Goettin meines Herzens
das zu geben, was er verlangte, ohne Rücksicht auf den Preis, den sie dafür zahlen mussten. Sein neuerlicher Antrag indes war nicht aus Liebe geboren, sondern allein aus Starrsinn und der Weigerung, eine Niederlage hinzunehmen.
„Ja, denn es ist falscher Stolz, wenn er dich dazu verleitet, dies zu tun“, erklärte sie, insgeheim wünschend, er würde sie aus seiner Umarmung lassen. Es machte sie schwach, seine Wärme zu spüren, doch musste sie nun ganz besonders stark sein.
„Glaubst du denn, ich achte dich nicht, Miranda? Du trittst der Welt mit Würde und Ehrgefühl gegenüber. Du lässt dich nicht von den engstirnigen Lästerzungen, die Lügen über dich verbreiten, unterkriegen. Wie könnte ich da nicht stolz auf dich sein und auf das, was du aus dir gemacht hast? Dafür hast du meine Hochachtung, selbst wenn ich dich ob deiner Halsstarrigkeit am liebsten in mein Zimmer tragen und dort einschließen würde, bis du zur Vernunft kommst.“
„Dieser Ansicht warst du am Tage meiner Ankunft, als du mich geküsst hast, jedoch nicht.“
„Übe Nachsicht mit mir. Fünf Jahre bitterer Enttäuschung haben an diesem Tag meine Zunge vergiftet“, verkündete er brummig.
So bewegt, so widerwillig ernst klang er, dass sie seinen Worten Glauben schenkte, sich noch mehr nach ihm sehnte. Verlockende Begierde schoss durch ihren Körper; verzweifelt versuchte sie, diese verwirrende Bedrohung nicht zu beachten, die immer mehr von ihr Besitz ergriff, sie innerlich verzehrte. Nein, sie musste dieser verbotenen Versuchung widerstehen. Noch mehr wand sie sich, um sich aus seiner Umarmung zu lösen.
„Ich werde dich nicht heiraten“, beharrte sie.
Sie fühlte sich hin- und hergerissen zwischen der Vorstellung, sich von allem verabschieden zu müssen, das ihr im Leben etwas bedeutete, und der zunehmenden Verstimmung über seine mangelnde Einsicht, wie gerechtfertigt ihr Entschluss war. Gefährlich nahe stand sie davor, ihrem Verlangen nachzugeben und sich alles zu nehmen, was sie haben konnte. Eine Nacht in seinen Armen kam ihr in diesem Augenblick wie der Himmel auf Erden vor. Jedoch würde sie bereits am nächsten Tag gehen müssen, das aber würde ihr unendliche Qual bereiten. Nein, lieber wollte sie dieses berauschende Gefühl gar nicht erst kennenlernen, statt sich später ob der Erinnerung ein Leben lang danach zu verzehren.
„Zwischen uns steht nur deine Halsstarrigkeit und deine Furcht vor einem Skandal. Es gibt keinen Grund, warum wir nicht heiraten sollten“, sagte er ruhig.
„Nun, für mich schon“, entgegnete sie. Die Worte klangen selbst in ihren Ohren kindisch. Es fehlte nur noch, dass sie die Zunge herausstreckte wie ein trotziger Schuljunge.
„Dann bist du nicht die Frau von Format, für die ich dich hielt.“
„Nein“, beharrte sie wütend. „Das bin ich nicht! Ich bin nicht die Frau, für die mich jeder hält. Ich bin eine unverheiratete Frau, die mit einem Mann in wilder Ehe zusammengelebt hat, vorgab, seine Gattin zu sein. Damit bin ich in jeder Hinsicht zu weit gegangen, siehst du das denn nicht?“
„Nein. Du beharrst beständig auf meinem ehrbaren Ansehen in der Gesellschaft, eine Eigenschaft, die ich nie besitzen werde, also hast du dich dieses Mal in deinem eigenen Argument verfangen, Madam.“
„Nein!“ Sie schrie das Wort fast heraus. „Das habe ich nicht und das werde ich auch nicht. Ich werde dich nicht ehelichen und dann jeden Tag angstvoll darauf warten, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Ich weigere mich, dich und mich einer solch öffentlichen Demütigung preiszugeben.“
„Na schön, dann muss ich eben den Schleier vorher lüften.“
„Das darfst du nicht“, stieß sie mit ersterbender Stimme hervor, die Hände entsetzt an die Wangen legend, bei der Vorstellung an die Schmähungen, der sie nach einer solchen Enthüllung ausgesetzt sein würde. Sie fürchtete die entrüsteten, abwertenden Blicke der Gesellschaft, ängstigte sich bei der Vorstellung, zusehen zu müssen, wie er bei jedem Mal, da über ihre Schande hinter vorgehaltener Hand getuschelt wurde, um ihretwillen in Wut geriet.
„Ist es dir denn so wichtig, was die anderen von dir denken?“, fragte er mit offensichtlich aufrichtigem Erstaunen.
„Natürlich, das muss es doch auch sein.“
„Worte sind keine Prügel“, bemerkte er nüchtern, und Miranda erkannte letztendlich, wie hart seine Kindheit mit einem Vater wie Bevis Alstone wohl gewesen sein musste. Aber gab ihr dies das Recht, diesen starken,
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