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Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Titel: Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Angelini
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Küstenwache danach allen Schiffs- und Flugverkehr untersagt hatte, solange das Unwetter tobte. Ganz Neuengland wurde in dieser Nacht von einem Nordoststurm heimgesucht, der bis zum nächsten Morgen anhalten sollte. Als Lucas diese Neuigkeiten hörte, entspannte er sich ein wenig. Er hatte Helen vor weniger als einer Stunde verlassen, nachdem die letzte Fähre schon weg gewesen war. Also standen die Chancen gut, dass sie sich noch auf der Insel befand. Hoffentlich war sie in einem Hotel und halbwegs in Sicherheit.
    Er verschwendete viel Zeit damit, in der Nähe des Anlegers in jedes Hotel und jede Pension zu gehen und zu fragen, ob an diesem Abend zwei Frauen dort abgestiegen waren. Doch obwohl durch den Sturm eine ganze Menge Besucher auf der Insel gestrandet waren und die Hotels bevölkerten, war niemand darunter, der Helens Beschreibung entsprach. Lucas wusste, wie sinnlos seine Suche war. Kein Scion war so dumm, mit einem bewusstlosen Mädchen im Arm in ein Hotel zu gehen und nacheinem Zimmer zu fragen. Wer immer Helen entführt hatte, war vielleicht irgendwo eingebrochen oder hatte einen Portier bestochen, aber offiziell angemeldet war er sicher nicht. Lucas drehte sich im Kreis, aber trotzdem konnte er nicht einfach so aufgeben. Er ging kurz nach Hause, um zu hören, was Cassandra in ihrer nächsten Vision gesehen hatte, und rannte dann schnell wieder hinaus ins Gewitter, bevor sein Vater anfangen konnte, mit ihm zu diskutieren.
    Es stürmte mittlerweile so heftig, dass Bäume umstürzten und sogar ganze Häuser in Mitleidenschaft gezogen wurden. Lucas musste trotz seiner immensen Kräfte in den superschweren Zustand wechseln, um nicht wegzuwehen, während Bruchstücke der Häuser an ihm vorbeiwirbelten. Kleine Teilchen schlugen ihm ins Gesicht und der Regen peitschte ihm in die Augen. Die ganze Nacht über wanderte er von einem Hotel, einer Pension und einem Gasthaus zum nächsten und spähte mit seinen Augen, die sogar in fast vollkommener Dunkelheit etwas sehen konnten, in jedes Fenster, immer in der Hoffnung, einen Blick auf Helen zu erhaschen.
    Cassandra hatte ihm gesagt, dass Helen am nächsten Morgen an einem Hotelfenster stehen würde. Er würde nicht aufgeben, sie zu suchen, denn wenn er sie wie durch ein Wunder fand, sie aus dem Hotel holte und zu ihrer Familie zurückbrachte, hätte er bewiesen, dass Cassandra falschlag. Er musste die Parzen nur ein einziges Mal besiegen, um zu beweisen, dass er sein eigener Herr war – keine längst geschriebene Geschichte, sondern ein leeres Blatt, das er mit seiner eigenen Zukunft beschreiben wollte. Wenn er Helen nur finden und nach Hause bringen könnte,wüsste er, dass er die Parzen eines Tages besiegen würde und er und Helen zusammen sein könnten.
    Er lief die ganze Nacht.
    In Helens Kopf hämmerte es, und sie hatte einen sauren, kalkigen Geschmack im Mund, als hätte sie eine Tablette gekaut und nicht runtergeschluckt. Ihre Augen fühlten sich verquollen an, und ihre Haut war klebrig und verschwitzt, aber sie hatte nicht so einen großen Durst wie sonst nach einem Besuch des trockenen Landes. Das hier fühlte sich anders an. Sie war betäubt worden, fiel ihr plötzlich wieder ein, von einer Frau. Eine Frau, die genauso aussah wie sie, nur älter.
    »Nimm einen Schluck«, sagte eine Stimme, und Helen spürte einen Strohhalm an ihren Lippen. Ihre Augen gingen auf, und sie sah die Frau, die sich mit einem Glas Wasser über sie beugte.
    »Wer sind Sie?«, fragte Helen mit rauer Stimme. Sie drehte den Mund von dem Glas mit der verdächtigen Flüssigkeit weg und spürte, dass sie ihre Arme nicht bewegen konnte. Sie war an ein Bett gefesselt. Doch da sie immer noch unglaublich schwach von der Droge war, die die Frau ihr verabreicht hatte, war ihr klar, dass es eine Weile dauern würde, bis sie stark genug sein würde, um sich zu befreien. Sie sah sich hektisch um. Sie war in einem Hotelzimmer, das mit Kerzen beleuchtet war. Draußen war es immer noch dunkel, und sie konnte hören, wie Wind und Regen hinter der Gardine ans Fenster peitschten.
    »Sieh mich an, Helen! Was glaubst du, wer ich bin?«, fragte die Frau energisch. »Hier, ich weiß, dass du Beweise sehen willst. Das würde ich auch an deiner Stelle.«
    Die Frau holte einen Umschlag voller Fotos hervor. Es waren Aufnahmen von ihr selbst mit Anfang zwanzig. Auf einem Bild hielt sie ein Baby im Arm. Auf einem anderen saß sie neben einer jungen Mrs Aoki, während zwei Kleinkinder, ein blondes und ein

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