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Goettinnensturz

Goettinnensturz

Titel: Goettinnensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Buerkl Anni
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Kopf an. »Als Monika tot war, genau. Gut, dass jemand sie von ihrem Podest geholt hat.«
    »Wie meinst du das?«
    »Wie ich’s gesagt habe, sie kam sich gut vor.« Sie lächelte Jonas an, es wirkte morbid. »Und du bist der Kieberer, der den Mörder fangen will, richtig?« Feuer blitzte in ihren dunkelblauen Augen auf. Berenike fröstelte weiterhin. Franziska richtete sich auf, so klein sie war, wirkte sie mit einem Mal groß, mächtig. Sich wohlig rekelnd streckte sie ihr Kreuz durch. Man sah, wie sich die Spitzen ihrer Brüste unter dem Stoff aufzurichten begannen. Dabei war es windstill. »Mein Onkel hält dich für ehrgeizig«, sagte sie grinsend. »Aber, na ja. Er ist ein alter Mann.«
    Jonas zuckte bei diesen Worten zusammen. Der Dorfpolizist hatte ihm kaum 10 Jahre voraus.
    »Wie weit bist du denn mit deiner Ermittlung?«, fuhr Franzi fort und beachtete Berenike gar nicht. Ihre Augen waren voller Glut auf Jonas gerichtet. Sie spielte mit einer Schnur am Dekolleté ihres schwarzen Jäckchens.
    Jonas machte einen Ausfallschritt und stellte sich breitbeiniger hin. »Und du, bist du öfter hier, Franzi?«
    Immer noch der schief gelegte Kopf. Sah trotzdem nicht niedlich aus, irgendwie. »Och, wie man’s nimmt. Was heißt schon oft. Es ist ein starker Ort, nicht wahr?«
    »Schon.« Jonas nickte bedächtig und fummelte an seinem Verband. Er war tatsächlich weiß und sauber geblieben. Jonas war nicht mehr ganz so blass. Im Gegenteil, jetzt wirkte er direkt jung und sehr lebendig. Das Gespräch mit Franzi? Oder kam seine Besserung von der eigenartigen Höhle und ihrer mystischen Atmosphäre? Hatte er vielleicht wie Berenike das Gefühl gehabt, eine alte Haut abzustreifen?
    »Ein schöner Ort, um zu sterben, nicht wahr?« Franzi war näher an den Abhang getreten. Weit unten glänzte der See, rundum breiteten sich Tannenwälder aus, von hier oben ging es über raues Gestein steil hinab. Hier war nichts, um sich bei einem Sturz daran festzuhalten.
    »Die Christen haben den mystischen Kraftort entweiht«, sagte Franziska. »Sie haben ihn zu einem Hinrichtungsort gemacht. Zu einem Ort des Todes statt des Lebens. Wie es die Christen gerne gemacht haben. Sie schätzen Leid, Not und Schmerz mehr als Lebendigkeit.« Sie zögerte kurz und fuhr mit einem eigenartigen, dunklen Lächeln fort. »Und mehr als die Liebe.« Damit ging sie auf den Abhang zu. Sie setzte einen Fuß auf einen Stein am Abgrund, breitete die Arme aus. Drehte eine halbe Pirouette auf einem Bein. »Man hat die Heiden hier hinabgestoßen, wisst ihr. Wenn sie sich nicht bekehren ließen. Sie hatten keine Chance.« Immer noch das Lächeln in ihrem niedlichen runden Gesicht, deutete sie auf den nackten Fels unter ihr.
    Sie lehnte sich noch weiter vor, hinaus über den Abgrund, tat, als würde sie sich fallen lassen. Unwillkürlich griff Jonas nach Franzis Arm, zog sie zu sich, sie hielt still, er ebenso, einen ewig scheinenden Moment standen sie so nebeneinander. Die Zeit hielt den Atem an, zwei Körper wie in Schwebe über der Tiefe, der stillen, dunklen Tiefe. Sein Gesicht über dem blassen Gesicht Franziskas, unter ihm ihre Brüste, die ihn berührten. Und sein Körper … sein Körper neigte sich Franziska zu.
    Berenike stand und starrte. Diese zwei Menschen, die sich einander zuneigten …
    Sie riss sich von dem Anblick los. »Ich geh dann«, rief sie und musste husten. »Mir ist kalt.«
    »Warte.« Jonas trat, ohne Berenike anzusehen, einen Schritt nach hinten, noch einen, von der dunkel gekleideten Frau weg. »Bitte, warte, Berenike.«
    »Gefällt es dir hier doch nicht?«, fragte Franziska.
    Und mit einem Mal war der Bann gelöst.
    Franziska hatte seine Hand losgelassen, strich sich langsam über ihre Arme. Wie hell ihre Haut war, direkt blass. Während sie sich bewegte, zeigte sich an ihrem nackten Oberarm etwas Rotes. Eine Tätowierung vielleicht, es sah aus wie eine Schlange. Oder doch eine Verletzung oder womöglich ein Ausschlag.
    Kühler Wind kam auf, fuhr in die Äste der Bäume, in Berenikes Haare. Sie hätte wirklich was Wärmeres anziehen sollen.
    »Und dir?«, fragte Berenike. »Dir gefällt es hier?«
    »Der christliche Firlefanz nicht«, sagte Franziska versonnen und deutete auf die Kapelle. »Den muss man sich wegdenken. Ansonsten bin ich gern hier. Wenn ich in der Gegend bin.«
    »Ich dachte, du stammst von hier?« Jonas ließ seinen Blick ihre Beine entlang aufwärts gleiten, über das grüne Rankenmuster der Lederhose, ihren Schoß

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