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Goldaktien

Goldaktien

Titel: Goldaktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Sie weiter, den Anfang haben Sie ja nun gemacht.«
    »Na, eigentlich war's meine Schuld.«
    »Inwiefern?«
    »Weil ich erst mal in die Südsee, dann nach Mexiko gefahren bin und anschließend noch Jachtreisen gemacht habe.«
    »Na und?«
    »Papa war also ständig allein. Er ist ein sonderbarer Mensch, äußerlich so rauhbeinig und abgebrüht und im Herzen doch so butterweich.
    Mama war mit ihm sehr glücklich, und ich kam mit ihm wunderbar aus. Unser Familienleben war harmonisch und bedeutete ihm viel. Nach Mutters Tod — sie besaß eigenes Vermögen — fiel testamentarisch die Hälfte ihrer Hinterlassenschaft Papa, die andere Hälfte mir zu. Ich war damals — ach, ich werde es Ihnen wohl sagen müssen. Also, ich war in eine Liebesaffäre verstrickt, die mir viel Kummer bereitet hat. Jetzt bin ich darüber hinweg, doch eine ganze Zeit glaubte ich, das nie überwinden zu können, und Papa sagte mir, ich sollte die Dinge einfach laufen lassen. Ich packte also meine Sachen und verzog mich für längere Zeit. Als ich zurückkehrte, war er wieder verheiratet.«
    »Wie ging das denn vor sich?«
    »Wie geht's denn schon bei diesen Dingen zu!« sagte sie bitter. »Sehen Sie sich diese Frau doch an. Ich mag nicht über sie reden, zumal Sie sie ja kennengelernt haben. Wie konnte ein Mann sich nur so schwere Fesseln anlegen! Da gibt es nur eine Erklärung.«
    Ich starrte sie an. »Sie meinen, mit gewissen Erpressungen? Daß man also...«
    »Selbstverständlich nicht«, sagte sie. »Diese Frau ist eine vollendete Schauspielerin. Haben Sie noch nie darüber nachgedacht, woran es wohl liegen mag, daß so viele Frauen von Charakter, die prächtige Ehekameradinnen sein könnten, nie zum Heiraten kommen, während die zänkischen, ewig klagenden Weiber meistens gute Ehemänner finden?«
    »Beabsichtigen Sie etwa, mir jetzt einen Vortrag über Eheanbahnung und Eheharmonie zu halten?«
    »Ich denke, Sie sind alt genug, Donald, um das Wesentliche vom Leben zu kennen. Menschen mit Charakter bleiben immer gleich und pflegen nicht, wie die Heuchler, kleinliche und hinterlistige Kniffe anzuwenden und fortwährend ihre Launen zu wechseln. Solche Frauen geben sich natürlich, wie sie eben sind. Wenn sie dem Mann so gefallen, mag er sie heiraten oder es bleiben lassen.
    Ganz anders hingegen ist der Typ der charakterlosen Frau mit allerlei unangenehmen Eigenschaften, die aber schlau genug ist, ihre Mängel im entscheidenden Augenblick zu verbergen. Papas jetzige Frau hatte jedenfalls festgestellt, daß er sich einsam fühlte, sich ein behagliches Heim wünschte, und das zu einem Zeitpunkt, da seine Tochter in der Welt umherreiste und wahrscheinlich unterwegs heiraten würde. So lud sie ihn öfters zum Essen in ihre Wohnung ein. Und wie das dann so geht...
    Robert benahm sich prächtig, er spielte sozusagen den guten Kameraden von Papa, und sie zeigte, sich nie so launisch und unzufrieden, wie sie jetzt ist. Nie hörte Papa, bis sie verheiratet waren, auch nur ein Wort über ihren Blutdruck. Sie war bis dahin das liebe Wesen, das nur von dem Gedanken beseelt war, ihm alles im Hause so gemütlich wie nur möglich zu machen.«
    Plötzlich hielt sie inne und sagte: »Da haben Sie's! Durch Sie bin ich auf dieses Thema gekommen. Ich vermute, Sie haben auf diese Gelegenheit gewartet und sich schon gedacht, daß Sie mich eines Tages in der richtigen Erregung antreffen würden, in der ich dann alles ausplaudere.«
    »Im Gegenteil, mich interessiert das nicht besonders«, antwortete ich. »Wollte doch nur wissen, wieweit Sie finanziell mit Ihrem Stiefbruder verbunden waren.«
    »So etwas nenne ich Dankbarkeit!« sagte sie mit einem Lächeln. »Ich lege mein Herz vor Ihnen bloß, und Sie erklären, das hätten Sie gar nicht wissen wollen.«
    Ich lächelte sie an. »Haben Sie schon gegessen?«
    »Nein. Ich habe mächtigen Hunger, hatte mit dem Essen solange gewartet, weil ich dachte, Sie kämen bald.«
    »Ich glaube, in dieser Stadt machen die Lokale schon um halb neun zu, aber an der Chaussee finden wir vielleicht noch eins, das auch nachts geöffnet ist.«
    »Sie sind ein netter Junge, Donald. Hier, nehmen Sie meine Wagenschlüssel und fahren Sie uns ins Blaue.«
    »Wann wird Ihr Vater hier eintreffen?«
    »Nicht vor Mitternacht. Auf ihn haben Sie bestimmt großen Eindruck gemacht.« Alta öffnete die Wagentür und sprang hinein.

    Wir fanden ein kleines spanisches Restaurant, wo sie die Speisekarte herunteraß. Als wir hinausgingen, sagte sie:

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