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Gold

Gold

Titel: Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Cleave
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langer Zeit. Vielleicht war er betrunken gewesen. Vielleicht war er das noch immer – möglicherweise war genau das sein Problem. Er fragte sich, weshalb sie seine Hand hielt.
    »Tut mir leid, sind wir … zusammen oder so?«
    Sie schüttelte lächelnd den Kopf.
    »Hättest du Interesse? Du bist sehr attraktiv.«
    »Mein Gott. Du bist vielleicht albern.«
    Sie hörte aber nicht auf zu lächeln, und sie begannen ein Gespräch. Sie erzählte, wie sie im Velodrom gegeneinander gekämpft hatten, und dann fiel es ihm wieder ein. Sie hatte ihn in einem Wutanfall geschlagen. Er hatte wohl sämtliche wunden Punkte bei ihr erwischt.
    Jetzt wirkte sie ganz anders. Die Härte, an die er sich erinnerte, schmolz beim Reden dahin. Sie war wunderschön. Sie wirkte traurig auf ihn, vielleicht auch zornig, oder vielleicht redete sie auch nur davon, Tee und Kekse zu holen – es fiel ihm schwer, ihren Worten zu folgen. Ihre Stimme kam und ging und verschob sich wie der Regenbogen von Geräuschen am Ende von Bold as love . Und die ganze Zeit über baumelte etwas Weißes in einer grünen Schlinge vor seinen Augen. Erst nach einer Ewigkeit begriff er, dass es sein eigenes Bein war, das eingegipst an einer Kette von der Decke hing. Komische Idee, es dorthin zu hängen. Er sah seine Zehen, die aus dem Gips herausragten, und wenn er mit seinem Gehirn die richtigen Befehle gab, konnte er mit ihnen wackeln. Allerdings fiel es ihm schwer – er schielte vor lauter Konzentration, als würde er ein Flugzeug landen. Dabei wackelte er doch nur mit den Zehen. Er lachte und unterbrach sie dadurch.
    »Was ist?«, fragte sie gereizt.
    »Mein Bein «, sagte er ungläubig. »Scheiße, was macht es da oben?«
    Sie begann erneut, ihm den Unfall zu erklären, doch er fiel ihr ins Wort.
    »Fühl mal unter meiner Decke. Schau mal, ob das Bein wenigstens noch an mir befestigt ist.«
    »Unter deiner Decke?«, fragte sie grinsend. »Das hättest du wohl gern.«
    Er grinste zurück. »War einen Versuch wert.«
    »Bist du immer so?«
    Die Frage verwirrte ihn. Die Wirkung des Morphiums ließ allmählich nach. Er verlor den Faden und spürte wieder sein gebrochenes Bein. Diesmal tat es weh.
    Er schaute hoch und konnte Zoe jetzt deutlicher erkennen. Blass, angespannt, den Kopf rasiert wie ein Sträfling.
    »Erzähl mir von dir«, sagte er. So etwas wurde von einem erwartet, und er sagte es, um Zeit zu gewinnen.
    Ihre grünen Augen blickten ins Leere. »Ach, das willst du gar nicht wissen.«
    »Doch.«
    Ihre Augen funkelten, und Zorn blitzte in ihnen auf, löste sich aber rasch in Unsicherheit auf. »Ehrlich?«
    Es tat ihm leid, dass er diesen Gesichtsausdruck verursacht hatte; sie konnte nicht einschätzen, ob er es ernst meinte.
    Er drückte ihre Hand. »Ehrlich.«
    Etwas in ihren Augen schottete sich ab, und sie lachte. »Vergiss es.«
    Ihr Lachen verunsicherte ihn. Ihre Augen sagten etwas anderes als ihr Gesicht.
    Eine Krankenschwester kam herein und gab ihm wieder Morphium.
    »Ich liebe Sie, Schwester«, erklärte er. »Sie sind das schönste Geschöpf, das ich je gesehen habe.«
    Als die Krankenschwester gegangen war, schüttelte Zoe den Kopf. »Verdammt, was ist nur mit dir?«
    Die Frage brachte ihn durcheinander. Dann schaute er wieder auf sein Bein. »Ich glaube, es liegt daran. Mein Gott, ich fürchte, es ist gebrochen.«
    Stunden vergingen. Seine Eltern kamen und gingen in einem Schleier aus Morphium und Gehirnerschütterung.
    Als er aufwachte, war wieder Tag, und Zoe hielt noch immer seine Hand, doch diesmal stand Kate daneben und sah sie wortlos an. Sobald Jack ihr Gesicht sah, erinnerte er sich an sie. Sie war das Mädchen, mit dem er auf der Bahn gesprochen hatte, das ihm einfach keine Ruhe gelassen hatte. Er hatte ihr Lachen geliebt und wie sie die Niederlage abschüttelte; wie sie alles Negative ins Positive verkehrte. Sie verströmte eine sanfte, gute Energie, und wenn man in ihrer Nähe war, fühlte man sich unkomplizierter und stärker.
    Sie war am Boden zerstört, als sie bemerkte, dass Zoe seine Hand hielt.
    Er versuchte, sich aufzusetzen, hatte aber mehrere Rippen gebrochen und sank unter Schmerzen zurück ins Kissen.
    »Tut mir leid …«, sagte er.
    »Nein, nein, mir tut es leid«, sagte Kate. »Mir war nicht klar, dass ihr beide … ich …«
    »Oh, es ist nicht … ich meine …« Er verhedderte sich in seinen Worten, während Kates Unterlippe zitterte.
    »Es tut mir leid«, wiederholte sie. »Ich bin nur so müde. Ich werde wohl besser

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