Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt
zwischen euch, obwohl ihr doch perfekt zusammenpasst«, sagte Helen schuldbewusst. Jason hatte versucht, Claire abzuweisen, nur damit ihr nichts geschah, aber Helen hatte sie immer wieder ermutigt. »Jetzt verstehe ich das.«
»Du musst dich um andere Dinge kümmern«, sagte er. Ihm fielen bereits die Augen zu. »Geh. Ich geleite sie hindurch.«
»Wenn du vom Weg abkommst, folge ich dir hinab«, versprach Helen und spürte bereits, wie die glühende Luft des trockenen Landes alle Feuchtigkeit aus der Umgebung saugte.
Plötzlich erkannte Helen, was das trockene Land war und wieso sie nie gewagt hatte, sich die Wahrheit einzugestehen, obwohl sie doch offensichtlich war. Die Wüste, in der sie im Schlaf herumgelaufen war, das Land, das Jason nun durchqueren musste, um Claire zu retten, war das Reich der Toten. Einen ganz kurzen Moment konnte sie Claires Geist sehen, verwirrt, verängstigt und lautlos nach Jason rufend. Schnell verbannte Helen dieses grässliche Bild aus ihrem Kopf und sprach direkt in Jasons Ohr. »Ich kenne den Weg durch die Steinwüste, und ich schwöre, wenn du es allein nicht schaffst, steige ich hinunter und trage euch beide raus.«
Jason riss die Augen auf, aber sein Geist folgte bereits dem von Claire, und obwohl er sich dagegen zu wehren versuchte, schlossen sich seine Augen wieder, und er versank in einen tiefen Schlaf. Helen verließ das Zimmer, denn sie vertraute ihm vollkommen, dass er Claire heilen würde.
Auf dem Weg nach unten hörte Helen bereits die Stimme ihrer Mutter. Sie kam ihr schon unglaublich vertraut vor, obwohl sie die Frau erst wenige Stunden kannte. Daphnes Stimme war zugleich die Stimme von Helen, und es kam ihr vor, als hörte sie eine Aufnahme von sich selbst.
Helen zögerte noch einen Moment, um sich zu wappnen, bevor sie das Wohnzimmer betrat. In den paar Minuten, die sie bei Jason verbracht hatte, war bereits ein Streit ausgebrochen.
»Meine Schuld?«, schrie Daphne Pallas an. »Wenn ihr alle in Cadiz geblieben wärt und euch von Helen ferngehalten hättet, wäre das alles nicht passiert!«
»Das war meine Schuld«, gestand Hector im Bemühen, die Wogen zu glätten. »Meine Familie musste abreisen, weil ich beinahe einen von meiner eigenen Sippe getötet hätte.«
»Da wärst du nicht der Erste«, zischte Daphne.
»Was soll das denn heißen?«, fragte Pallas empört.
»Bist du endlich bereit, über den Elefanten hier im Raum zu sprechen?«, fragte Daphne ihn verbittert. »Ich habe Ajax nicht getötet. Es war Tantalus.«
»Du lügst!«, fuhr Pallas sie an und kam drohend einen Schritt auf sie zu.
»Und wieso bin ich dann noch am Leben? Tantalus hat euch doch erzählt, er hätte mich eigenhändig getötet, stimmt’s?«
Pallas starrte sie wütend an.
»Beantworte mir nur eine Frage. Wenn ich deinen Bruder Ajax getötet habe, wieso siehst du dann die Furien nicht?«, fragte Daphne und warf die Arme zur Seite, als müsste sie beweisen, dass sie sie nirgendwo versteckt hatte.
Alle sahen einander an, als erwarteten sie, dass jemand eine Erklärung dafür hatte, aber das war nicht der Fall.
»Pallas, weißt du noch, wie Ajax und ich uns gehasst haben, viel mehr, als sich nur durch die Wut der Furien erklären ließ, wir aber gleichzeitig unzertrennlich waren? Weißt du noch, wie es uns immer zueinander hingezogen hat, als könnten wir es nicht ertragen, auch nur einen Moment getrennt zu sein?«, fragte Daphne in einem sanfteren Tonfall.
»Er war besessen von dir«, sagte Pallas düster und warf Lucas einen kurzen Blick zu.
»Und ich von ihm. Schließlich haben wir gegeneinander gekämpft, aber im letzten Augenblick, kurz bevor einer den anderen töten konnte, hatten wir diesen schrecklichen Unfall. Es endete damit, dass wir einander das Leben retteten. Und damit hat jeder von uns seine Schuld beim Haus des anderen bezahlt. Ajax konnte bei meiner Familie sein, ohne dass die Furien auftauchten, und ich bei seiner. Wie sollte ich jetzt vor euch stehen, wenn das nicht die Wahrheit wäre?« Daphne deutete auf Helen und Lucas. »Ihr habt es wieder geschehen sehen, direkt vor euren Augen, und ihr wisst alle, wie es weitergehen wird. Nachdem die Furien verschwunden waren, haben Ajax und ich uns verliebt.«
»Lügnerin!«, fauchte Pandora.
»Nein«, widersprach Lucas und schüttelte geschockt und mit beinahe ängstlichem Blick den Kopf. »Sie sagt die Wahrheit.«
»Ich habe ihn mit meiner eigenen Hand berührt«, kreischte Pandora unter Tränen, das hübsche
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