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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Armaturenbrett gekrallt und fiel nicht um.
    Neben Chick studierte Wolf zum wiederholten Male die Autokarte und hatte den Kompaß daneben liegen. »Genau nach Süden«, sagte er. »Wenn wir dort sind, wo ich annehme, liegt jetzt im Süden der Lake Amadeus.«
    »Und wenn wir nicht dort sind, wo du annimmst?«
    »Dann fahren wir in die Hölle.«
    Es wurde wieder heiß. Ein blaßblauer Himmel, ein wellenförmiger Horizont, rotes, endloses Wüstenland. Geröll, das vor Jahrtausenden Felsen gewesen war und das Sonne und Wind zerfressen und zerbröselt hatten. Gerippe von Bäumen, die einmal an längst versiegten Wasserstellen gewachsen waren – und dann die ersten hellgelben Salzflecken, kleine ausgetrocknete Tümpel.
    Hinweise auf den großen schrecklichen Lake Amadeus dort irgendwo in der Ferne im flimmernden Sonnenglast.
    »Die Richtung stimmt!« sagte Wolf nach vier Stunden Fahrt. Sie saßen wie in einem Backofen. Der kleine Ventilator auf dem Armaturenbrett brachte keinerlei Kühlung, er wirbelte nur die heiße Luft herum. »Wir machen eine kleine Pause.«
    Chick bremste, und auch Cher stoppte den Bus. Sie stieg aus, lief um den Wagen herum und öffnete die Tür an der anderen Seite.
    Wie eine umgestoßene Puppe fiel Sally ihr in die Arme.
    Eve Dover hatte ihren ersten Auftritt im Night-Club des Federal Pacific Casino Hotels von Alice Springs hinter sich. Sie hatte ihr Glitzerkostüm ausgezogen und saß nackt vor dem Spiegel in ihrer Garderobe.
    Bis zum nächsten Auftritt hatte sie nun fast eine Stunde Ruhe. Sie konnte sich auf die Couch legen, etwas Kaltes trinken, ein Modejournal durchblättern, die Zettelchen lesen, die ihr liebeshungrige Zuschauer mit eindeutigen Angeboten in die Garderobe geschickt hatten, oder auch nur einfach an Rock Hammerschmidt denken.
    Er war mit seiner Kompanie zu einer Feldübung in die Fergusson Ranges ausgerückt, würde also drei Tage und Nächte wegbleiben und hatte sich gründlich von ihr verabschiedet. In Eves Muskeln lag noch die träge Müdigkeit der vergangenen Nacht. Überhaupt fühlte sie sich heute besonders abgeschlafft; der Auftritt vor dem begeisterten Publikum machte ihr keine rechte Freude, das Singen und Herumhopsen auf der Bühne empfand sie heute als Qual. Eves größter Wunsch wäre gewesen, sich ins Bett zu legen, lang auszustrecken, die Augen zu schließen, »gute Nacht, Rocky« zu sagen und dann zu schlafen. Schlafen, nichts als schlafen. Sie fühlte sich matt und wie blutleer.
    Ihr Spiegelbild glotzte sie an … weißblond gefärbte Haare, hochtoupiert und mit viel Spray zu einer Art Punkerfrisur modelliert, große, schwarz umrandete Augen mit dunkelblauem Lidschatten, der mit Goldflitter besprüht worden war, ein bleiches Gesicht mit rot geschminkten Wangen, Haut, deren Weiß sich über die Schultern bis zu den Brüsten fortsetzte … ein künstliches Geschöpf mit den Formen einer schönen Frau, eine singende, tanzende, abstrakte Puppe.
    Nur eine Stunde Ruhe. Und sie war so erschöpft, daß sie mit Angst an die nächste Vorstellung dachte. Rocky, was hast du bloß mit mir angestellt? Du bist wirklich ein Bulle …
    Eve erhob sich mit schweren Gliedern von ihrem Hocker, streckte ihrem Spiegelbild die Zunge heraus und ging mit schleppenden Schritten zu der an der Längswand stehenden Couch. Sie war so schlapp, daß sie sich wunderte, warum sie nicht hinfiel. Sie ließ sich auf die Couch fallen, warf sich auf den Rücken, streckte sich lang aus und spürte, wie ein Brennen durch ihren ganzen Körper lief.
    Dann glitten Denken und Gefühl von ihr weg, die totale Erschöpfung siegte.
    Zwanzig Minuten vor dem nächsten Auftritt schlug die Garderobiere, die Eve Dover betreute und ihr beim Anziehen der Kostüme half, beim Manager des Nightclubs Alarm.
    »Sie rührt sich nicht!« rief sie aufgeregt. »Sie liegt auf der Couch, schläft und ist nicht wachzukriegen … Gerüttelt habe ich sie wie 'n Shaker … nichts. Liegt da, schlaff wie ein Handtuch, und wacht nicht auf. Das ist doch nicht normal!«
    »O Scheiße!« Der vornehme, sonst so kultivierte Manager Mr. Neunzig, dessen Eltern aus Wesel am Niederrhein stammten, wurde blaß, stieß die Garderobiere zur Seite und rannte zu Eves Zimmer. Diese Weiber! Das war die dritte, die Tabletten schluckte, und nur wegen eines dämlichen, ersetzbaren Kerls. Gibt es nicht Männer genug, auch in Alice Springs? Muß es immer der eine sein? Nur, daß Eve so etwas Idiotisches tat, war unfaßbar. Gerade Eve mit ihrem weiten Herzen

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