GOLDAUGEN (German Edition)
ich seltsam gefasst, es berührte mich nicht sonderlich. Was dann folgte, umso mehr.
Er küsste mich und begann über Dinge zu reden, die mich erst einmal in ein noch tieferes und dunkleres Tal als zuvor versetzten. Ich bekam ja in meinen jungen Jahren als Heranwachsender immer wieder mit, dass Besuch mit traumhaften Automobilen bei uns vorfuhr. Mein Vater war dem Hobby zugetan und wohl einige Freunde auch. Ich wusste von dem Automobilclub, aber von den anderen Dingen nicht. Er bedauerte die letzten Jahre, in denen er sich nicht so verhalten hat, wie sein Vater. Aufgrund meiner Behinderung und meiner inneren Verschlossenheit dachte er, mir diese Last nicht aufbürden zu dürfen. Er erzählte mir von der Bruderschaft der Goldklingen, soweit man alles in etwa drei Stunden hineinpacken kann. Von ihren Lehren, Regeln und dem düsteren mystischen Geheimnis der Goldaugen. Mein Großvater verstarb, als mein Vater Philippe neunzehn Jahre alt war. Da er schon von klein auf in alles hineingewachsen war und gelehrt wurde, konnte er die Position als Mitglied des Hohen Rates auch ausfüllen. Mit dem sagenumwobenen und später verunglückten Sir Arthur Peckington bereitete er den Weg, der die Bruderschaft zu dem gemacht hat, was sie heute ist.
Er wusste, dass ihm keine Zeit mehr bleiben würde, um mich einzuführen. Liebevolle - außergewöhnliche Männer würden sich meiner annehmen und wie all unsere Ahnen zuvor, aus mir eine wichtige, mächtige Säule der Bruderschaft, aber auch für die Gesellschaft machen. Ich konnte gar nich t anders, als „Ja“ herauszuschreien.
Wir lagen uns in den Armen und ich konnte endlich mal befreit weinen. Wir baten uns beide gegenseitig um Verzeihung wegen der verlorenen Zeit und sagten all das, was man wohl in solchen Momenten von sich gibt.
Der christliche Glaube wurde mir ja, auch von meiner Mutter vorgelebt, mein Verhältnis zu Gott war in m einen Kinderjahren zwiespältig.
Er erwähnte im Ansatz ihre geistige Freiheit, mit vielen guten Lehren, die ich ja nunmehr auch verinnerliche. Dann kam etwas ganz Persönliches, ich kann es sogar wortwörtlich wiedergeben:
„Mein geliebter Sohn, man kann noch so viel lernen, Erfahrungen sammeln und sich auf alles Mögliche vorbereiten. Alles unterliegt Gesetzen, die du noch kennenlernen wirst. Dennoch glaube mir und schreibe es dir schon jetzt hinter deine Ohren. Dies hat mein Vater mir nicht mit auf den Weg geben können. Unser ganzer Stammbaum so wie der unserer Freunde, all unsere Macht und materieller Reichtum ist hilfreich, und wir sind mit Sicherheit privilegiert. Aber jedes menschliche Dasein hat Schatten …
Ich meine nicht das dunkle Gehe imnis, das wir bekämpfen müssen. Nein! Alles Gute zusammen, was du nutzen kannst und wirst, hilft dir nicht in einigen gewissen Momenten. Da bist du nur ein verletzlicher, einsamer Mensch. Der Mensch hat nicht die Kraft eines Gottes. „Nie, auch wenn du mal dazu neigen magst, dass du diese Stufe erreichen könntest.
Nein, in diesen besagten Momenten wird alles Erreichte in dir zerbrechen, und du wirst doch wieder zweifeln.
Wir haben eine gewisse Zeit, die wir nutzen können und müssen. Nutze die deine für dich, für unsere Ahnen, für unsere Bruderschaft und für Menschen, denen geholfen werden muss.
Deine vermeintliche Behinderung ist nichts, du bist stark, intelligent und hast gute Gene geschenkt bekommen.
D u wirst sehen und begreifen.
Saug e die schönen Dinge in dich hinein!
Musik, Literatur und die Kunst. Allein in unserem Fundus sind Dinge der menschlichen Schaffenskunst, die dein Horizont erweitern und auch begeistern werden.
Dennoch ist alles Materielle nur positives Beiwerk, gleichgültig, für wie wertvoll wir es erachten. Danke Gott und nutze deine verbleibende Zeit. Das edelste Geschenk von Gott an uns Menschen ist die Liebe mit all ihren Facetten. Du wirst im Laufe der Jahre erfühlen, was ich meine und wie viel Kraft des Allmächtigen in ihr steckt. Und wenn dann mal wieder so ein besagter „Moment“ kommt, den du ja schon einmal schmerzlich erfahren musstest, denkst du daran, was ich dir gesagt habe. Wir sind halt nur Menschen, mit göttlichen Geschenken ausgestattet, die wir auf Zeit nutzen dürfen. Das Düstere ist dafür da, uns mit Allmacht und äußerst schmerzhaft daran zu erinnern . «
Celine war mittlerweile vom Weinen in ehrfürchtige Stille übergegangen.
Franck atmete noch einmal tief durch.
»Ich habe danach die nächsten sieben Jahre bei
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