Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gold

Gold

Titel: Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Cleave
Vom Netzwerk:
einfach weitermachen und ging zu Tom in den Technikbereich.
    »Zoe sieht gut aus«, sagte Jack und gab Tom die Hand.
    »Tut mir leid, wenn ich nicht aufstehe. Die verdammten Knie sind schlimmer denn je.«
    »Hat Kate schon erzählt. Wirst du dich jemals operieren lassen?«
    »Kumpel, dann müsste ich sie amputieren lassen. Den Ärger, den sie machen, sind sie nicht wert. Ich lasse mir am besten die Füße an den Arsch nähen, auf den Rest kann ich verzichten.«
    »Bei Pinguinen funktioniert das auch.«
    »Hat wohl mit der südlichen Hemisphäre zu tun.«
    Sie beobachteten Zoe auf der Bahn.
    »Hast du es ihr schon gesagt?«, fragte Jack leise.
    Tom schüttelte den Kopf. »Wann hast du es erfahren?«
    »Heute Morgen vor dem Training.«
    »Ich wollte es den Mädchen nachher sagen. Damit sie wenigstens heute noch anständig trainieren.«
    »Kann ich verstehen.«
    Tom blickte zu ihm hoch. »Hast du Kate gegenüber etwas erwähnt?«
    »Das ist deine Aufgabe, Kumpel. Ich bin nur ihr Mann.«
    Tom behielt Jack im Auge. »Du wusstest nicht, wie du es ihr beibringen solltest, was?«
    »So in der Art.«
    »Ich weiß es auch nicht«, erwiderte Tom und senkte den Blick. »Es ist eine verdammte Schande, das kann ich dir sagen.«
    »Hast du dir schon überlegt, wie du vorgehen willst?«
    Tom zuckte mit den Schultern. »Es wird eine offizielle Qualifikation für den Platz geben. In drei Monaten, einige Wochen vor den Spielen. Dann werden wir sehen, wer an dem Tag schneller ist.«
    »Hast du eine Ahnung?«
    »Frag mich nicht.«
    »Und, hast du?«
    Toms Gesicht verriet nichts. »Drei Monate sind eine lange Zeit.«
    Jack spürte einen Stich im Magen. »Du denkst, Zoe wird es.«
    Tom antwortete nicht. Er wandte sich ab und sah Zoe beim Fahren zu. Sie arbeitete jetzt an halben Sprints, fuhr auf den Geraden langsamer und gab kurz vor den Kurven Gas, bevor sie wieder abbremste. Es wirkte mühelos und fließend, sie war immer noch in der Aufwärmphase, nicht am Maximum. Sie sah aus, als hätte sie alles im Griff.
    Sie schauten schweigend einige Runden lang zu.
    »Bist du dir sicher mit deinem eigenen Platz?«, fragte Tom schließlich.
    »Klar doch.«
    Tom nickte, die Augen immer noch auf Zoe gerichtet. »Ich habe vorhin mit Dave geredet. Er sagte, du wärst ›auf stille Weise zuversichtlich‹.«
    »Still? Na ja, ich weiß nicht. Ich habe ihm gesagt, ich könnte bei der Quali mit BMX-Rad und Bremsfallschirm antreten und würde trotzdem gewinnen.«
    »Du warst immer ein vorlauter Kerl.«
    »Früher war ich schlimmer.«
    Tom schaute ihn an. »Daran kann ich mich erinnern. Allerdings habe ich nie herausgefunden, weshalb du Rennen fährst. Du passt nicht ins Schema. Kate will wissen, dass sie ihr Bestes gegeben hat und dass du und Sophie stolz auf sie seid. Zoe fährt, als würde sie verfolgt. Ich meine, ihre Angst vor der Niederlage ist größer als die Freude über den Sieg. Aber bei dir habe ich das Gefühl, du fährst nur auf diesem Niveau, weil du’s kannst.«
    Jack grinste. »Ich fahre nur auf diesem Niveau, weil man mich aus Schottland rausgeschmissen hat.«
    Tom lachte.
    »Habe ich dir die Geschichte nie erzählt?«
    Tom schüttelte den Kopf.
    »Mit etwa zehn Jahren habe ich angefangen«, sagte Jack. »Ich bin in Leith Straßenrennen gefahren, und wir sind jeden Tag gestürzt. Irgendwann hatte Paps es satt, mit mir in die Notaufnahme zu fahren, und hat mich überredet, zu einer Sichtung des Schottischen Radsportverbandes zu gehen. Er fand es sicherer, wenn ich drinnen fahre. Paps war Kettenraucher – ich kann mir genau vorstellen, wie er beim Trainer im Büro gesessen, nach Krebs gestunken und ihm erzählt hat, was für eine gesunde Familie wir doch seien. Jedenfalls haben sie mir ein anständiges Rad gegeben und ich habe alle Junioren in Schottland geschlagen. Verfolgung, Sprint, jede Disziplin – egal. Ich war körperlich einfach unfähig zu verlieren. Dann wurde ich sechzehn, und die Trainer fütterten mich mit Substanzen, die mir bis dahin unbekannt gewesen waren: Gemüse und Obst. Eine ausgewogene Ernährung müsse man bei mir eigentlich als Doping werten, hat der Cheftrainer Paps erzählt. An dem Punkt wollten die anderen Fahrer nicht mehr gegen mich antreten, und im ganzen Hoch-und Tiefland wurden die Rennen abgesagt. Daraufhin setzten sich alle schottischen Trainer zu einem Palaver zusammen. Sie sagten sich: Um unserer eigenen Karriere willen müssen wir diesen jungen Mann aus Schottland entfernen.«
    »Und deshalb wurdest du

Weitere Kostenlose Bücher