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Gold

Gold

Titel: Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Cleave
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–, aber das bedeutete nicht, dass es ihr Spaß machte, Kates Karriere zu beenden. Doch es war nun mal überwältigend wahrscheinlich, dass sie selbst gewinnen würde. Zoe ging ihre Vorteile im Kopf noch einmal durch. Sie konnte jetzt klarer denken als bei ihrer Ankunft. Im ersten Rennen war sie nicht richtig warm gewesen und ohne Taktik gefahren. Jetzt aber war sie richtig drin. Psychisch voll da und sicher weniger müde als Kate. Beim ersten Rennen war Kate eine ganze Runde mit vollem Tempo gefahren, während Zoe bis auf die letzten Meter in ihrem Windschatten geblieben war. Obwohl sie das erste Rennen verloren hatte, wusste sie, dass sie in der zweiten Runde frischer sein würde.
    Der Starter prüfte seine Pfeife, wippte auf den Fußballen. Zoe wusste, dass er gleich mit dem Countdown beginnen würde. Wie immer würde Kate in genau diesem Moment zum ersten Mal zu ihr herüberschauen. Aus einem Impuls heraus löste sie ihren Kinnriemen und schob den Helm nach hinten, so dass ihre Augen unter dem verspiegelten Visier zu sehen waren.
    Zehn , zählte der Starter.
    Als Kate sich zu ihr umwandte, schaute Zoe sie direkt an. Sie merkte, wie Kate zurückzuckte, als sie in ihre Augen sah, und rasch nach vorn blickte. Zoe schob den Helm wieder in Position und befestigte den Riemen. Kates Schultern waren jetzt angespannt.
    Drei , zählte der Starter.
    Zoe spannte die Oberschenkel, dann die Unterschenkel, bewegte die Beine, um sie zu lockern, und stellte sich in den Pedalen auf.
    Zwei , zählte der Starter. Eins. Die Zeit staute sich wie vor einem Damm, als er die Pfeife an die Lippen hob, und floss weiter, als der Signalton sie freigab.
    Zoe überließ Kate die Führung und setzte sich hinter sie. In der ersten Runde konzentrierte sie sich darauf, Kate zu verunsichern, indem sie abtauchte, wann immer Kate sich zu ihr umdrehte. Sie benutzte Kates Körper, um ihr die Sicht zu nehmen und sie darüber nachgrübeln zu lassen, ob Zoe in ihrem toten Winkel beschleunigte. Als sie in die zweite Runde starteten, hielt sich Kate an der inneren Grenze der Bahn, so dass Zoe sich nicht anschleichen konnte. Sie beobachtete Zoe über die rechte Schulter, worauf Zoe kaum merklich in die Steigung fuhr und allmählich das Tempo erhöhte, bis sie auf einer Höhe mit Kate war.
    Zoe lächelte. So etwas liebte sie. Sie hatte Kate nur zwei taktische Möglichkeiten gelassen, und beide waren beschissen. Kate konnte entweder ignorieren, dass Zoe unerbittlich an Höhe gewann, bis es irgendwann zu spät war und Zoe sich nur von der Schwerkraft hinuntertragen lassen musste, um sich vor sie zu setzen. Oder aber Kate nahm ebenfalls die Steigung, um sich gegen diesen Schachzug zu schützen, würde dann aber die Innenbahn preisgeben, so dass Zoe hinabstoßen und sie übernehmen konnte.
    Kate reckte nervös den Hals, und Zoe spürte, wie ihre Unentschlossenheit wuchs. Früher oder später musste Kate sich aus der Falle lösen, die Zoe ihr gestellt hatte, und es blieb nur eine Richtung: nach vorn, in den Sprint. Das Problem war nur, dass sie ihre Beine im ersten Rennen ausgepumpt hatte, und je früher sie den Sprint begann, desto größer wäre Zoes Vorteil.
    Nach drei Vierteln der zweiten Runde erzwang Zoe die Entscheidung, indem sie plötzlich anzog und am Scheitelpunkt der Kurve bis ganz nach oben an den Rand fuhr. Kate war eine halbe Pedaldrehung zu langsam, um den Zug zu verhindern. Als sie sah, dass Zoes Höhenvorteil zu groß wurde, stieß sie wieder hinunter und trat mit aller Kraft in die Pedale. Zoe hatte die Schwerkraft auf ihrer Seite, schoss hinunter in Kates Windschatten und hängte sich mühelos hinter sie. Kate trat wie wahnsinnig, um einen Vorsprung zu gewinnen. Als die Glocke zur letzten Runde ertönte, führte Kate noch bei Höchstgeschwindigkeit, doch Zoe wusste, dass sie sie einholen würde. Sie beobachtete, wie Kate kaum merklich auf ihrem Rad zusammensackte, sie wusste es also auch. Zoe fuhr entspannt, sparte ihre Energie in den letzten beiden Kurven auf, als Kate schon langsamer wurde, schoss dann auf der letzten Geraden aus dem Windschatten und gewann das Rennen mit einer Radlänge.
    Sie setzte sich vor Kate, als sie beide langsamer wurden, damit ihre Rivalin sie von hinten sah. Sie behielt ihre starke Haltung bei, ließ nicht den Kopf sinken, als müsste sie um Luft ringen. Sie verströmte mühelose Kraft, bis beide anhielten, und sprang dann vom Rad, als hätte sie nichts Anstrengenderes hinter sich als eine Einkaufstour.
    Beim

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