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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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aber sonst recht muntere Frau vor und fragte sich insgeheim, wie lange sie das durchhalten würde. Neben ihr schmatzte Boabo wieder wie ein Ferkel … Es tat ihr fast körperlich weh.
    »Ich möchte euch eine Frage stellen«, sagte Wolf, als sie mit dem Frühstück fertig waren. Chick blinzelte ihm zu, aber er kümmerte sich nicht darum. »Zunächst eine Tatsache, die Chick und ich vorhin entdeckt haben: Die Aboriginals haben unser Funkgerät zerstört. Jede Verbindung zur Außenwelt ist abgeschnitten.«
    Cher und Sally schwiegen betroffen, nur Boabo schlug die Hände vors Gesicht. Er war vielleicht der einzige, der in vollem Umfang erkannte, wie verzweifelt ihre Lage war. Im Never Never gibt es keine Wunder.
    »Die einzige Frage, die sich jetzt also stellt, ist: Kehren wir um – oder suchen wir weiter nach dem Berg, der wie ein Bein aussieht?« Wolf blickte von einem zum anderen. Ihre Mienen waren voller Entsetzen. Ein Ja – das konnte der einsame Tod nach unvorstellbaren Strapazen, nach einem aussichtslosen Kampf gegen diese höllische Wüste sein. Ein Nein – das war das endgültige Aus für den Traum vom Gold, vom Reichtum und einem sorglosen Leben. Sie wußten alle: Einen zweiten Anlauf gab es nicht mehr.
    »Chick?« fragte Wolf mit ruhiger Stimme.
    »Was fragst du mich?« Chick umklammerte die Tischplatte und würgte an seinen Worten. »Ich mache weiter … Ja!«
    »Boabo?«
    »Mister Wolf, ich …«
    »Ja oder nein?«
    »Ja.«
    »Cher?«
    »Wo Chick hingeht, bin ich auch. Ja!«
    »Sally?«
    »Ja.«
    »Und du?« sagte Chick. »Nun frage dich selbst …«
    »Vier gegen eins.« Wolf erhob sich abrupt, sein Stuhl kippte dabei um. »Das ist nun keine Frage mehr … In einer halben Stunde fahren wir. Was macht dein Kopf, Sally?«
    »Ich spüre kaum etwas. So eine kleine Wunde … Nun macht bloß keinen großen Fall für die Chirurgie daraus. Ich habe ein Pflaster drauf, und damit ist die Sache erledigt.«
    Sally log so glaubhaft, daß Wolf wirklich beruhigt war. Als sie aufstand, schwankte sie allerdings etwas und stützte sich auf die Stuhllehne. Cher sah sie bestürzt an. Sally lächelte mühsam und schüttelte den Kopf.
    Die Schmerzen lähmten ihr fast die Beine; sie blieb, auf den Stuhl gestützt, stehen und hoffte, daß es schnell besser würde. Du mußt lächeln, befahl sie sich. Du mußt etwas Lustiges sagen, keiner soll merken, wie es mit dir steht. Wenn ich erst im Wagen sitze und Cher fährt, wird es schon gehen.
    »Eigentlich hat es etwas Gutes, daß sie uns den Whisky gestohlen haben«, sagte Sally und lachte. Es klang durchaus nicht verkrampft. »Jetzt können sich unsere Männer nicht mehr besaufen!«
    Später, als die Wagen abfahrbereit standen und Chick sich hinter dem Lenkrad die letzte Zigarette vor der langen Fahrt anzündete, saß Sally mit zurückgelehntem Kopf im Bus und sah Cher flehend an.
    »Fährst du?« fragte sie mit zittriger Stimme.
    »Was für eine Frage. Geh nach hinten und leg dich hin.«
    »Ich bleibe neben dir sitzen, solange es möglich ist. Wolf soll nicht merken, wie dreckig es mir geht.«
    »Das hältst du nicht lange durch, Sally.« Cher setzte sich hinter das Steuer. Sie winkte zu Chick hinüber, als sei alles in bester Ordnung. Wir können, hieß das. »Immer noch Kopfschmerzen?« fragte sie.
    »Im ganzen Körper brennt es … Ich habe das Gefühl, mir fällt die Haut ab.«
    »Das kann doch nicht mit dem Schlag zusammenhängen, Sally.«
    »Ich weiß es nicht.« Der Toyota neben ihnen fuhr an. Chick winkte zu ihnen herüber. Sie winkten zurück und zwangen sich zu einem Lächeln. »Fahr los, Cher …«
    Cher startete den Motor. Das Warnlämpchen leuchtete nicht mehr auf, die Lichtmaschine arbeitete wieder normal. Sie fuhr wie immer neben Chick her, um nicht von der aufgewirbelten roten Staubwolke in der Sicht behindert zu werden, und warf ab und zu einen Blick auf Sally.
    Sally saß da mit geschlossenen Augen und zusammengepreßten Lippen. Ihr Gesicht war fahl, fast gelblich und wirkte irgendwie knochig, wie es nie gewesen war. Jeder Stoß durch den unebenen, steinigen oder sandigen Boden verdichtete sich in ihr zu einem schmerzhaften Stich, der vom Kopf bis in die Zehen schoß. Sie biß die Zähne aufeinander, ein ungeheurer Wille hielt sie aufrecht, aber sie fragte sich bei jedem dieser Stöße: Wie lange noch … Wie lange noch? Cher, ich halte das nicht mehr aus. Ich kann nicht mehr, Cher …
    Aber sie saß aufrecht da, als sei sie versteift, hatte die Finger um das

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