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Goldener Sonntag

Goldener Sonntag

Titel: Goldener Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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darauf konzentrieren, und es wird mir sagen, wo es ist.
    Zwar war dies der vorherrschende Gedanke in Arthurs Kopf, doch ein anderer Teil seines Verstandes war sich dessen nicht so sicher. Während er versuchte, seine Gedanken darauf zu richten, wo Teil Sieben des Vermächtnisses sein mochte, versuchte gleichzeitig ein Gutteil seines Unterbewusstseins ihm zu sagen, dass das vielleicht keine so gute Idee war, dass er damit womöglich sogar Lord Sonntag auf sich aufmerksam machte und dass ungeachtet der beiden Schlüssel, die er innehatte, und des übersteigerten Selbstvertrauens, das diese in ihm erzeugt hatten, Lord Sonntag und der Siebte Schlüssel wahrscheinlich kurzen Prozess mit Arthur machen würden, besonders mit einem Arthur, der ohne jegliche Verbündete auftauchte.
    Doch der verärgerte, siegessichere Arthur war stärker. Er widmete seine ganze Aufmerksamkeit der Aufgabe, Teil Sieben des Vermächtnisses zu erreichen.
    Er vermeinte gerade, eine schwache Fühlungnahme erreicht zu haben, als die grüne Hecke plötzlich erzitterte und sich teilte. Durch die Lücke trat ein Junge – ein Pfeiferkind – und stürzte sich ohne ein Wort der Warnung und mit einer zwei Meter langen Heugabel, deren Zinken rot glühend brannten und die Luft vor Hitze flimmern ließen, auf Arthur.

KAPITEL VIER

    Blatt rückte den Mundschutz zurecht, den sie trug, um den radioaktiven Staub von ihrer Lunge fernzuhalten. Sie trug auch einen weißen Arztkittel, O P-Handschuhe und eine geblümte Plastikduschhaube. Früher einmal hätten die anderen Leute in der Warteschlange vielleicht über sie gelacht, doch jetzt führten sie alle seltsame Kombinationen aus Hüten und Kopftüchern, Regenmänteln und Gummihandschuhen spazieren – Vorsichtsmaßnahmen, um den radioaktiven Staub nicht einzuatmen und ihn von ihrer Haut fernzuhalten.
    Schon seit kurz nach Tagesanbruch dieses Sonntags stand sie in der Schlange und wartete auf Wasser, Lebensmittel und Strahlenschutzmedikamente. Vor etwas über achtundzwanzig Stunden, um eine Minute nach Mitternacht am Samstagmorgen, hatte die Armee das Ostbezirks-Krankenhaus mit Mikrokernwaffen beschossen und damit für Blatt und Martine und alle Schläfer in Freitags Privatklinik höllische vierundzwanzig Stunden eingeläutet.
    Es wäre schon für Blatt allein schlimm genug gewesen, auch wenn sie sich nicht um die ganzen Leute hätte kümmern müssen, die von Lady Freitag in Schlaf versetzt worden waren, um sie ihrer Erinnerungen zu berauben und sich daran zu berauschen. Nach Freitags Niederlage hatte Blatt die Schläfer aus dem Unterschlupf der Schlüsselträgerin auf einer anderen Welt zurückgeführt, nur um kurz darauf von dem unmittelbar bevorstehenden Nuklearschlag zu erfahren. Und dann, als Arthurs Zeitstopp anfing, sich zu verlieren, hatte sie einen hektischen und nicht gänzlich erfolgreichen Versuch unternommen, jedermann ins Tiefgeschoss zu schaffen.
    Zwar war Freitags Gebäude keine zwei Kilometer vom Ostbezirks-Krankenhaus entfernt, doch lag eine kleine Anhöhe dazwischen, und überdies war die Klinik von einem höheren, äußerst massiv gebauten Lagerhauskomplex abgeschirmt, sodass sie durch die bloße Sprengkraft der Mikrokernwaffen nicht schwer beschädigt worden war. Dennoch waren überall im Außenbereich kleine Brände ausgebrochen, und alles war strahlenverseucht – wenngleich niemand wusste, wie schlimm die Kontamination war, und Blatt es auch nicht hatte herausfinden können. Wie um alles nur noch schwieriger zu gestalten, waren im Laufe des Samstagmorgens sämtliche Schläfer erwacht und viele von ihnen so orientierungslos gewesen, dass sie einfach nur aufstehen und hinausgehen wollten. Das bedeutete doppelte Mühe, weil die Türen nicht nur geschlossen gehalten werden mussten, um radioaktive Teilchen draußen zu halten, sondern ebenso sehr, um die Schläfer drinnen zu halten.
    Ungefähr eine Stunde nach dem Atomschlag waren Spezialfahrzeuge der Feuerwehr angerückt und hatten die an vielen Stellen ausgebrochenen Feuer mit Wasser- und Schaumwerfern gelöscht, doch verließ dabei kein Angehöriger der Löschmannschaften sein Fahrzeug. Den Löschfahrzeugen folgten gepanzerte Mannschaftstransporter, die in den Straßen auf und ab fuhren und durch laut knisternde Megaphone die Zivilbevölkerung anwiesen, in den Häusern zu bleiben, Fenster und Türen fest geschlossen zu halten und weitere Befehle abzuwarten.
    Diese weiteren Befehle waren am Samstagabend gekommen: Ausgewiesene Hilfsstationen

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