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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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greifbar. Alice Springs verlor das Gesicht einer durch den Tourismus blühenden Wüstenstadt mit der attraktiven Mischung aus Einsamkeit und Abenteuer.
    Der Beginn einer Hysterie war schon spürbar. Aufgescheucht durch die Rundgespräche von Emily, der Gouverneursgattin, waren die Telefone des Hospitals bereits blockiert. Aufgeregte Bürger erkundigten sich, ob die Geschichte von der Seuche Wahrheit sei, und da man in der Telefonzentrale von gar nichts wußte und Dr. Tunin im Augenblick nicht zu sprechen war, blühten die Gerüchte auf wie im Zeitrafferrhythmus. Aha – keiner wollte etwas wissen, der Chefarzt ließ sich verleugnen, der Fall war klar: Eine unbekannte Krankheit würde Alice Springs lähmen.
    Keine Busse mehr, keine Flugzeuge mit Touristen, keine Eisenbahnzüge voller abenteuersuchender Pauschalreisender, leere Hotels und Motels, leere Geschäfte, leere Cafés und Restaurants, leere Bars und arbeitslose Mietwagenverleiher und Reisebüros – eine Katastrophe kam über Alice Springs. Und das alles – da kochte bereits jetzt schon die Volksseele – durch einen Aboriginal! Jagt sie in die Wüste!
    Der Gouverneur traf gerade zu dem Zeitpunkt im Hospital ein, als Dr. Tunin nüchtern, aber eindringlich mit Captain Tillburg sprach. Er hörte, wie Tunin gerade sagte:
    »Captain, jagen Sie sofort einen Funkspruch an die Truppe raus: Hammerschmidt soll sofort isoliert und mit einem Wagen zurückgebracht werden. Er darf mit niemandem in Berührung kommen! Er soll allein den Wagen steuern, sonst muß der Fahrer auch in Quarantäne. – Natürlich, Captain Tillburg. Ich bitte sogar darum. Auch Sie müssen jetzt gründlich untersucht werden. Sie hatten ja ständigen Kontakt mit Hammerschmidt.«
    »Was ist mit dem Mastersergeanten, Doktor?« fragte der Gouverneur, als Tunin aufgelegt hatte. Er ahnte geradezu Unvorstellbares.
    »Rock Hammerschmidt ist der Zwischenträger der Krankheit. Eine menschliche Tsetse-Fliege.«
    »Wie … wie soll ich das verstehen?«
    »Von ihm hat Eve Dover die Krankheit bekommen, Sir.«
    »Das heißt, Hammerschmidt und Mrs. Dover …« Der Gouverneur sprach seine Erkenntnis nicht voll aus. Dr. Tunin nickte. Ein Arzt hatte weniger Hemmungen als ein in Oxford erzogener Staatsbeamter.
    »Ja. Sie sind eine Bettgemeinschaft. Warum nicht? Eve ist eine attraktive Frau und Rocky – wie sie ihn nennt – ein richtiger Kerl voller Saft und Kraft. Nur: Er trägt die Krankheit mit sich herum und weiß es nicht. In wenigen Minuten wird er es wissen. Captain Tillburg läßt ihn von der Übung zurückholen.«
    »Und wie geht es Mrs. Dover?«
    »Wir haben getan, was wir konnten und was wir wußten, Sir. Sie hängt an Infusionen mit Antibiotika und Herzstärkungsmitteln, wir werden eine Blutwäsche vornehmen und, wenn möglich, einen Blutaustausch …«
    »Was heißt ›wenn möglich‹, Doktor?«
    »Wir brauchen die nötigen Blutspender mit Mrs. Dovers Blutgruppe oder genügend Blutkonserven. Dr. Harper hat bereits mit dem Krankenhaus in Darwin telefoniert … von dort startet in einer halben Stunde ein Flugzeug und bringt uns die Konserven. Wir haben hier nicht genug.«
    Der Gouverneur war sichtlich konsterniert. Vor seinem inneren Auge rollte bereits eine Katastrophe ab. »Wenn es nun wirklich eine Epidemie wird«, sagte er steif, »und es stellt sich heraus, daß nur ein Blutaustausch eine reelle Überlebenschance bietet, was dann?«
    »Dann, Sir, sehen wir ziemlich beschissen aus!« antwortete Dr. Tunin deutlich. »So viel Blut können wir auch aus Darwin nicht bekommen. Dann muß es aus Melbourne, Sydney, Brisbane, Perth, Albany, aus ganz Australien zu uns geflogen werden. Das wird eine Weltsensation.«
    »Und … und kann dieser Fall eintreten?«
    »Ich hoffe nicht.«
    »Sie hoffen. Mehr haben Sie nicht zu sagen?«
    »Leider nicht, Sir.« Tunin hob die Schultern. »Leider …«
    »Kann man Mrs. Dover sehen?«
    »Durch eine Glasscheibe, näher nicht.« Dr. Tunin blickte in sein Notizbuch, in das er für einen späteren genauen Bericht seine Untersuchungsbefunde eingetragen hatte. »Da ist noch etwas äußerst Dringendes, Sir. Mr. Chick Bullay und Mr. Wolf Herbarth müssen ebenfalls sofort auf die Isolierstation gebracht werden. Auch sie sind Zwischenträger, wie wir jetzt wissen, genauso gefährlich wie Hammerschmidt. Die Polizei soll die beiden sofort informieren. Wir hätten sie damals festhalten müssen.«
    »Mr. Bullay und Mr. Herbarth sind seit sechs Tagen im Outback, in den Reservaten Haasts

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