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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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    Mr. Neunzig überlegte nicht lange, als er Eve nackt und reglos auf der Couch liegen sah. Er rüttelte sie dreimal kräftig, schrie ihr ihren Namen ins Ohr, griff dann zum Telefon und rief die Ambulance an.
    Von da an überschlugen sich die Ereignisse.
    Der diensthabende Arzt im Hospital telefonierte sofort nach der ersten flüchtigen Untersuchung mit Dr. Jurij Tunin, dessen Schlaftrunkenheit sofort verflog, als er die vermutete Diagnose hörte.
    »Das ist ja wohl nicht wahr!« rief er, sprang aus dem Bett und griff nach seiner Kleidung. »Irren Sie sich nicht, Harper?«
    »Möglich, aber ich glaube nicht.« Dr. Harper sah zu Eve hinüber, die auf einer Untersuchungsliege lag, noch immer im tiefen Schlaf. »Ich dachte erst an eine Tablettenvergiftung. Aber dann sah ich die Flecken auf der Haut, über den ganzen Körper verstreut … Und das Fieber steigt, als reibe einer unten am Thermometer …«
    »Ich komme sofort.« Dr. Tunin zog sich in rasender Eile an. Eve Dover – das kann doch gar nicht sein! Sie ist nie mit dem toten Aboriginal in Berührung gekommen. Auch nicht mit Chick Bullay oder Wolf Herbarth. Weder mit Boabo noch mit Saul Eberhardt. Sie steht völlig außerhalb des verdächtigen Kreises. Oder doch nicht? Mit wem ist sie zusammengetroffen? Er rannte aus dem Haus, sprang in der Garage in seinen Wagen und fuhr in einem halsbrecherischen Tempo durch Alice Springs zum Hospital.
    Auf dem Flur erwartete ihn ein Krankenpfleger und winkte mit beiden Armen.
    »Auf der Isolierstation, Sir!« rief er aufgeregt.
    Dr. Tunin rannte durch den langen Gang bis zum Ende des Gebäudes. Eine feste Tür sperrte hier den Gang ab. Ein Schild warnte: Eintritt verboten. Seuchengefahr!
    Tunin drückte auf die Klingel, die Tür öffnete sich wie von Geisterhand und schloß sich mit einem schmatzenden Laut hinter ihm. Dr. Harper stürzte aus dem letzten Zimmer des Ganges.
    »Was macht sie?« rief Dr. Tunin. »Noch ohne Besinnung?«
    »Ja, Chef. Und zweiundvierzig Fieber …«
    Eine Nacht begann, die Alice Springs veränderte.

8
    Im Morgengrauen wurde auch der Distriktsgouverneur benachrichtigt. Dr. Tunin entschuldigte sich, gab per Telefon einen ersten Bericht und ließ keinen Zweifel am Ernst der Lage.
    »Eve Dover weist alle Symptome auf, die wir auch bei dem sezierten Aboriginal gefunden haben«, sagte er.
    Der Gouverneur saß kerzengerade im Bett und war auf einen Schlag hellwach. »Sie haben sie schon seziert?« fragte er mit belegter Stimme. »Mrs. Dover ist also tot?«
    »Ich habe mich unklar ausgedrückt, Sir: Sie lebt, aber die Symptome der Erkrankung gleichen sich. Über den Körper verteilte rote Flecken, hohes Fieber, völlige Apathie, rascher Kräfteverfall, nach kurzen Phasen von Klarheit plötzlicher Rückfall in Bewußtlosigkeit … Das einzig Gute: die Fieberschübe reagieren auf Antibiotika. Da geht es rauf und runter wie auf einer Achterbahn; so etwas haben wir noch nie gesehen. Auch in der medizinischen Literatur findet man nichts darüber. Das Wechselfieber wie etwa bei der Malaria ist dagegen geradezu undramatisch.«
    »Und was folgern Sie daraus, Dr. Tunin?«
    »Es ist doch eine ansteckende Krankheit, Sir. Der Laborbefund aus Adelaide war ungenau. Er ließ aber auch im Text manches offen … Nun haben wir Klarheit, Sir.«
    »Ich komme sofort!« sagte der Gouverneur und schob die Beine aus dem Bett. »Schlagen Sie einen Seuchenalarm vor, Doktor?«
    »Noch nicht. Bei einer einzigen Infektion kann man noch nicht von einer Seuche sprechen. Auch Schnupfen steckt an und ist keine Seuche.«
    »Das ist Ansichtssache. Durch Schnupfen entstehen der Wirtschaft Milliardenschäden. Ich habe mal eine Statistik darüber gelesen; mir ist der Hut hochgegangen. Bis gleich, Doktor.«
    Der Gouverneur stieg aus dem Bett und blickte zur Seite auf seine Frau, die ihn mit großen Augen anstarrte. Da sie von dem Gespräch nur die Hälfte gehört hatte, sah sie schon ganz Alice Springs unter Quarantäne. »Eine neue Seuche, James?« stammelte sie. »Von den Aboriginals?«
    »Abwarten, Emily. Wir wissen es noch nicht.«
    Der Gouverneur zog seine Hose an und trat dann vor den Spiegel, um seine Krawatte zu binden. Ein Gentleman im Dienst hat immer korrekt gekleidet zu sein, auch wenn der Tag wieder über dreißig Grad Hitze bringen würde.
    »Ich habe dich schon immer gefragt, James«, klagte Emily im Bett mit weinerlicher Stimme, »warum die Aboriginals noch unter uns leben dürfen. Warum schafft ihr sie nicht alle in die

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