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Gold. Pirate Latitudes

Gold. Pirate Latitudes

Titel: Gold. Pirate Latitudes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Entfernung, Ähnlichkeit mit No Name, weshalb Hunter sich eigentlich keine große Hoffnungen machte, dort fündig zu werden.
    Trotzdem musste er sich vergewissern.
    Sie landeten am Ostufer, und sobald das Beiboot an den Strand gezogen war, machten Hunter und sein Suchtrupp sich auf den Weg ins Innere der Insel. Sie mussten durch dicht stehende Kakteen, die an ihrer Kleidung zerrten und rissen, bis sie am späten Vormittag höheres Gelände erreichten. Von dort machten sie zwei Entdeckungen.
    Als Erstes konnten sie die nächste Insel in der Kette nach Süden hin deutlich erkennen. Dünne graue Rauchfäden von einem halben Dutzend Feuerstellen hingen in die Luft. Die Insel war offensichtlich bewohnt.
    Von unmittelbarerem Interesse für sie war allerdings die zweite Entdeckung: die Dächer eines Dorfes, das sich am Westufer der Insel befand. Von ihrem Standort aus wirkten die primitiven Gebäude wie ein spanischer Außenposten.
    Hunter führte seine Männer vorsichtig auf das Dorf zu. Mit schussbereiten Musketen schlichen sie von einem Kakteenbestand zum nächsten. Als sie der Siedlung sehr nah waren, feuerte einer von Hunters Männern versehentlich seine Muskete ab; der gellende Knall wurde vom Wind weitergetragen. Hunter fluchte und machte sich darauf gefasst, dass im Dorf Panik ausbrechen würde.
    Doch nichts rührte sich, alles blieb still.
    Er wartete eine Weile ab und führte seine Männer dann in das Dorf hinein. Sogleich wurde ihm klar, dass die Siedlung verlassen war. Die Häuser standen leer. Hunter betrat das erste, fand aber nichts außer einer spanischen Bibel und zwei mottenzerfressenen Decken über plumpen, kaputten Betten. Taranteln huschten Schutz suchend ins Dunkel.
    Er ging zurück auf die Straße. Seine Männer schlichen von Haus zu Haus, kamen aber stets mit leeren Händen und kopfschüttelnd wieder heraus.
    »Vielleicht waren sie gewarnt, dass wir kommen«, mutmaßte einer der Seeleute.
    Hunter schüttelte den Kopf. »Seht mal da, in der Bucht.«
    In der Bucht lagen vier kleine Boote im flachen Wasser vertäut und schaukelten sanft in den plätschernden Wellen. Wer aus der Siedlung fliehen wollte, hätte doch gewiss den Weg übers Wasser gewählt.
    Boote zurückzulassen machte einfach keinen Sinn.
    »Seht mal hier«, rief einer der Männer vom Strand her. Hunter ging zu ihm. Er sah fünf lange tiefe Furchen im Sand, die Spuren von schmalen Booten oder vielleicht Kanus, die vom Strand ins Wasser gezogen worden waren. Drum herum waren viele Abdrücke von nackten Füßen zu sehen. Und einige rötliche Flecken.
    »Ist das Blut?«
    »Keine Ahnung.«
    Am nördlichen Rand der Siedlung stand eine Kirche, die genauso primitiv gezimmert war wie die übrigen Behausungen. Hunter und seine Männer gingen hinein. Das Innere war völlig zerstört, und alle Wände waren mit Blut besudelt. Hier hatte ein Gemetzel stattgefunden, aber nicht erst kürzlich. Es war wenigstens ein paar Tage her. Der Geruch nach getrocknetem Blut war widerwärtig.
    »Was ist das?«
    Hunter ging hinüber zu einem Seemann, der ein großes Stück Haut auf dem Boden betrachtete. Es war ledrig und schuppig. »Sieht aus wie von einem Krokodil.«
    »Aye, aber woher?«
    »Nicht von hier«, sagte Hunter. »Hier gibt’s keine Krokodile.«
    Er hob die Haut auf. Sie stammte von einem großen Tier, fünfzehn Fuß oder länger. In der Karibik wurden nur wenige Krokodile so groß; die in den Sümpfen von Jamaika waren höchstens drei oder vier Fuß lang.
    »Ist schon eine Weile her, dass sie abgezogen wurde«, sagte Hunter. Er nahm die Haut genau in Augenschein. Um den Kopf herum waren Löcher hineingeschnitten, durch die ein Rohlederriemen gefädelt worden war. Als sollte sie als Schulterumhang dienen.
    »Verdammt, seht mal da drüben, Captain.«
    Hunter blickte zu der Nachbarinsel im Süden. Der Feuerrauch war jetzt verschwunden. Und im selben Augenblick hörten sie schwache Trommelschläge.
    »Wir sollten lieber zurück zum Boot«, sagte Hunter, und im Nachmittagslicht ließen er und seine Männer die Siedlung rasch hinter sich. Nach fast einer Stunde erreichten sie wieder ihr Beiboot, das am Ostufer am Strand lag. Als sie näher kamen, entdeckten sie wieder eine dieser rätselhaften Kanufurchen im Sand.
    Und noch etwas.
    Nicht weit von ihrem Boot war eine Stelle im Sand glatt gestrichen und mit kleinen Steinen umringt worden. In der Mitte ragten fünf Finger einer Hand in die Luft.
    »Eine eingebuddelte Hand«, sagte einer der Männer. Er bückte

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