Goettin meines Herzens
ihrer Herrin ein hübsches Kleid herauslegte, dessen lange weite Ärmel genug Platz für die Bandage über der Verletzung boten. Danach widmete sie sich erneut mit Eifer der Aufgabe, Celias Zofe zu übertrumpfen.
Kit presste seine Lippen zusammen, als er Miranda einige Zeit später die Treppe hinunterkommen sah. Entschlossen wich Leah nicht von ihrer Seite, obwohl ihre Herrin heftig aufbegehrte und verkündete, dass ihr bei hellem Tageslicht wohl kaum Gefahr drohte. Ein flüchtiges Nicken von Kit aber genügte, schon ließ ihre Zofe sie verständnisvoll lächelnd allein.
Mit Freunden wie diesen braucht man keine Feinde, dachte Miranda und befand, sie musste Leah schnellstens irgendwie davon überzeugen, dass ihr Plan, sie mit dem Earl zu verkuppeln, keinesfalls von Erfolg gekrönt sein würde.
„Warum trägst du keine Schlinge?“, fragte Kit, während er die Tür der Bibliothek hinter ihnen schloss.
Tief in Gedanken darüber versunken, wie ungerecht es von ihm war, ausgerechnet den Ort für die bevorstehende Auseinandersetzung zu wählen, der fortwährend Erinnerungen an die letzte Nacht in ihr wachrief, vergaß sie, Einwände ob der Unschicklichkeit der geschlossenen Tür zu erheben. Sie vermied es, zum Sofa zu sehen, wo er sie so beschützend in seinen Armen gehalten hatte, dass sie eingeschlafen war, und stellte sich vor den Schreibtisch. Der Stapel von Rechnungsbüchern und Papieren darauf kündete von seinen zahlreichen Verpflichtungen.
„Weil mir nicht daran liegt, die Kranke zu spielen“, antwortete sie kühl.
„Wahrscheinlich gehst du lieber die Gefahr dauerhafter Beschwerden ein, denn das Aussehen deines Kleides zu ruinieren, nehme ich an. Ich hätte dich nicht für so eitel gehalten.“
„Ich bin kein bisschen eitel“, warf sie ein. Ohne zu überlegen waren die Worte aus ihrem Mund gekommen. Als sie ihr nun aber bewusst wurden, errötete sie.
Es hatte durchaus Zeiten gegeben, in denen sie Stunden damit zugebracht hatte, ihre Garderobe zusammenzustellen und sich Möglichkeiten zu überlegen, wie sie ihre Verehrer noch tiefer in ihren Bann ziehen konnte. Vielleicht hat Nevins Anziehungskraft auf mich eben darin bestanden, dass er sich weigerte, mir zu meinen dummen kleinen Füßen zu liegen und mich anzubeten, dachte sie nun und wand sich vor Scham.
„Dann beweise es mir und trage die hier“, sagte Kit gleichgültig, während er ihr ein geknotetes Tuch hinhielt. Auch Leah hatte sie bereits zu überreden versucht, eine Schlinge zu tragen.
„Ich scheine von Verschwörern umgeben“, murrte sie finster und legte sich das die Augen beleidigende Stück Stoff um den Hals. Sie bedeutete ihm nicht näher zu kommen, denn sie wollte ihn nicht sehen lassen, welche Erleichterung ihr die stützende Schlinge verschaffte. Auch wollte sie ihm nicht erklären, dass sie diese nicht etwa aus Eitelkeit verweigert hatte, sondern aus dem Wunsch heraus, sich und die anderen nicht an die beiden Mordanschläge vom gestrigen Tag und der Nacht zu erinnern. Einen Schauder unterdrückend, versuchte sie die ruhige Gelassenheit zurückzugewinnen, die sie sich in den letzten Jahren anerzogen hatte, nur um festzustellen, mit welch lachhafter Leichtigkeit er ihre mühsam bewahrte Fassung erschüttern konnte.
„Nein“, sagte er sanft. „Du bist von wohlmeinenden Seelen umgeben und solltest froh darüber sein. Meine Dienstboten scheinen dich aus irgendeinem unverständlichen Grund anzubeten.“
„Höchst seltsam von ihnen, nicht wahr?“
„Nicht im Mindesten, es zeigt ihren guten Geschmack“, versicherte er mit unergründlichem Lächeln.
Sich in seinem Stuhl zurücklehnend, blickte er sie aufmerksam an. Eine Vielzahl unterschiedlicher Gefühle spiegelte sich in seinen dunklen Augen. Sie verspürte den feigen Drang, nach oben in ihr Zimmer zu laufen und sich selbst als zu schwach für dieses Gespräch zu erklären. Wenn ich weglaufe, wird das die Sache aber nur hinauszögern, sagte sie sich.
Da konnte sie ebenso gut gleich die Wahrheit offenbaren und sich damit gleichzeitig endgültig von Großvaters Liste der zur Verfügung stehenden Bräute streichen. Nur noch eine Woche musste sie ausharren, dann konnte sie nach Wales zurückkehren und Lady Rhys bei ihren wohltätigen Vorhaben unterstützen, mit der sicheren Gewissheit, ihr finanziell nicht mehr zur Last fallen zu müssen. Indes, als sie Kits ruhigem Blick begegnete, erschien ihr dieses Vorhaben seltsamerweise unaufrichtig. Sie spürte, wie ihr Herz danach
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