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Gold

Gold

Titel: Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Cleave
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stand am Fuß des Bettes und hob das Lichtschwert. Alles in Ordnung. Sie schliefen eng beieinander, Mums Kopf auf Dads Brust, wie es auf Erden üblich war.
    Sie schlich zurück in ihr Zimmer und lehnte das Lichtschwert an die Wand. Dann kniete sie sich hin und zog den Millennium Falken unter dem Bett hervor. Sie hielt ihn ganz gerade, damit die Kotze nicht herausschwappte.
    »Vorsichtig, Kleine«, flüsterte Han Solo. »Eine falsche Bewegung, und die alte Kiste kippt uns weg.«
    »Hey, das ist doch keine Kunst«, wisperte Sophie. »Das ist, als würde ich zu Hause meinen Düsenschlitten lenken.«
    Sie steuerte den Millennium Falken die Treppe hinunter, wobei sie feindlichen TIE-Fighter-Patrouillen auswich und auf die Kanten der Stufen trat, damit die Raumzeit nicht knarrte. In der Küche dockte sie den Falken ans Abtropfbrett an, nahm das Oberteil ab und kippte die Kotze vorsichtig ins Spülbecken. Es stank furchtbar, doch das war sie gewöhnt. Sie drehte den Kaltwasserhahn auf und spülte das Modell durch, bis alle Reste verschwunden und die Action-Figuren wieder sauber waren.
    »Bist du endlich fertig, Kleine?«, flüsterte Han Solo. »Das Wasser ist verdammt kalt.«
    Chewbacca stieß einen klagenden Laut aus.
    »Entspann dich, du große Fellkugel«, sagte Sophie leise. »Soll uns das Imperium am Geruch aufspüren?«
    Als der Falke wieder sauber war, ließ sie Wasser ins Becken laufen und spülte es sauber. Dann trocknete sie den Falken und die Figuren ab, setzte das obere Teil wieder auf das Modell und navigierte durch den Asteroidengürtel zurück in die Wolkenstadt. Auf halber Höhe der Treppe, dort, wo die Gravitation besonders stark war, wurde sie raumkrank und musste sich ein paar Minuten ausruhen. Sie setzte sich in der Dunkelheit, spürte das Brennen in ihrer Brust und die Übelkeit, die aus ihrem Magen aufstieg. Nach einer Weile wurde es besser, und Sophie konnte weitergehen.
    Auf dem Treppenabsatz beging sie einen Fehler. Sie bewegte sich zu schnell und stolperte im Dunkeln. Der Millennium Falke kippte und kratzte an der Wand entlang.
    »Pass auf!«, warnte Han Solo. »Er mag ja wie ein Haufen Schrott aussehen, ist aber das schnellste Schmuggelschiff in der Galaxis.«
    Sophie erstarrte. Im Schlafzimmer ihrer Eltern rührte sich etwas.
    Sie hörte Dads schläfrige Stimme: »Bist du das, Große? Alles in Ordnung?«
    Sophie schlich auf Zehenspitzen in ihr Zimmer, schob den Falken unters Bett und schlüpfte unter die Daunendecke.
    »Sophie?«, rief Dad. »Ist alles in Ordnung?«
    »Mir geht’s gut«, rief sie zurück. »Alles bestens.«
    »Braves Mädchen«, erwiderte Dad.
    Sie schloss die Augen, sprang in den Hyperraum und kehrte zurück in die Wolkenstadt.

Dienstag, 3. April 2012

Wohnung 12, The Waterfront, Sport City, Manchester
    Als Tom aufwachte, drang das Aprillicht durch die Vorhänge, und der Radiosprecher kündigte Staus in Richtung Innenstadt an.
    Er stand auf, öffnete die Vorhänge und ließ den fahlen hellen Sonnenschein über sich hinwegspülen. Gähnend setzte er sich auf den Schreibtischstuhl, wobei er sich schwer mit den Armen abstützte, um die Knie zu entlasten. Dann startete er die Software, mit der er den wöchentlichen Trainingsplan für Zoe und Kate aufstellte, und rief seine E-Mails ab.
    Die erste kam von dem Schlüsseldienst, der die kaputte Wohnungstür reparieren sollte. Die zweite von seinem Chef beim Radsportverband.
    Tom, es gibt schlechte Neuigkeiten. Gestern am späten Abend haben wir ein Memo vom IOC erhalten, wonach man in Kürze eine Änderung der Teilnahmekriterien für London 2012 bekannt geben wird. Es wird nur ein Athlet pro Nation am Sprintwettbewerb zugelassen. Du musst vor der Ankündigung des IOC mit Zoe und Kate sprechen, da sich offenkundig nur eine von ihnen qualifizieren kann.
    Weiterhin bot man ihm Unterstützung an und versicherte, man werde entschieden Einspruch gegen diese Regeländerung einlegen, warnte ihn allerdings zugleich davor, sich allzu große Hoffnungen zu machen.
    »Oh Gott«, sagte er leise und las die E-Mail noch einmal.
    Dann ließ er seufzend den Kopf auf die Tischplatte sinken.
    Er hatte beide Mädchen am selben Tag des Jahres 1999 kennengelernt, als er noch die Elitesichtung leitete. Er hatte damals im Velodrom von Manchester zwei Sichtungen jährlich durchgeführt und jedes Mal genau drei Tage Zeit gehabt, um ein Dutzend Jugendliche auf ihr Talent hin zu prüfen. Das war nicht viel. Im Laufe der Jahre hatte er einen Trick entwickelt: Am

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