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Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Titel: Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Angelini
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auf und stieß Hector mit voller Wucht weg.
    »Was willst du tun? Was? Willst du mich totprügeln? Daskannst du nicht! Dafür bist du nicht stark genug«, schrie Helen ihn an und schlug ihm mehrmals auf die Schultern, um ihn zu einem Angriff zu provozieren. »Also nimm dir ein Schwert. Los, mach schon. Oh, warte, ich vergaß. Das tut mir ja auch nichts. Und was willst du jetzt tun, du Muskelprotz? Was willst du mir noch beibringen?«
    »Bescheidenheit«, sagte er gelassen. Er bewegte sich schnell und beugte gleichzeitig das Licht, wie Lucas es auch manchmal tat. Während sie noch versuchte, ihn scharf zu sehen, und sich ärgerte, dass sie nicht einmal auf die Idee gekommen war, dass Hector ebenfalls diese Fähigkeit haben könnte, hatte Hector sie schon gepackt und sie sich über die Schulter geworfen. Dann ging er mit ihr aufs Wasser zu.
    Wütend setzte Helen zum ersten Mal ihre ganze Kraft gegen ihn ein. Es war ihr egal, wie schwer sie ihn dabei verletzte. Sie schaffte es, sich aus Hectors Griff zu befreien, und hörte, wie sie ihm dabei den Arm brach. Dann schaltete sie die Schwerkraft wieder ab, um davonzufliegen. Doch gerade als sie einen Wind herbeirief, um sie fortzutragen, packte Hector mit der anderen Hand zu. Helen erkannte ein wenig zu spät, dass Hector ihr erlaubt hatte, seinen linken Arm zu brechen, damit sie sich schwerelos machte – und mit der Schwerelosigkeit kam auch die Verwundbarkeit. Aber bevor sie begriff, was er vorhatte, und sich wieder schwer machen konnte, um genügend Kraft für ihre Befreiung aufzubringen, hatte er sie schon ins Wasser getragen, wo das Gewicht keine Rolle mehr spielte.
    Hector ging weiter ins Wasser, immer tiefer und tiefer, bis sie beide bereits metertief untergetaucht waren. Helen zappelteverzweifelt. Hier war Hector in seinem Element und er hatte die absolute Kontrolle. Er konnte sogar unter Wasser sprechen.
    »Du bist nicht die Einzige mit Talenten, Prinzessin«, sagte er.
    Es kamen keine Luftblasen aus seinem Mund, sondern ganz normale verständliche Worte. Er konnte unter Wasser atmen und reden und auf dem Meeresboden herumlaufen, als wäre es festes Land. Jetzt verstand Helen endlich, warum Hector ihr so unheimlich war. Er war eine Kreatur des Meeres und sie hatte Todesangst vor dem Ozean.
    Seit sie als Kind beinahe ertrunken war, hatte Helen den Verdacht, dass es der Ozean auf sie abgesehen hatte, aber das hatte sie natürlich nie jemandem erzählt, weil sie nicht für verrückt gehalten werden wollte. Aber jetzt, fast ein Jahrzehnt später, verriet ihr ein Blick in Hectors ausdruckslose blaue Augen, dass sie recht hatte. Helen zappelte und krümmte sich in Hectors unbarmherzigem Griff. Wolken aus Luftblasen quollen aus ihrem Mund, als sie in tonloser Panik schrie. Sie zerkratzte sein Gesicht und trat um sich, aber sie brachte ihn nicht dazu, sie loszulassen. Sie würde ertrinken.
    Säure zischte durch ihre Adern, und die Ränder ihres Gesichtsfeldes trübten sich ein, als sie das Bewusstsein verlor. Ihre Augen schlossen sich, aber sie spürte noch, wie er sie an den Beinen in Richtung Wasseroberfläche zerrte. Er riss sie an einem Knöchel aus dem Wasser, schwang sie über den Kopf und knallte sie mit der Wucht eines Hammerschlags auf den Strand, so hart, dass das Wasser aus ihrer Lunge getrieben wurde. Sie erbrach Salzwasser und musste so stark husten, dass sie das Gefühl hatte, ihre Ohren würden platzen. Sie hörte das Blut in ihrem Kopf pochen.
    »Hättest du heute mit mir trainiert, wüsstest du, dass du deine Blitze auch unter Wasser einsetzen kannst«, sagte er und riss an seinem gebrochenen Arm. Die Knochenenden renkten sich mit einem ekelhaften Knacken wieder ein. Hector schrie auf, fiel auf die Knie und keuchte einen Moment lang, bevor er mit zusammengebissenen Zähnen weitersprach. »Aber du bist ja nicht zum Training gekommen.«
    Sie saßen eine Weile nebeneinander im Sand, zu verletzt, um sich zu bewegen. Während sie heilten, ging die Sonne bereits am Horizont unter. Es wurde dunkel.
    »Ich dachte, du stammst von Apoll ab«, knurrte Helen.
    Ihre Stimmbänder waren noch immer beschädigt, aber mehr brauchte sie auch nicht zu sagen. Hector wirkte zwar nicht wie der Klügste des Delos-Clans, aber Helen hatte mittlerweile den Verdacht, dass er genauso clever war wie der Rest der Familie, auch wenn er nicht so oft die Nase in ein Buch steckte wie Cassandra.
    »Irgendwann einmal hat sich eine Nereide – eine unbedeutende Meergöttin – mit unserem

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