Goettin meines Herzens
dass sie seine Pläne vereitelte und nicht etwa, weil er denselben Schmerz spürte, der sie erfüllte. Unbarmherzig beschloss sie, ihm die ganze Wahrheit zu offenbaren. Nichts anderes würde ihn wohl aufhalten können. Außerdem verdiente er dieses Eingeständnis ohnehin.
„Nein, aber er“, flüsterte sie. „Ich bin eine schamlose Frau, wie du siehst, Mylord. Die Lästerzungen lagen richtiger, als sie dachten, wenn sie mich so nannten.“
„Deine Ehe war ungültig? Er hat dich selbst darum betrogen?“, fragte er. Der Zorn, den er ob ihrer letzten Enthüllung verspürte, stand deutlich in seinen Augen zu lesen und musste jede andere Leidenschaft abgetötet haben, die er für sie empfand.
„Ich weiß nicht, wie deutlich ich es noch sagen soll. Nevin Braxton war bereits verheiratet, als er sich mit mir vermählte“, gab sie kläglich zu. „Der Name, den ich trage, ist nicht der meine, aber ich bin ein Feigling und habe ihn behalten, weil ich vor der ganzen Welt verbergen wollte, was ich bin. Nevin war der Traum eines jungen Mädchens, der später zu ihrem Albtraum wurde. Ich bin nicht das, wofür du mich hältst, wie du siehst, und du hättest den Worten im Testament meines Großvaters größere Beachtung schenken sollen. Wenn du dich erinnerst, nannte er mich Miranda Alstone, die sich Braxton nennt, um zu gewährleisten, dass ich einen rechtlichen Anspruch auf mein Erbteil habe.“
„Er wusste es also?“, fragte er ungläubig.
„Erpressung war Nevins Geschäft“, bestätigte sie.
„An seiner Stelle hätte ich den Bastard getötet und sein schwarzes Herz über einem Freudenfeuer geröstet“, stieß er voller Wut und Abscheu hervor, und sie glaubte ihm aufs Wort.
„Stell dir Großvaters Wut und Niedergeschlagenheit vor, als er feststellen musste, dass er nicht stark genug war, dies zu tun. Und den Schlag, den dies für seinen Stolz bedeutete.“
„Und was ist mit der Demütigung, die das für dich bedeutete, was ist damit?“, warf er ein.
Sie durfte ihn nicht sehen lassen, wie sehr dies ihr verschlossenes Herz wärmte.
„Braxton hätte einen langsamen, qualvollen Tod verdient, für das, was er dir angetan hat“, fuhr Kit fort. „Dieses Schicksal wäre ihm auch gewiss nicht erspart geblieben, wenn ich nur davon gewusst hätte.“
„Ich glaube nicht, dass er je beabsichtigte, mich zu ehelichen“, entschuldigte sie das Unentschuldbare aus unerfindlichen Gründen. „Die Androhung, mit der Tochter des Hauses durchzubrennen, brachte ihm gewöhnlich ein hübsches Sümmchen ein, das er wie selbstverständlich annahm. Das muss ich wohl nicht extra betonen. Danach änderte er seinen Namen und zog in einen anderen Teil des Landes. Närrinnen wie ich sind nie erpicht darauf, ihre Torheit bekannt zu machen, verstehst du, weshalb er immer ungeschoren davonkam. Mir schlug er vor, wir sollten uns so lange versteckt halten, bis ich derart kompromittiert wäre, dass man uns eine Heirat erlauben würde. Aber ich bestand darauf, mit ihm nach Gretna Green durchzubrennen. Schließlich hat er mir nachgegeben, und wir wurden in Schottland getraut. Das konnte man nun nicht länger als dumme Schwärmerei eines unerfahrenen Schulmädchens abtun.“
„Vermählt und doch nicht vermählt, wenn das, was du sagst, die Wahrheit ist.“
„Warum sollte ich in einer solchen Sache lügen?“, fragte sie entrüstet. „Nun glaubst wohl endlich auch du, dass ich tatsächlich ebenso schlecht bin, wie man mich immer beschrieben hat, dass ich zweifellos völlig schamlos bin, da ich mit einem Mann in wilder Ehe zusammenlebte.“
„Mit diesen Worten tust du mir und auch dir Unrecht“, meinte er grimmig und zog sie unerbittlich in seine Arme, als ob ihre Verbindung unvermeidlich war, wie eine Naturgewalt und er nicht die Absicht hegte, ihr auch nur die geringste Möglichkeit zu geben, dieser Naturgewalt zu trotzen. „Du bist dadurch nicht geringer in meinen Augen. Im Gegenteil, du bedeutest mir nur noch viel mehr, du dummes Ding“, schalt er liebevoll, während sie eng umschlungen dastanden, als ob sie nur zu diesem Zwecke auf der Welt seien.
„Ich will dein Mitleid nicht, Kit“, flüsterte sie, seinem Blick standhaltend, obwohl sie sich lieber an seine Schulter geschmiegt und sich vorgemacht hätte, dass die Welt um sie herum verschwand und all die schmerzlichen Tatsachen keine Rolle mehr spielten.
„Ich wäre niemals so unklug, dich zu bemitleiden“, sagte er zärtlich. Seine Hand zitterte leicht, als er sie hob,
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