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Gold und Stein

Gold und Stein

Titel: Gold und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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wären auch unsere Borten schon viel früher begehrt gewesen«, warf Marie ein. »Aber der war dir wohl nicht gut genug.«
    »
Mir
hat er das Brauen gar nicht zeigen wollen, meine Liebe«, gab Theres mit einem frechen Grinsen zurück. »Oder ist dir etwa entgangen, wie eifrig er um dich herumgetänzelt ist? Er stammt zwar eigentlich aus den tiefen Wäldern Litauens und hängt recht rauhen Sitten an, aber du magst doch solch verschrobene Gestalten gern. Sagst du nicht immer, es kommt allein auf das Herz an?«
    »Das hat der gute Nedas sicherlich auf dem rechten Fleck«, mischte sich die Muhme gut gelaunt ein. »Gern könnt ihr ihn demnächst wieder bitten, euch in die Geheimnisse des rechten Brauens einzuweisen. Ich habe ihn für Ende der Woche bestellt, damit er uns beim Abfüllen des Bieres aus dem Gärbottich in die Fässer im Keller hilft. Auch die Säcke mit dem Malz soll er uns aus der Mühle holen und oben auf den Boden bringen. Das alles sind Arbeiten, die nur ein kräftiger Mann wie er erledigen kann. Wenn es mit der Nachfrage nach unserem Bier so weitergeht, werde ich den Burschen wohl zudem zum Ausfahren der Fässer bestellen. Noch holt der Knecht von Meister Jörgen die meisten ab. Doch je mehr Krüger unser Bier wollen, desto mehr Ausfahrten sind zu erledigen.«
    »Wir haben auch noch einige Borten auszutragen.« Marie griff sich das letzte Stück Käse und schob es in den Mund. Kauend wischte sie sich die dicken Finger an der Schürze sauber.
    »Die willst du wohl kaum dem Brauknecht mitgeben? Oder soll er sie quer über die Fässer legen?« Theres schüttelte den Kopf.
    »Das Austragen der Borten kann ich gerne übernehmen«, meldete sich Agnes zu Wort. Sie hegte die Hoffnung, auf diese Weise doch noch dem Besuch bei Bierbeschauer Mohr zu entgehen. Nach wie vor fürchtete sie, er könnte ihre wahre Herkunft herausfinden und die Mutter über ihren Verbleib benachrichtigen. »Solange nicht gebraut wird, habe ich wenig zu tun. Die Betten sind aufgeschüttelt, die Hühner und das Schwein versorgt, auch die Gasse ist gefegt. Selbst nach den Tauben habe ich schon gesehen.«
    »Danke, Agnes, das ist eine gute Idee.« Agatha tätschelte ihr wohlwollend die Schulter. »Da du ohnehin zu Mohr musst, kannst du auch den Rest der Gänge übernehmen. Einige Bänder sind hier im Löbenicht wegzubringen, zwei oder drei in der Altstadt, und eines musst du in den Kneiphof tragen. Zum Glück kennst du dich inzwischen in allen drei Städten gut aus. Während du das Geschirr abwäschst, packt Marie dir die Borten ein, und ich schreibe eine Nachricht für Mohr.«
    Folgsam räumten Theres und Marie den Tisch ab und holten dann die Borten aus der Werkstatt, um die guten Stücke sorgfältig in Leinentücher einzuschlagen. Während Agatha Papier und Feder bereitlegte, blieb Agnes nichts anderes übrig, als sich dem Abwasch zu widmen.
    Lustlos füllte sie den Bottich mit heißem Wasser aus dem Kessel, der über dem Herdfeuer hing. Die drei Schalen und Löffel waren schnell sauber, lediglich der kleine Topf, in dem der Brei gekocht hatte, erforderte mehr Mühe. Darüber hörte sie erst viel zu spät, dass jemand in die Diele gekommen war. Die laute Stimme ließ sie erschreckt herumfahren.
    »Liebe Streicherin, wie gut, Euch zu sehen. Ich bringe Euch eine Nachricht von Eurem Neffen!« Breitbeinig baute sich Meister Friedrich in der offen stehenden Tür zur Krummen Grube auf und streckte Agatha einen Brief entgegen.
    »Wie kommt es, dass Ihr nicht mehr bei ihm auf der Marienburg seid?« Während die Muhme den Brief erbrach, musterte sie den Gast. »Ist Eure Arbeit bei den Kreuzherren schon erledigt?«
    Sie wartete die Antwort nicht ab, sondern überflog rasch die wenigen Zeilen, die Laurenz ihr geschrieben hatte. So unauffällig wie möglich schlich Agnes zu ihr und versuchte, ihr über die Schultern zu spicken. Kaum konnte sie die Enttäuschung zurückhalten, dass Laurenz ihr nicht ebenfalls eine Nachricht geschickt hatte.
    »Mein Neffe bleibt also noch den ganzen Winter über dort«, erklärte Agatha nach dem Lesen. »Schade. Ich hätte ihn gern für einige Wochen hier bei mir zu Hause gehabt.«
    Ehe es Agnes gelungen war, die ersten Worte des Schreibens zu entziffern, faltete die Muhme das Blatt wieder zusammen und verstaute es unter der Schürze. »Darf ich Euch zum Dank für Eure Dienste einen Krug Bier anbieten, Meister Friedrich? Es schmeckt sehr mild. Meine liebe Nichte versteht sich gut aufs Brauen.«
    Sie drehte sich

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