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Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Titel: Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Angelini
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die Person, deren Wiedergeburt wir darstellen sollen.«
    »Ja, das habe ich verstanden.«
    »Und da Scions dazu neigen, sich unsterblich in eine Person zuverlieben, die das Schicksal für sie ausgewählt hat, und sie dann schon in jungen Jahren massenhaft Kinder kriegen, hat die ältere Generation häufig das zweifelhafte Vergnügen, die Gesichter von Leuten wiederzusehen, die sie einst kannten und – das ist das Gemeine daran – gegen die sie in der Vergangenheit gekämpft haben. Manchmal sehen sie sie sogar in ihren eigenen Kindern oder erkennen sie in jemandem, den ihr eigenes Kind liebt.«
    »Oh. Das klingt gar nicht gut«, sagte Helen, die eine böse Vorahnung hatte. »Also sehen wir alle aus wie Leute, die unsere Eltern gekannt haben, und Pallas hat mich vom ersten Augenblick an gehasst. Also, wessen Gesicht habe ich?«
    Pandora seufzte. Ihre Armreife klimperten, als sie nach Helens Hand griff.
    »Das ist echt blöd«, sagte sie verlegen. »Aber du siehst genauso aus wie Daphne Atreus, die Frau, die unseren Bruder Ajax getötet hat.«
    Helen bemerkte, wie schwer es Pandora fiel, seinen Namen auszusprechen. Einen Moment lang rechnete sie fast damit, dass Pandora in Tränen ausbrechen würde.
    »Aber das war nicht ich! Ich habe deinen Bruder nicht getötet«, sagte Helen, die von Pandoras Gefühlen so überwältigt war, dass sie nur flüstern konnte. Helens eindringliche Stimme riss Pandora aus ihren traurigen Gedanken und sie drückte Helens Hand.
    »Das weiß ich!«, beteuerte sie. »Es ist verrückt, dir die Schuld zu geben, und die meisten von uns tun es ja auch nicht. Ich jedenfalls nicht.«
    »Aber Pallas tut es«, stellte Helen fest, die endlich verstand,wieso Pallas sie von Anfang an nicht gemocht hatte. Pandora nickte zögernd.
    »Als wir Ajax verloren, war es, als hätten wir den Besten von uns verloren«, sagte Pandora. Sie hatte die Augen niedergeschlagen und biss sich auf die Lippe. »Ajax war … der Beste. Du hättest ihn sehen sollen. Warte, ich zeige ihn dir.« Pandora schüttelte die Armreife an ihrem rechten Arm nach oben. Ganz unten, direkt am Handgelenk, trug sie ein eng anliegendes Armband. Sie klappte einen ovalen Deckel auf, und Helen stellte überrascht fest, dass das Armband ein Handgelenkmedaillon war. Darin war ein Foto von jemandem, den Helen auf den ersten Blick für Hector hielt, der ein kleines Mädchen kitzelte.
    »Mein Bruder Ajax«, sagte Pandora traurig. »Er hatte immer Zeit für mich, was in einer großen Familie wie unserer nicht selbstverständlich ist. Es ist leicht, im Alltagstrubel unterzugehen, vor allem, wenn man die Kleinste ist. Ich bin ihm überallhin gefolgt und habe immer darum gebettelt, dass er mir irgendeine Aufgabe übertrug. Er hat angefangen, mich seinen ›Knappen‹ zu nennen, was ich ganz toll fand.«
    Helen betrachtete das lachende kleine Mädchen, das sich unter den Riesenhänden seines Bruders wand, und schaute dann in Pandoras tränenfeuchte Augen. »Ich kann selbst an diesem einen Foto erkennen, wie sehr er dich geliebt haben muss.«
    »Das hat er und ich habe ihn auch geliebt. Ich habe immer so getan, als wäre er ein edler Ritter und ich sein treuer Gefolgsmann. Er hat mich oft auf gefahrvolle Missionen geschickt, wie etwa seine Autoschlüssel zu suchen oder den Fahrstuhlknopf zu drücken. Ich war sieben, als er starb. Ich hätte ihm in dieserNacht nicht folgen sollen, aber ich habe es getan. Ich war dabei, als er ermordet wurde.«
    Helen wollte etwas sagen, tröstende Worte finden, aber Pandora hatte sich schon wieder unter Kontrolle und fuhr mit einem leicht gezwungenen Lachen fort. »Er war wie Apoll … in mancher Hinsicht ein bisschen wie Hector … aber nett, nicht so ein mürrischer Neunmalkluger. Versteh mich nicht falsch, ich liebe meinen Neffen, aber verdammt! Er kann ein echter Griesgram sein.« Sie mussten beide lachen.
    »Ich wünschte, ich hätte ihn kennengelernt. Deinen Bruder, meine ich«, sagte Helen und stellte überrascht fest, dass sie das wirklich ernst meinte. Ajax musste wirklich etwas Besonderes gewesen sein, wenn seine jüngere Schwester ihn so sehr liebte.
    »In gewisser Weise ist keiner von uns über diesen Verlust hinweggekommen«, sagte Pandora und zuckte mit den Schultern, als fielen ihr keine weiteren Erklärungen mehr ein. »Aber mein Bruder Pallas ist der Einzige, der dich nicht ansehen und akzeptieren kann, dass du ein anderer Mensch bist, obwohl er eigentlich genau weiß, dass du nichts damit zu tun

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