Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goettinnensturz

Goettinnensturz

Titel: Goettinnensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Buerkl Anni
Vom Netzwerk:
Hinweis?«
    »Nichts.«
    »Könnte es jemand gewesen sein, den du kennst?«
    »Nein – ich weiß es nicht, ich glaube nicht. Ich war noch im Traum verfangen, nicht richtig wach – mein Herz klopfte heftig.«
    »Natürlich, jeder würde sich bei einem Anruf um die Uhrzeit erschrecken, Nike.« Er sah sie lange und intensiv an. Würde er sie jetzt endlich in den Arm nehmen? Sie wärmen? Nein. Er blieb stehen, ganz der aufmerksame Ermittler, der trotz Müdigkeit 100 Prozent gab. Natürlich, so kannte sie ihn. Deshalb fragte sie jetzt auch nicht, wo er neulich hingegangen war.
    »Meinst du, der Anrufer war eher ein Mann oder eine Frau?«
    »Ich weiß es echt nicht«, sagte Berenike und versuchte, den Anruf geistig Revue passieren zu lassen. Er war einfach zu kurz gewesen. »Die Stimme klang … unecht.«
    »Verstellt?«
    »Kann sein. Oder durch Computer verändert.«
    »Danke, Nike.« Ein langer Blick streifte Berenike. Sie hob die Hand. Da, jetzt zitterte sie tatsächlich, ihre Knie fühlten sich furchtbar wackelig an. Sie griff nach dem Brückengeländer, stützte sich ab. »Geht es, Nike? Soll dich jemand heimbringen?«
    Du, wollte sie sagen und brachte das Wort nicht heraus. »Danke, es geht mir sicher gleich besser.«
    »Na gut, wie du meinst. Du kannst immer noch Bescheid geben, wenn du möchtest. Ich werde deine Aussage vorbereiten«, sagte er geschäftig, »dann ersparst du dir wenigstens, alles noch einmal zu erzählen. Du kannst sie doch beim Posten unterschreiben kommen?«
    »Bei Inspektor Kain?«
    »Nein, der ist vorläufig suspendiert.«
    »Also ist er aufgetaucht?«
    »Ist er. Man wird erst noch sehen, was aus ihm wird. Vielleicht bekommt er irgendeinen Innendienstjob.«
    »Das wäre typisch. Gut, ich komme am Posten vorbei.« Wäre schön gewesen, wenn er den Wisch zu ihr nach Hause gebracht hätte. Aber er hatte natürlich zu tun, sie verstand das.
    Berenike sah Jonas nach, wie seine schwarze Gestalt sich dem Toten näherte. Zielstrebig, nach allen Seiten wachsam bewegte er sich durch den Park. Bei der Leiche am Flussufer angekommen, sagte er etwas zu den Kollegen. Berenike folgte ihm. Von der Brücke aus erkannte sie Reinhard, den Gerichtsmediziner. Er hob grüßend eine Hand in ihre Richtung. Und für einen Moment sah Jonas noch einmal zu ihr auf. Sein Gesichtsausdruck war undefinierbar.
    *
    »Nichts zu machen – tot«, kam es von Reinhard, dessen blonder Haarschopf im Licht der Scheinwerfer leuchtete.
    »Scherzkeks«, brummte Jonas.
    Jonas sah zu Berenike auf. »Es ist besser, du gehst, Berenike«, rief er. »Willst du das wirklich alles sehen?«
    »Doch, das will ich. Ihr kennt mich ja.«
    »Hm, nun gut. Bitte bleib, wo du jetzt bist – du weißt, wegen der Spuren.«
    »Natürlich.« Sie kannte ihn lange genug. Heutzutage wusste jedes Kind vom Fernsehkrimikonsum, dass man einen Leichenfundort nicht betreten durfte. Hätte man glauben können. Nicht so die Neugierigen, die immer mehr wurden und ständig von den Uniformierten zurückgehalten werden mussten. Leute mit großen Einkaufstaschen in der Hand oder Aktenmappen unter dem Arm. Menschen, die sich verhielten, als wollten sie zum Kurhaus und dann doch einen Haken Richtung Schauplatz schlugen. Die näherkamen, wie zufällig, betroffen wirkende Fragen stellten. Gemeinsam war ihnen nur ihre Spekulation darüber, wer der Tote war. Und ob es sich um einen Unfall handelte. Und wenn nicht, was als Mordwerkzeug gedient haben mochte. Und natürlich wer in einem solchen Fall der große Unbekannte war: der Täter. Zum Glück war von Johnny, dem Mann vom Regionalfernsehen, nichts zu sehen.
    Zwei Uniformierte bewachten die Absperrungen. Funkgeräte knatterten. Vor die Sonne hatten sich neuerlich dichte, schwarze Wolken geschoben. Die Luft roch feucht, erdig. Gleich würde es regnen, ganz sicher. Eine Kirchenglocke läutete zur Morgenmesse.
    Reinhard machte langsame Schritte um die Leiche herum, hob leicht den Kopf an, drehte ihn vorsichtig.
    »Ihr seht, wie sich die Halswirbelsäule bewegen lässt. Demnach würde ich sagen: Genickbruch.« Reinhard, ganz in Schwarz, deutete auf den Hals des Toten. »Oder erschlagen. Was ursächlich für den Tod war, muss man noch untersuchen. Diese Kopfverletzung hier an der Stirn könnte tödlich gewesen sein. Je nachdem, was zuerst geschehen ist. Das wird erst die Obduktion zeigen.«
    »Woher könnte die Kopfverletzung stammen?«
    »Der Form nach zu schließen …« Er sah den Toten nachdenklich an.
    »Eine Flasche?«,

Weitere Kostenlose Bücher