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Gold und Stein

Gold und Stein

Titel: Gold und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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nie mehr in Versuchung gekommen ist, mir eine Frau zu suchen.« Vergnügt legte er ihr den Arm um die Schultern und drückte sie leicht gegen seine Brust. »Vergiss nicht: In ihrer Werkstatt sitzen zwei weitere hübsche junge Damen, die aufs Heiraten warten.«
    »Wen würdest du lieber nehmen«, ging Agnes erleichtert auf sein Scherzen ein, »Marie oder Theres? Angesichts deiner Vorliebe für dunkel gelockte, fröhliche Schönheiten tippe ich eher auf Theres.«
    »Da liegst du völlig falsch: Kleine, rundliche Mädchen mit schiefen Zähnen, die zu Schwermut neigen, liegen mir viel mehr.«
    »Da muss ich dich leider enttäuschen. Bei Marie ist dir inzwischen ein anderer zuvorgekommen.«
    »Was? Den Burschen werde ich mir vorknöpfen!« Vergnügt machte er Anstalten, sich die Ärmel hochzukrempeln.
    »Ich bin gespannt, ob du es mit ihm aufnehmen kannst. Immerhin ist Nedas ein starker Brauknecht.«
    Neckend versetzte sie ihm einen Stoß in die Rippen. Er nahm ihre Hand und küsste sie. Dann sah er sie voller Ernst an. »Dann bist du mir in dieser Sache wieder gut?«
    Ihr wurde warm ums Herz. Sogleich erfasste sie eine ungeheure Lust, ihn an sich zu drücken, zu küssen und endlich wieder ganz in sich zu spüren.
    »Carla ist eine schöne Frau«, sagte sie laut. »Sie wäre jetzt im richtigen Alter. Noch dazu ist sie eine gute Wahl. Was hindert dich daran, sie nicht doch noch zu heiraten?«
    »Ach Agnes, Liebelein, du vertraust mir offenbar immer noch nicht. Ich kann Carla nicht heiraten. Wir kennen uns viel zu lang. Bei ihr verhält es sich wie mit Agathas Tochter Gisa, mit der ich aufgewachsen bin. Carla war noch sehr jung, als ich bei Meister Jagusch angefangen habe. Ihre Mutter war gerade gestorben. Von Baustelle zu Baustelle ist sie mit uns gereist. Seither ist sie wie eine kleine Schwester für mich, und ich bin ihr großer Bruder. Nie im Leben würde ich mit ihr als Mann und Frau leben wollen, sie übrigens ebenso wenig mit mir.«
    »Weiß Meister Jagusch das auch?«
    Für ihr Empfinden zögerte er einen Moment zu lang mit der Antwort. Ein kurzes Flackern in seinen Augen verriet Unsicherheit. Wieder fuhr sein Zeigefinger an die Nasenflügel, die steifen Finger berührten seine Wange. »So ganz wohl noch nicht, aber Carla und ich sind uns einig, nie heiraten zu wollen. Über den Winter wollte ich das mit Meister Jagusch klären. Ich habe inzwischen eigene Kunstdiener und eigene Aufträge, er hat neue Knechte und Kunstdiener. Von der Gilde in Danzig bin ich längst als Meister bestätigt. Es wird also Zeit, dass wir ein für alle Mal getrennte Wege gehen. Ohnehin gibt es im gesamten Ordensland mehr als genug zu tun für tüchtige Werk- und Baumeister wie uns.«
    Er hielt inne, ergriff ihre Hände, suchte ihren Blick. »Denk bitte nicht, ich hätte vergessen, was zwischen uns geschehen ist. Vom ersten Tag an war mir klar, wie sehr ich dich liebe. Du hast dich mir ganz und gar hingegeben. Ich weiß, was das bedeutet. Das bindet uns mehr als alles andere aneinander.«
    »Warum aber bist du so lange fort von mir und hast mir seither keine Zeile geschrieben?«
    Verlegen senkte er den Kopf, ließ ihre Hände allerdings nicht los. »Es tut mir leid, Agnes. Du ahnst nicht, wie schwer es mir gefallen ist. Doch bevor ich nicht mit meiner Muhme gesprochen habe, wollte ich sie im Glauben belassen, uns verbände lediglich der angebliche Auftrag deiner Mutter, dich im Löbenicht in Sicherheit zu bringen. Du hast doch mein Wort, dass ich dich abhole und heirate. Hast du das etwa vergessen?«
    »Verzeih, aber ich wusste nicht, was ich davon halten sollte.« Ihre Stimme war nur mehr ein zaghaftes Flüstern. Jetzt war es an ihr, beschämt seinem Blick auszuweichen. Sacht strich er ihr übers Haar. »Alles wird gut, Liebelein!«
    Tränen traten ihr in die Augen. Sie biss sich auf die Lippen, um nicht laut aufzujauchzen. Eine unbeschreibliche Freude stieg in ihr auf. Am liebsten hätte sie es mitten auf dem Marienburger Marktplatz aus sich herausgebrüllt, damit alle Welt es erführe. Doch das durfte sie nicht. Es gab noch etwas Wichtiges zu regeln, bevor sie sich ihrem Glück mit Laurenz endlich hingeben durfte. Sie hob den Kopf und lächelte ihn mit tränenverschleiertem Blick an.
    »Es wird nur dann alles gut, wenn du mir bei einer anderen Sache beistehst.«
    »Es hat wohl mit den Hebammendiensten meiner Mutter für deine Mutter zu tun, wenn ich deine wirren Erklärungen von vorhin richtig deute. Und damit, dass die Fischartin als

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