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Goettinnensturz

Goettinnensturz

Titel: Goettinnensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Buerkl Anni
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und die Brüste, bis er ihr in die Augen sah.
    »An vielen Kirchenplätzen stand früher ein heidnischer Kultort«, erklärte Franziska. »Übrigens auch in Altaussee, heißt es. Es wird ein Gemetzel gegeben haben. So konnte man manche persönliche Rechnung begleichen.«
    »Bist du sehr bewandert in Geschichte?«
    »Na ja … ich interessiere mich für mehr als die üblichen Jahreszahlen.« Die junge Frau zuckte mit den bleichen Schultern. »Und schließlich: Der Tod ist kein Ende. Ich fürchte ihn nicht.« Dabei lachte sie wild. Bei ihren tänzelnden Bewegungen schien sich etwas zu verändern. Ihr Rücken verformte sich, sah krumm aus. Hexenbuckel, dachte Berenike und war sich nicht sicher, ob sie einer Einbildung erlag. Vielleicht kam ihr Eindruck von den Schatten, dunkle Wolken hatten sich vor die Sonne geschoben. Als ob sich eine andere Schicht von Wirklichkeit über das Bild vor ihnen gelegt hätte. Ein düsteres Bild. Franzis Gesichtszüge verschwammen, ihre Augen waren schattenumwölkt. Jonas blickte sie gebannt an.
    »Sie ist hier gestorben, stimmt’s?«, fragte Franzi nach einem Moment kompletter Stille.
    »Wer? Monika?« Berenike sah fragend von einem zum anderen. Franzi nickte schließlich.
    »Woher willst du das wissen?«, fragte Jonas und runzelte die Stirn. Jetzt wirkte er erschöpft und ein wenig grau im Gesicht.
    »Ich bin hier aufgewachsen, Jonas. Ich kenne die Verhältnisse, die Strömungen …«
    »Verstehe.«
    »Wenn du hier«, Franziska deutete auf die Stelle, von der Jonas sie gerade zurückgezogen hatte, »hinunterfällst, dann treiben die Strömungen deine Leiche genau an den Ort, wo man Monika gefunden hat.« Sie lächelte in die Ferne, als stünde tatsächlich jemand dort über dem Abgrund. »Wenn du willst, zeige ich dir … das alles.« Sie breitete die Arme aus und es wirkte, als würde sie die ganze Gegend umarmen. Oder sich hinunterstürzen. Mit ihm. »Damit du weißt, was ich meine.«
    Jonas’ Gesichtszüge lockerten sich. »Insiderwissen wäre natürlich willkommen.«
    »Ich muss nur jetzt leider los.« Franzi zupfte am Ausschnitt ihrer Jacke herum. »Heute Abend könnte ich mich mit dir treffen.« Sie lächelte freundlich. »Falls du so spät noch arbeiten willst, meine ich.«
    »Kann ich dich anrufen?«
    »Natürlich.« Franziska kramte eine Visitenkarte hervor, schwarz-weiß bedruckt. ›BBD LisztLabel Fashion‹, las Berenike. Franzi hielt Jonas die Karte hin, ihre andere Hand spielte mit einem Anhänger um ihren Hals. Berenike konnte nicht erkennen, was er darstellte. Hoffentlich nicht etwas wie Monikas Rune.
    »Ist eigentlich Bernd der Täter, was meinst du?«
    »Bernd ist tot«, sagte Jonas und nahm die Karte.
    »Oh«, entfuhr es Franzi. Dabei öffnete sich ihr Mund wie in Zeitlupe. »Das … das muss ich erst verarbeiten. Man sieht sich. Würde mich freuen.«

TAROT: ZEHN DER STÄBE
    Du bist überfordert. Du glaubst, alles allein machen zu müssen. Bedrückung, mangelnde Perspektive, übergroße Verantwortung sind ein Auslöser dafür, dass du gereizt bist und alles hinwerfen willst.
    Wo setzt du dich zu sehr unter Druck?
    Lerne, Dinge loszulassen, zu delegieren.
    Schaffe Freiraum für dich selbst!

MÖRDERISCHES LOGBUCH – EINTRAG 3
    »Du blöde Kuh!«
    Und dann ist es passiert. Endlich ist es passiert. Der Fluss hat sich seinen Weg gebahnt, ist über die Ufer getreten, hat weggespült, was giftig ist.
    Diese Worte! »Hast du das wirklich geglaubt?« Und wie sie sich schütteln vor Lachen. »Hast es wirklich ernst genommen?« Sie kichern und hören gar nicht mehr auf, kichern und kreischen, bis du fast platzt. Du sitzt daneben, weißt nicht, wie dir ist, bis dieser rote Fluss des Todes dich mitreißt, endlich mitreißt. Bis du dich selbst tun lässt, was zu tun ist.
    Endlich ist es passiert. Sie ist zu weit gegangen. Alle sind zu weit gegangen. Da! Das hast du davon! Du stopfst ihr das Maul, niemand soll dich je wieder auslachen.
    Niemand.
    Du hast ihr gezeigt, dass es so nicht läuft mit dir.
    Wie sie dich anschaut. Mit dir hat sie nicht gerechnet, nicht mit dir.
    Aber du hast es getan. Du hast es tatsächlich getan.

8
    Schweigend fuhren sie zurück. Der Moment, zu reden, war vorbeigezogen … In Bad Aussee hielt Berenike, weil sie dringend auf die Toilette musste. Als sie zurückkam, betrachtete Jonas gerade die Auslagen eines Trachtengeschäfts. Hübsch vereint hingen Ausseer Dirndlkleider neben Lederhosen, alles mit jägergrünem Hintergrund und zuckersüßen

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