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Gold und Stein

Gold und Stein

Titel: Gold und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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Elbinger Bürger geschadet hat und wie reich seine Truhen gefüllt sind? Es heißt, trutzig wie eh und je erhebe sich seine Burg über den Ufern des Nogats. Die Weißmäntel gehen also davon aus, ihre Stellung im Ordensland wieder gefestigt zu haben. Warum auch nicht? Alle drei Städte Königsbergs haben ihnen gehuldigt, aus Tapiau sind die Bündischen abgezogen, und jetzt liegen die Kreuzherren vor Wehlau. Verängstigt haben sich die vor Wochen noch so stolzen Bürger hinter ihren Mauern verschanzt. So wütend, wie Reuß von Plauen inzwischen auf die Städte ist, kann man für die armen Leute nur beten. Ich aber sage Euch eins, mein Bester: Für uns alle sollten wir beten! Und wisst Ihr, warum?«
    Mahnend reckte er den Zeigefinger in die Luft, rollte bedeutsam mit den vom reichlichen Bier glasig gewordenen Augen und wartete, bis alle gebannt zu ihm sahen. »Der böhmischen Söldner wegen sollten wir das tun. Wir alle wissen, warum die Kreuzherren sie gerufen haben: um die aufmüpfigen Städte in die Schranken zu weisen. Aber leider haben die hohen Herren dabei vergessen, dass die wackeren Kerle weder für die Ehre noch für Gottes Lohn ihre Schwerter schwingen. Schon heißt es, wenn die Ordensritter ihnen tatsächlich den Sold schuldig bleiben, dürften die Burschen das Geld auf eigene Faust im Land eintreiben. Ihr könnt Euch denken, was das für uns alle bedeutet. Wie man hört, soll es sich bei dem in Aussicht gestellten Lohn nicht gerade um eine geringe Summe handeln.«
    Demonstrativ verschränkte er die Arme vor der Brust und sah zwischen Laurenz, Agnes und den Männern am Nachbartisch hin und her.
    »Es wird nicht zu Plünderungen kommen«, entgegnete Laurenz gelassen. »Glaubt mir: Die Ordensritter verfügen über ausreichend Rücklagen. Bislang haben sie noch jede Rechnung beglichen.«
    »Ihr als Baumeister müsstet es ja wohl wissen. Immerhin arbeitet Ihr für sie. Ihr werdet ja auch in Erfahrung gebracht haben, wo auf den Burgen sich die Schatzkammern befinden.« Polternd lachte er auf, auch die Männer am Tisch stimmten ein. Zufrieden fuhr er fort: »Da fällt mir ein: Eure beiden Knechte sind gestern Abend noch spät bei uns eingekehrt und heute früh gleich bei Tagesanbruch weitergeritten. Oder hätten sie gemeinsam mit Meister Friedrich auf Euch warten sollen?«
    »Nein, nein«, beeilte sich Laurenz zu versichern. »Das hat schon seine Richtigkeit. Ich habe Wollrode und Staller vorausgeschickt, damit sie in der Marienburg alles für unseren Auftrag richten. Der Hochmeister hat es in der Tat sehr eilig. Mitten aus der Baustelle in Labiau lässt er uns rufen. Das zeigt im Übrigen, wie gut es um seine Mittel bestellt sein muss. Sonst würde er kaum so eilig neue Bauvorhaben beginnen.«
    »Wenn Ihr Euch da mal nicht täuscht!«, rief einer der Männer vom Nachbartisch. Sein Kopf war auffallend klein, dafür umrankten ihn eine gewaltige Mähne tiefschwarzer Locken sowie ein nicht minder üppiger Bart. »Hochmeister Ludwig von Erlichshausen weiß genau, warum er seine schöne Marienburg so schnell rüsten muss. In Wahrheit geht es weniger darum, die wiedergewonnene Macht zu zeigen. Ihn plagt tatsächlich die Angst, die Söldner würden ihm die Burg belagern, um den versprochenen Sold herauszupressen.«
    »So ein Lump!«, fiel ein zweiter Gast ein und schlug mit der Faust wuchtig auf die Tischplatte. Abfällig schob er die blecherne Kanne beiseite, bevor er den halbkahlen Schädel zu Agnes, Laurenz und dem Wirt drehte. »Statt zu bauen, sollte er lieber die Böhmen bezahlen, dann bräuchte er die neuen Mauern nicht.«
    »Und wir müssten nicht um unser Hab und Gut sowie um unsere Frauen und Töchter bangen«, ergänzte der Wirt, sichtlich zufrieden, bei seinen Gästen Zustimmung zu finden.
    »Ich kann Euch beruhigen«, versuchte Laurenz es ein weiteres Mal. »Erlichshausen wird eifrig dafür Sorge tragen, dass die angeheuerten Söldner pünktlich bezahlt werden und nicht das Land verwüsten. Er wäre doch ein schlechter Hochmeister, wollte er ihnen tatsächlich das Plündern erlauben, um sich vor dem Sold zu drücken. Dem Orden würde das doch zuallererst schaden. Woher sollen die nächsten Einnahmen für die Kreuzherren kommen, wenn das Land ausgeblutet am Boden liegt?«
    »Das hätten sich die Weißmäntel früher überlegen sollen. Wer ist überhaupt schuld, dass es zum Krieg der preußischen Städte gegen den Orden gekommen ist?«, fuhr der halbkahle Mann zornig fort. »Hätten die Kreuzherren nicht auf

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