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Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Titel: Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Angelini
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würde doch nie die Tradition brechen«, entgegnete Helen sarkastisch und warf das Schwert hin, die Spitze voraus, sodass es im Boden stecken blieb und das Heft ein Kreuz über dem Boden bildete.
    »Doch, würdest du. Ich glaube, genau das ist es, was deine Mutter von Anfang an für dich geplant hat«, verkündete Cassandra mit dieser merkwürdig bedrohlichen Stimme, mit der sie oft in wichtigen Augenblicken sprach. »Aber deinen Namen hat deine Mutter dir in der Vergangenheit gegeben und ich kann nur die Zukunft sehen.«
    »Du bist ein Orakel!«, stellte Helen entgeistert fest. Sie hätte es schon viel früher merken müssen.
    Plötzlich war sie nicht mehr sicher, ob sie mit Cassandra allein sein wollte. Ihre Augen hatten einen fast irren Ausdruck. Helen begann, sich langsam von ihr zu entfernen. Sie achtete darauf, dass der Abstand zwischen ihnen immer größer wurde, und arbeitete sich langsam, aber sicher auf den Ausgang zu.
    »Delphi, Delos. Und das Orakel von Delphi war immer ein von Apoll auserwählter Priester«, sagte Helen so gelassen sie konnte, um Cassandra abzulenken.
    »Fast. Das Orakel war immer einer von Apolls Scions und immer eine Priesterin . Ein Mädchen«, sagte Cassandra verbittert. »Das Orakel von Delphi ist der weibliche Nachkomme von Apoll und den drei Parzen.«
    »Ich bin ziemlich sicher, dass das nicht in dem Buch stand, das du mir gegeben hast«, sagte Helen unsicher, denn Cassandra hatte das Schwert aus dem Boden gezogen, wog es jetzt nachdenklich in der Hand und machte ein paar Schritte auf Helen zu.
    »Die frühen Historiker haben es nie erfahren, aber sie wussten, dass Apoll der Sohn von Zeus war und damit keiner der ursprünglichen Götter. Er gehörte der zweiten Generation an und war eine Art glorifizierter Scion, der wie wir dazu verdammt war, irgendwann zu sterben.« Cassandra kam mit dem Schwert in der Hand immer näher auf Helen zu.
    »Und wieso ist er nicht gestorben?«, fragte Helen vorsichtig und versuchte, ruhig zu bleiben, um sie nicht zu provozieren. Sie trat den Rückzug in die andere Richtung an, ohne die Bronzeklinge aus den Augen zu lassen, die Cassandra abwechselnd hobund senkte, als könnte sie sich nicht ganz dazu durchringen, das Schwert in Kampfposition zu bringen.
    »Apoll hat ein Abkommen mit den drei Parzen getroffen«, sagte sie, abgelenkt von einem düsteren Gedanken. »Er hat ihnen etwas geboten, das sie ohne ihn nicht haben konnten. Einen weiblichen Nachkommen. Er hat auf den Fluss Styx geschworen, ihnen ein Kind zu geben, und als Gegenleistung schworen sie, niemals seinen Lebensfaden durchzuschneiden. Von diesem Tag an hatte Apoll seine Unsterblichkeit, und in jeder Generation gehört ein Mädchen, das von ihm abstammt, den Parzen. Sie ist ihre spirituelle Tochter und kann gelegentlich sehen, was ihre Mütter für die Welt geplant haben.«
    Helen bemerkte, dass Cassandra zögerte. Was immer sie vorhatte, verunsicherte sie, aber sie kam trotzdem immer näher. Das Licht fing an, rückwärts in ihrer Haut zu versinken, und ihre Augen und ihre Zähne schimmerten in einem purpurnen Farbton. Helen war zwar älter, größer und stärker als Cassandra, aber sie wusste auch, dass sie diejenige war, die in Gefahr schwebte. Cassandra war nicht das einzige Wesen, das in diesem kleinen Körper steckte. Sie wurde von den Parzen heimgesucht, die sie vermutlich auch kontrollierten.
    Cassandra schnitt ihr den Fluchtweg ab. Helen hätte wegfliegen können, nachdem sie jetzt wusste, wie es ging, aber sie war nicht sicher, ob sie ihren Flug auch kontrollieren konnte, sobald sie in der Luft war. Außerdem hatte sie keine Ahnung, wie sie landen sollte, wenn Lucas nicht da war, der ihre Hand hielt. Allerdings hatte sie im Moment mehr Angst vor dem Orakel mit dem Schwert in der Hand als vor einem Sturz vom Himmel.Helen wollte gerade die Flucht nach oben antreten, als sich Cassandras Gesichtsausdruck plötzlich veränderte. Sie verwandelte sich von der dunklen, Angst einflößenden Botin der Parzen in ein sehr verletzliches junges Mädchen.
    »Ich habe etwas gesehen, Helen«, sagte sie verzweifelt. »Und dann sah ich es wieder und wieder. Ich habe mich so geschämt und hatte solche Angst, dass ich niemandem davon erzählt habe. Und es tut mir so leid, wenn ich mich irre – für uns alle. Aber ich muss das tun … weil … es das ist, was als Nächstes kommt.«
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie sah so verzweifelt aus, dass Helen alles getan hätte, damit sie sich

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