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Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Titel: Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Angelini
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Es hatte etwas Aufregendes, einer Frau Angst einzujagen, fand Kreon, vor allem, wenn die Frau so eine penetrante Zicke war. Ein bisschen Angst hatte etwas Gutes, um Sterblichen zu zeigen, wo ihr Platz war, und Kreon wollte insbesondere dieser Sterblichen klarmachen, dass sie ihm zwar dieses Treffen aufzwingen konnte, indem sie damit drohte, seine Familie von der Polizei unter die Lupe nehmen zu lassen, aber den Ton angeben konnte sie deswegen noch lange nicht. Aus diesem Grund hatte er den späten Abend vorgeschlagen und sie zu den Docks bestellt. Es interessierte ihn, ob sie wirklich so brennend daran interessiert war, eine Story über seine Familie zu schreiben. Die Tatsache, dass sie sich auf dieses Treffen eingelassen hatte, bewies, dass sie Mumm hatte. Aus diesem Grund fand Kreon, dass sie ein paar Augenblicke seiner Zeit verdient hatte. Außerdem machte sie so angenehme Geräusche,wenn sie Angst hatte. Vielleicht würde er sie sich noch einmal anhören.
    Er lächelte unschuldig auf sie herab. Sie sah ihm in die Augen, trat aber dennoch einen Schritt zurück – was bedeutete, dass sie zwar tapfer war, aber Angst hatte. Kreon genoss den Augenblick. Er hatte das Gefühl, etwas erreicht zu haben.
    »Ich hatte um ein Treffen mit Ihrem Vater gebeten und er schickt mir seinen Sohn«, sagte sie auf Englisch mit einem starken spanischen Akzent.
    »Ich spreche fließend Spanisch«, versicherte ihr Kreon in ihrer Muttersprache und lächelte sie immer noch an. »Und Sie wissen genau, dass sich mein Vater nicht mit Reportern trifft.«
    »Ihr Vater trifft sich mit niemandem. Deswegen bin ich hier«, fuhr sie stur auf Englisch fort. Sie verschränkte die Arme und musterte ihn. »Tantalus Delos ist schon seit zwanzig Jahren nicht mehr in der Öffentlichkeit zu sehen gewesen. Merkwürdig, nicht wahr?«
    »Er wahrt eben seine Privatsphäre«, sagte Kreon mit einem mittlerweile etwas gezwungenen Lächeln.
    »Privatsphäre ist ein Luxus, den sich selbst ein Milliardär nicht kaufen kann. Sie haben sicher gelesen, was man über Ihren Vater schreibt?«
    »Das sind alles Lügen«, behauptete Kreon, so ungerührt er konnte. Sie sah ihn skeptisch an. Wie konnte sie es wagen?
    Im Laufe der Jahre hatten die Medien einen Haufen Gerüchte über seinen Vater verbreitet – dass er verkrüppelt wäre, den Verstand verloren hätte oder tot sei. Kreon wusste zumindest, dass sein Vater lebte, und hatte alle anderen Vorwürfe immer wiedervehement bestritten. Aber die Wahrheit war, dass Kreon seinen Vater seit neunzehn Jahren nicht mehr gesehen hatte. Niemand hatte Tantalus gesehen, mit Ausnahme seiner Mutter, Mildred Delos.
    Seine Mutter behauptete, dass Tantalus sich verborgen hielt, um sich und das Haus von Theben zu schützen, aber sie konnte Kreon nie erklären, wieso sein Vater nicht wenigstens am Telefon mit ihm sprach. Das war doch wirklich nicht zu viel verlangt.
    »Alles Lügen? Wissen Sie das genau?«, bohrte die Reporterin nach, als sie sah, dass Kreon seinen eigenen Gedanken nachhing. »Schon seit Jahren beteuern Sie, Ihre Mutter und Ihre ganze Familie, dass all die Gerüchte Lügen sind, aber wissen Sie das wirklich? Wann haben Sie Ihren Vater denn das letzte Mal gesehen? Ich weiß, dass er bei Ihrem Abschluss an der Universität nicht zugegen war.«
    Kreon knirschte mit den Zähnen. »Mein Vater lebt sehr zurückgezogen. Er …«
    »Pfft!«, zischte sie verächtlich und schnitt Kreon mit einer Handbewegung das Wort ab. »Das ist kein zurückgezogenes Leben, sondern Wahnsinn! Kann sich ein Mann so weit zurückziehen, dass er seinen eigenen Sohn verleugnet, nur um nicht in den Medien zu erscheinen?«
    Kreons Hand schoss vor und umklammerte bereits ihre Kehle, bevor sie auch nur abwehrend den Arm heben konnte. Sie hatte einen so dünnen Hals, so schmal und zerbrechlich. Kreon fand, dass es sich anfühlte, als hätte man ein Kätzchen in der Hand. Sie riss ihre Augen auf. Die Pupillen weiteten sich und Tränenbenetzten ihre Oberfläche wie Tautropfen. Sie war wundervoll in ihrer Todesangst. Am liebsten hätte Kreon sie tagelang so gehalten, aber eine Sekunde später beendete er seinen Genuss mit einem Knacken.
    Das Licht in ihren Augen schrumpfte zu einem winzigen Punkt zusammen und erlosch dann ganz.
    Kreon warf ihre Leiche ins Wasser und rannte so schnell zur Zitadelle zurück, dass ihn kein Sterblicher sehen konnte.
    Er lief sofort nach oben in sein Zimmer und erstarrte, als er die Tür öffnete. Seine Mutter wartete schon auf

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