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Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Titel: Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Angelini
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ständig über Nantucket kreisen zu müssen?«
    »Das würde es, wenn es so wäre«, antwortete er, als sie im Garten landeten, »aber ich war erst vor ein paar Tagen in New York.«
    »Ehrlich? Wozu?«
    »Um Bagels zu essen. Es gibt da diesen tollen Laden in Brooklyn. Mit Überschall brauche ich nur zehn Minuten, um hinzukommen.«
    Als Helen klar wurde, was das bedeutete, blieb sie abrupt stehen.
    »Soll das heißen, dass wir an jedem beliebigen Schultag mal eben nach Boston fliegen, auf dem Harvard Square zu Mittag essen und rechtzeitig zur fünften Stunde zurück sein könnten?«
    »Klar«, bestätigte er mit einem Schulterzucken. »Ich möchte nur, dass du noch ein paar Wochen lang übst, bevor wir die Inselverlassen, aber du wirst schon bald gut genug sein, um überall mit mir hinzufliegen.«
    »Ich will die Statuen auf der Osterinsel sehen! Und Machu Picchu! Und die Chinesische Mauer!«, rief Helen ganz aufgeregt.
    Auf dem Weg zum Haus hüpfte sie ausgelassen auf den Fußballen herum. Lucas griff nach ihren Händen.
    »Bis zu deinem ersten Flug übers Meer dauert es noch ein bisschen. Bisher kannst du dich ja kaum in der Luft halten und ohne Referenzpunkte ist das Navigieren noch viel schwieriger. Dazu kommt, dass die Luftströme über dem Ozean ein echter Albtraum sein können.«
    »Aber du wirst bei mir sein und du weißt das alles!« Sie blieb stehen und klammerte sich an seiner Hand fest. »Ich bin stark genug, ich schwöre! Bitte! Ich habe immer vom Reisen geträumt. Lucas, du kannst es dir nicht vorstellen, aber ich wollte mein ganzes Leben von dieser Insel runter.«
    »Ich weiß, und das werden wir auch – schon bald. Wir kleben eine Karte auf eine Dartscheibe, und wo der Pfeil landet, da fliegen wir hin. Fidschi, Finnland, Florenz, wohin auch immer!«, verkündete er großzügig und zog sie an sich, damit sie nicht in die Luft sprang und ohne ihn losflog. »Wir können jeden Abend in Tokio Sushi essen, bis uns langweilig wird. Wir können alles machen, was du willst, Helen. Aber erst, wenn du eine bessere Fliegerin bist.«
    »Das können wir alles tun, nicht wahr?«, schnaufte sie atemlos, und ihr fiel auf, dass sie beide das Wörtchen »wir« benutzt hatten. Dann kam ihr ein weniger schöner Gedanke. »Du machst dasschon eine ganze Weile, stimmt’s? In andere Länder zu fliegen, meine ich.«
    »Ja, stimmt.«
    »Und immer allein?«
    »Auf kurzen Strecken können wir jemanden mitnehmen, aber es ist unglaublich anstrengend, die Schwerkraft von anderen Leuten zu beeinflussen. Da ist es echt einfacher, zu Fuß zu gehen.«
    Lucas bemühte sich zwar, Helens Anspielung zu übergehen, hielt seinen Blick aber gesenkt. Helen versuchte sich vorzustellen, wie es sein musste, wenn man jederzeit in den Louvre konnte, um sich die Mona Lisa in echt anzusehen und nicht nur in einem Buch – aber er war immer allein unterwegs. Das musste sehr einsam machen. Lucas war sein ganzes Leben lang der einzige Scion gewesen, der fliegen konnte, was bedeutete, dass er sehr isoliert gelebt haben musste – bis sie aufgetaucht war.
    »Wir haben noch viel Zeit, uns die Welt anzusehen, aber vorläufig solltest du noch hierbleiben. Und da ich dir nichts abverlangen kann, was ich selbst nicht täte, verspreche ich, dass ich die Insel nicht ohne dich verlassen werde«, sagte er.
    »Ja, wer’s glaubt«, erwiderte Helen lachend und versuchte, sich von ihm zu lösen, aber er hielt sie eisern fest.
    »Das ist mein Ernst«, beteuerte er und zog sie so dicht an sich, dass sie ihm fast auf die Füße trat. »Es gibt aber noch einen anderen Grund, weswegen ich möchte, dass du auf der Insel bleibst, vor allem, wenn ich nicht bei dir bin. Meine Familie kann dich nicht beschützen, wenn sie dich nicht findet. Vergiss nicht, dass diese Frauen noch da draußen sind. Und Kreon wird auch zurückkommen …«
    Als er Kreons Namen erwähnte, brach alles wieder über sie herein. Er hatte versucht, sie umzubringen, und es beinahe geschafft. Diese betäubende Dunkelheit war schlimm genug gewesen, aber er hatte sie auch gezwungen, ihre Blitze einzusetzen, was eine andere schreckliche Erinnerung heraufbeschworen hatte.
    »Helen?«, sagte Lucas. Er berührte ihren Kopf und drehte ihn so, dass sie ihn ansehen musste. »Es tut mir leid, dass ich es erwähnen musste, aber du weißt, dass es nötig ist.«
    »Ich weiß, Lucas. Das ist es auch gar nicht«, begann sie und verstummte gleich wieder, weil sie erst überlegen musste, wie sie ihre Gedanken in Worte

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