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Gold

Gold

Titel: Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Cleave
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gesagt hatte.
    »Nach der Operation wird es dir leider erst mal nicht so gut gehen, Sophie. Deine Brust wird ein bisschen brennen, und du hast vielleicht Kopfschmerzen, bist müde, und dir ist übel. Vielleicht musst du dich sogar übergeben, aber das ist absolut normal. Du brauchst dir keine Sorgen deswegen zu machen. Es heißt nur, dass die Antibiotika ihre Arbeit erledigen.«
    Sophie schielte. »Igitt«, flüsterte sie. »Übergeben!«
    Sie prusteten beide los, die Gesichter heiß vor Gelächter. Dr. Hewitt sprach lauter, um sich Gehör zu verschaffen.
    »Äh, Jack, Sophie. Hört ihr mir zu?«
    Aber sie konnten nur noch kichern.
    Dr. Hewitt schüttelte lächelnd den Kopf. »Ihr seid mir vielleicht ein Paar.«
    »Sorry, aber es war wirklich eine schwere Zeit«, sagte Jack.
    Er sah Sophie an. Noch nie war er so müde und so glücklich gewesen. Die Maschinen piepsten. Das Nachmittagslicht strömte durchs Fenster. Es war im Kern der Sonne entstanden, Tausende von Jahren, bevor Sophie krank wurde, und hatte diese Stelle in ebendem Moment erreicht, in dem es ihr besser ging. Für Jack war es das erste Licht des Tages.
    Nach einer angemessenen Pause fragte Dr. Hewitt: »Und, Sophie, sollen wir dich jetzt in den Operationssaal fahren?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Wie du willst, Trevor.« Ihre Unbekümmertheit ließ die Atemmaske beschlagen.
    Jack ging mit Dr. Hewitt hinter Sophies Bett her, das von zwei Helfern durch den Flur geschoben wurde.
    Dr. Hewitt beugte sich zu ihm und sagte leise: »Der Eingriff ist nicht ohne Risiko. Hoffen wir, dass alles gut läuft, aber sie ist leider ziemlich geschwächt. Ich möchte nur, dass Sie sich dessen bewusst sind.«
    Jacks Magen verkrampfte sich. »Was soll das heißen? Wie groß ist das Risiko?«
    »Wir werden natürlich alles tun, um es möglichst gering zu halten. Wir benutzen ein sehr leichtes Narkosemittel und haben ein Notfallteam bereit stehen.«
    Jack nickte und schlang die Hände ineinander. Zwei Besucher auf dem Korridor warfen einen abergläubischen Blick auf Sophie. Er wusste, was die Leute dachten. Ein solches Kind – kahlköpfig, zerbrechlich, mit Atemmaske – ließ die Menschen verstummen. Gedanken an Hypothekenzahlungen und unerfreuliche Pflichten und schwierige, unvermeidliche Gespräche verschwanden. Sophie brachte Klarheit in Köpfe. Das macht einen schon nachdenklich, oder? Man bekommt eine ganz andere Sicht auf die Dinge. So etwas in der Art würden sie sagen, sobald das Bett an ihnen vorbeigerollt war.
    Im Operationssaal half eine Krankenschwester Sophie lächelnd in einen OP-Kittel, auf dem ein Dinosaurier abgebildet war.
    Jack versuchte, nicht daran zu denken, wie man den Kittel aufschnüren und Sophies knochige Brust mit dem zentralen Venenkatheter entblößen würde.
    »Wird alles gut mit mir, Dad?«
    Er ging neben seiner Tochter in die Hocke. »Natürlich. Sieh mich an. Natürlich wird alles gut.«
    »Ehrlich?«
    Er lächelte. »Alles wird gut mit dir. Versprochen.«
    Das war, was er zu ihr sagte.
    Dann hielt Jack ihre Hand, während sie ihr das Narkosemittel verabreichten. Die Anästhesistin drückte den Kolben der Spritze hinunter und forderte Sophie auf, bis zehn zu zählen.
    Sophie schaute Jack kühn an. »Ich zähle bis hundert.«
    Jack streichelte ihr Gesicht. »Fang mit eins an, Sophie.«
    »Eins …«, sagte sie und schlief lautlos ein.

Territorien am Äußeren Rand, Sluis-Sektor, 50   250 Lichtjahre vom Zentrum der Galaxis, Rasterkoordinaten M-19, in der allgemein als Dagobah-System bekannten Region
12.55 Uhr
    Ein X-Flügler jagte einen TIE-Fighter durch die unendliche Dunkelheit des Raums.

Nationales Radsportzentrum, Stuart Street, Manchester
12.57 Uhr
    Vor dem letzten, entscheidenden Rennen stellten sich seine Mädchen am Start auf. Tom stieg die Treppe hoch und setzte sich oben auf die Tribüne, dort, wo er vor dreizehn Jahren mit Zoe Trauben gegessen hatte. Hier oben konnte er der Versuchung leichter widerstehen, sie zu coachen, ihr zuzunicken und mit den Händen eine kreisende Bewegung machen, die bedeutete, dass sie einfach vom Start an Tempo fahren sollte. Wenn sie die Taktik über Bord warf und vom Start an hundert Prozent gab, so dass sie einen Vorsprung herausfahren konnte, hätte Kate keine Chance. Ihre Beine waren am Ende. Aber Tom kannte Zoe. Sie dachte immer noch taktisch. Beim letzten Rennen hatte sie den Kopf eingesetzt, ihre Kraft aufgespart und der Versuchung widerstanden, Kate vollkommen wegzublasen. Sie hatte ihr

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