ich werde die Zeitung von vorne bis hinten durchlesen. Bis dahin ist es sicher mindestens elf, und dann kann ich mir ja immer noch überlegen, was ich tun will.
    Ich entdecke eine Times auf der Türmatte und nehme sie mit in die Küche. In diesem Moment hüpft mein Toast aus dem Toaster.
    Hach, das nenne ich Leben.
    Ich setze mich ans Fenster, beiße in meinen knusprigen Toast, nippe an meinem Kaffee und blättere gemütlich in der Zeitung. Dann, nachdem ich drei Scheiben Toast hinuntergeschlungen, sämtliche Samstagsbeilagen durchgelesen und zwei Tassen Kaffee intus habe, recke und strecke ich mich und gähne ausgiebig. Dann werfe ich einen beiläufigen Blick auf die Uhr.
    Nicht zu fassen. Erst sieben Uhr sechsundfünfzig.
    Was ist bloß los mit mir? Das sollte doch Stunden dauern. Ich wollte doch den ganzen Vormittag hier sitzen! Und nicht alles in zwanzig Minuten durchgehechelt haben.
    Okay ... egal. Bloß keinen Stress deswegen. Werde ich mich eben auf eine andere Art entspannen.
    Ich räume mein Geschirr in die Spülmaschine und wische meine Toastkrümel weg. Dann setze ich mich wieder an den Tisch und lasse meinen Blick umherschweifen. Ich frage mich, was ich jetzt tun soll. Es ist noch zu früh, um wegzugehen.
    Plötzlich fällt mir auf, dass ich mit den Fingernägeln auf den Tisch trommle. Ich zwinge mich, damit aufzuhören, und schaue meine Hand einen Moment lang streng an. Das ist doch lächerlich. Ich habe, zum ersten Mal seit zehn Jahren, einen ganzen Tag frei. Ich sollte mich entspannen. Na los, Mädel, lass dir was einfallen.
    Was tut man überhaupt an einem freien Tag? Was tun andere? Ich überlege, was ich diesbezüglich im Fernsehen gesehen habe. Ich könnte mir noch einen Kaffee machen. Aber ich hatte schon zwei Tassen. Und irgendwie ist mir nicht nach einer dritten. Oder die Zeitung noch mal lesen? Aber ich habe ein geradezu

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