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Goldener Bambus

Goldener Bambus

Titel: Goldener Bambus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anchee Min
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und Zimmermann Chan hatte er die größte Christengemeinde in Südchina aufgebaut.

4 . Teil
    25 . Kapitel
    O
hne Pearl fühlte ich mich einsam und allein. In Nanjing zu leben wurde schwer. Die Nationalregierung erhöhte die Steuern, um die Japaner und Kommunisten im Land loszuwerden. Wenn man eine Tüte Reis kaufen wollte, musste man drei Tüten voll Papiergeld mit in den Laden bringen. Dick schickte wiederholt Briefe von der Roten Basis in Yan’an und drängte mich, zu ihm zu kommen. Schließlich traf ich eine Entscheidung und schrieb zurück, ich sei bereit, die »Frau eines Banditen« zu sein. Dick war begeistert, warnte mich aber auch, dass in Yan’an der Boden karg und ertragsarm und das Leben hart war.
    »Du musst versuchen, die guten Seiten zu sehen«, ermutigte mich Dick. »Immerhin wurde hier vor zweitausend Jahren der erste Kaiser von China geboren.«
    Ich sagte Papa, ich würde mir Sorgen um ihn machen, doch er sah keinen Grund dazu. Noch vor meiner Abreise ging er zurück nach Chinkiang. Selbst Absalom fand, dass Papa ein anderer Mann geworden war. Als Wiedergutmachung hatte er sich ganz und gar der Kirchenarbeit gewidmet, was es Absalom ermöglichte, längere Reisen ins Landesinnere zu unternehmen. Während Absaloms Abwesenheit bat Papa Zimmermann Chan, für seine Kirche ein buntes Fenster mit Jesus Christus als Motiv zu bauen. Als es fertig war, waren alle begeistert. Christus sah aus, als schwebe er auf Wolken.
    Das bunte Glas zog viel Aufmerksamkeit auf sich. Die Leute liebten den »wandelnden fremden Gott«. Sonntagsmorgens beim Gottesdienst hatte Papa seinen großen Auftritt. Die Leute erzählten ihm, dass ihnen die Abbildung gefiele und sie sich diesem speziellen Jesus Christus besonders nahe fühlten. Papa war glücklich. Er hatte dafür gesorgt, dass Christus’ Gesichtszüge etwas verändert waren. In der Buntglasversion hatte Christus leicht schräge Augen, eine flache Nase, volle Lippen, große Ohrläppchen und eine gebräunte Haut.
    »Das beweist wieder einmal, dass ein guter Verstand gute Ideen entwickelt!«, sagte Papa stolz.
     
    An einem verschneiten Tag wurde in einer Höhle in Yan’an meine Tochter geboren. Ich wollte ihr einen guten Namen geben, doch keiner, der mir einfiel, befriedigte mich. Dick war überglücklich, als er das Baby zum ersten Mal im Arm hielt. »Wie schön sie ist!«, rief er aus. »Statt mir mit meinen Eidechsenaugen und der krummen Nase, sieht sie ihrer Mutter ähnlich: Sie hat die hellen Mandelaugen einer chinesischen Prinzessin, eine zarte, gerade Nase und schöne rosa Lippen. Welch ein großes Glück!«
    Dick arbeitete im inneren Zirkel Maos. Mao nannte ihn seine Geheimwaffe. Mit Dicks Hilfe hatte sich Maos Image eines Guerillaführers langsam in das eines Nationalhelden gewandelt. Durch seine Propaganda hatte Dick die Massen überzeugt, dass Mao und nicht Chiang Kai-shek die Japaner bekämpfte.
    1937 schleuste Dick Agenten in Chiang Kai-sheks Organisation ein. Es gelang ihm, mehrere Generäle der nationalistischen Armee zu überzeugen, sich Mao anzuschließen. Ein General nahm Chiang Kai-shek sogar fest, was später als »Zwischenfall von Xian« in die Geschichte einging.
    Von nun an erschien Maos Name regelmäßig in den Schlagzeilen. Chiang Kai-shek sah sich gezwungen, Mao zu Friedensgesprächen einzuladen. Dick nahm die Gelegenheit wahr, eine Werbeveranstaltung daraus zu machen. Die Geschichten, die er um Mao spann, machten den Mann zum Mythos.
    Dick arbeitete rund um die Uhr. Er schrieb Maos Reden und organisierte Interviews. Oftmals blieb er bis Tagesanbruch in einem Luftschutzbunker und druckte Flugblätter. Meine Englischkenntnisse fanden gute Verwendung. Ich übersetzte Maos Aufsätze und schickte sie an ausländische Nachrichtenagenturen. Dadurch wurden westliche Journalisten auf uns aufmerksam. Sie kamen nach Yan’an, um persönlich Interviews mit Mao zu führen.
    Die Stadt war nicht länger ein unbekannter Fleck auf der Landkarte. Yan’an wurde zum nationalen Hauptquartier des Kriegs gegen Japan. Mao und Chiang Kai-shek waren ebenbürtig.
    Mao war so froh darüber, dass er Dick ein Gedicht widmete. In der chinesischen Tradition galt das als höchste Ehrung. Es hatte den Titel: »Im Gegensatz zu Dichter Lu You.« Wie alle wussten, hatte der 1172 geborene Dichter Lu You die berühmten Zeilen: »Das Ziel hoch wie ein Berg, doch das Gerüst morsch und alt« verfasst.
    Tongting See
    Grüngras See
    Die herbstliche Finsternis naht
    Unbewegt, kein

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