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Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Titel: Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Angelini
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holte tief Luft und brüllte Cassandras Namen.
    Cassandra schrie vom oberen Stockwerk zurück: »Fangt ohne mich an, ich hab noch zu tun!«
    Helen und Claire tauschten einen Blick. Sie waren Einzelkinder, die zu Hause nie schreien durften. Aber jede von ihnen träumte von einer großen Familie und einem vollen Haus, in dem tausend Dinge auf einmal passierten, und jede von ihnen erkannte in den Augen der anderen die Erinnerung an diesen Mädchentraum. Das Geschrei brachte die Nerven zwar ein bisschen zum Vibrieren, aber es machte das Haus der Familie Delos unbestreitbar zu einem Heim.
    »Hec-Jase-Castor-Lucas!«, ratterte Noel und starrte ihrem Sohn ins Gesicht, während sie sich zu erinnern versuchte, wie sie ihn genannt hatte. »Geh und hol deine Schwester. Wir haben Gäste.«
    Lucas tat, was seine Mutter befohlen hatte, und kam kurz darauf mit einer sehr mürrischen Cassandra über der Schulter wieder herunter.
    »Ich sehe sie doch jeden Tag!«, beschwerte sich Cassandra, als Lucas sich vorbeugte und sie neben Helen auf ihre eigenen Füße stellte.
    »Mom hat’s gesagt«, erwiderte Lucas mit einem entschuldigenden Schulterzucken. Anscheinend hatte sich damit jedes Argument erübrigt, denn Cassandra verdrehte die Augen und setzte sich ohne ein weiteres Wort an den Tisch.
    »Hi«, sagte sie, immer noch ein bisschen gereizt, zu Helen. »Isst du viel Knoblauch?«
    »Nein. Wieso? Stinke ich?«, antwortete Helen unsicher, und bei dem Gedanken, Lucas womöglich den ganzen Tag mit ihrem Knoblauchatem belästigt zu haben, wurde sie rot.
    »Nein, gar nicht. Ich versuche nur herauszufinden, wieso du unverwundbar bist«, sagte sie, hob das Buch, das sie mitgebracht hatte, und wedelte damit hinter Noels Rücken herum – die nichts davon mitbekam. »Ich versuche, ein Problem zu lösen«, sagte sie lauter, damit ihre Mutter es hörte, aber Noel kochte ungerührt weiter.
    »Ich habe auch einiges nachgelesen«, behauptete Hector und verschränkte die Hände hinter dem Kopf.
    »Bring du ihr lieber bei, wie man sich verteidigt, und überlass mir die Nachforschungen«, fuhr Cassandra ihn an und begann, in ihrem Buch herumzublättern. Hector lächelte und war offenbar heilfroh, so leicht davongekommen zu sein.
    Castor, Pallas und Cassandra fingen wieder an, Helen auszufragen – was sie aß, wie ihr Alltag aussah und sogar, welche Gebete ihre Mutter ihr beigebracht hatte, damit sie sie vor dem Schlafengehen aufsagte. Nichts davon brachte sie der Lösung des Rätsels näher, und so gaben sie es auf, als das Essen fertig war.
    Helen aß, als hätte sie wochenlang nichts gegessen. Und sie trank ein Glas Wasser nach dem anderen. Sie war so ausgetrocknet, dass sie regelrecht spüren konnte, wie sich das Wasser in ihrausbreitete und ihre Organe es aufsaugten wie ein Schwamm. Irgendwann wurde es Helen peinlich, so viel zu essen, und sie zwang sich, das Besteck hinzulegen. Noel sah sie streng an und fragte sie, ob es ihr nicht schmecke. Helen murmelte eine Entschuldigung und fing erleichtert wieder an zu kauen.
    Nach dem Essen fuhr Lucas sie nach Hause, was eigentlich eine Verschwendung von Zeit und Benzin war, aber es war nötig, um Jerry nicht misstrauisch zu machen.
    »Ich lasse dich nicht gern allein«, sagte Lucas und starrte jeden Schatten vor dem Haus nervös an.
    »Das macht mir nichts«, log Helen. Aber wenn sie ehrlich war, wollte sie jetzt, wo es dunkel war, Lucas so dicht wie möglich an ihrer Seite haben. Da ihr Dad zu Hause war, blieb ihnen allerdings nichts anderes übrig, als sich zu verabschieden.
    »Ich bin in etwa einer Stunde wieder da«, versprach Lucas ihr beim Aussteigen. Helen schlug die Tür zu, blieb neben dem Auto stehen und sah ihn durch das offene Fenster verlegen an. »Was ist?«, fragte er.
    »Ich fühle mich schrecklich, Lucas! Es ist Herbst und du und deine Cousins übernachten draußen. Das geht doch nicht.«
    »Wir haben keine andere Wahl. Wir können dich nicht allein lassen, solange du nicht gelernt hast, wie man richtig kämpft.«
    »Ich erlaube es aber nicht mehr«, sagte sie, strich sich das Haar hinters Ohr und verschränkte energisch die Arme. »Du wirst in meinem Zimmer schlafen müssen.«
    »Weil das ja so entspannend ist«, konterte er ironisch. »Ich habe letzte Nacht kaum ein Auge zugemacht. Glaub mir, auf dem Dach bekomme ich mehr Schlaf.«
    »Nein«, widersprach Helen stur, obwohl ihr bei dem Gedanken, ihn wieder in ihrem Zimmer zu wissen, ganz warm ums Herz wurde. »Entweder kommst du mit

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