Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt
rein oder du schläfst gar nicht mehr hier.«
Lucas sah zu ihr auf. »Wir überlegen uns, was wir machen, wenn ich wiederkomme, okay?«
Helen erklärte sich zögernd einverstanden und ging ins Haus zu ihrem Dad. Obwohl er ständig gähnen musste, wollte er wissen, wie ihr Wochenende gewesen war. Jerry hatte zwei Doppelschichten hinter sich und konnte kaum noch die Augen offen halten. Helen schickte ihn ins Bett und versprach, am nächsten Morgen das Frühstück zu machen. Jerry schnarchte schon, bevor sie ihre Zähne geputzt hatte. Als sie im Bad fertig war, zog sie Boxershorts und ein weites T-Shirt mit V-Ausschnitt an, weil sie dachte, dass Lucas es bestimmt zu würdigen wissen würde, wenn sie nicht ganz so freizügig bekleidet war. Dann stöberte sie im Kleiderschrank nach einer Luftmatratze, von der sie glaubte, dass ihr Dad sie vor Jahren einmal zum Geburtstag bekommen hatte.
Ganz unten im Schrank fand sie tatsächlich das ungeöffnete Paket, umgeben von ein paar fetten Staubflocken. Sie nahm es mit in ihr Zimmer und packte es aus, und als sie versuchte, die englische Gebrauchsanweisung zu finden, klopfte es an ihr Fenster. Sie lächelte und bedeutete Lucas, durch das unverriegelte Fenster hereinzukommen. Er sah wirklich fantastisch aus, wenn er flog. Sie war sich sicher, dass das bei ihr ganz anders aussah.
»Ist der Rückenbrecher für mich?«, flüsterte er und deutete auf die Luftmatratze.
»He, wenn sie dir nicht passt, kannst du auch gern in meinem Bett schlafen«, flüsterte Helen zurück und fing demonstrativ an, die Luftmatratze wieder in den Karton zu packen.
»Nein, die ist perfekt«, sagte er hastig und stoppte ihre Bewegung, indem er nach ihren Händen griff und sie an sich zog. Er hielt sie im Arm und rieb sein Gesicht an ihrer Wange.
»Du musst dich mal wieder rasieren!«, ermahnte sie ihn und drehte den Kopf von seinen kratzigen Stoppeln weg.
»Eigentlich wollte ich unten auf der Couch schlafen«, sagte er unsicher.
»Mein Dad …«
»… käme gar nicht schnell genug die Treppe runter, um mich zu erwischen.«
»Und wenn du ihn nicht hörst und nicht rechtzeitig wegkommst? Das könnte ich ihm niemals erklären«, gab Helen zu bedenken.
»Immer noch besser als die Alternative«, sagte er und hob die Matratze hoch. »Es macht mir wirklich nichts aus, auf dem Dach zu schlafen, Helen. Mir ist nicht wohl dabei, hier drinnen bei dir zu schlafen. Ich glaube, das wäre ein Fehler.«
Auch wenn sie ein schlechtes Gewissen hatte, Lucas draußen übernachten zu lassen, erkannte Helen doch, dass sie nicht gewinnen würde. Sie schleppten die Luftmatratze hinauf auf den Witwensteg und fanden auch heraus, wie man sie aufblies. Allerdings musste Lucas die spanische Anleitung lesen, weil die englische vollkommen unverständlich war. Und urkomisch.
»Mund einführen zum Zweck Aufblasen«, wisperte Helen und zitierte damit einen der merkwürdigeren Sätze der Anleitung, während sie die Luftmatratze mit einem Bettlaken bezog.
»Ausblasen Lunge in Ventilöffnung«, flüsterte Lucas zurück und stopfte ein Kissen in einen Bettbezug. »Das klingt, als würde es wehtun.«
Der krampfhafte Versuch, ihren Lachanfall zu unterdrücken, machte es nur noch schlimmer. Sie ließen sich beide auf die Matratze fallen und versuchten, möglichst lautlos zu kichern. Aber sobald sich ihre Blicke trafen, ging es von vorne los, und sie mussten sich den Mund zuhalten, um nicht loszuprusten. Vom vielen Gelächter tat ihnen schon richtig der Hals weh. Endlich hatten sie sich ausgelacht und lagen japsend auf dem Rücken. Lucas nahm Helens Hand und schüttelte den Kopf.
»Was mache ich nur«, flüsterte er zu sich selbst und fuhr sich mit der anderen Hand durchs Haar.
»Was ist los? Dürfen wir jetzt nicht einmal mehr miteinander lachen?«, flüsterte sie zurück, und ein Lächeln umspielte immer noch ihre Lippen.
»Das ist es nicht«, sagte er, drehte den Kopf zu ihr und sah sie liebevoll an. »Aber es ist nicht gerade gut für mich, deine Gesellschaft so sehr zu genießen, dass sogar etwas Banales wie das Aufblasen einer Luftmatratze so viel Spaß macht. Sobald ich denke, ich hätte mich im Griff, bringst du mich zum Lachen, und ich habe das Gefühl, wieder ein kleines Stück von mir zu verlieren. Ich dachte, ich wäre darauf vorbereitet, aber das hier ist viel schwerer, als ich gedacht habe.«
»Und was genau ist ›das hier‹, Lucas? Wieso schläfst du auf dem Dach und nicht in meinem Bett?«, fragte Helen. Sie
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