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Goldener Sonntag

Goldener Sonntag

Titel: Goldener Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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wusste, dass sie das Schwert nicht mit durch die Tür nehmen sollte – und schon gar nicht auf die Erde. Es würde Scherereien machen und Seuchen verursachen, wie alle Mächte des Hauses, die in die Sekundären Reiche gebracht wurden.
    »Okay, du musst jetzt gehen«, sagte Blatt zu der Waffe. Sie hakte die Schlaufe auf und versuchte, mit der linken Hand ihre Finger vom Heft zu bekommen. Aber wieder konnte sie den Griff einfach nicht lösen.
    Blatt schnitt eine Grimasse und zog die Schlaufe wieder über ihr Handgelenk. Dann ließ sie los, und das Schwert baumelte an der goldenen Schnur. Sie ließ es einen Moment lang dort hängen, dann zog sie blitzschnell die Hand zurück, um sie in einer einzigen Bewegung aus der Schlaufe zu ziehen.
    Es klappte nicht.
    Blatt warf das Schwert hoch und versuchte, die Hand nach unten wegzuziehen, während es über ihr schwebte, aber das führte bloß dazu, dass sie sich beinah die Kniescheibe abgesäbelt hätte. Sie biss sich in die Knöchel in der Hoffnung, der Schmerz könnte ihr dabei helfen, die Finger zu bewegen. Doch das funktionierte auch nicht.
    Als Nächstes hielt sie das Heft mit der linken Hand und zog die rechte aus der Schlaufe. Sie wollte sich schon zu ihrer Raffinesse gratulieren, als sie merkte, dass sie das Schwert jetzt mit der Linken nicht mehr loslassen konnte und die Waffe aus Sorge vor einem Angriff zähneknirschend wieder in die Rechte nahm, denn sie spürte näher kommende Nichtlinge.
    Schließlich gab sie sich geschlagen.
    »Na schön! Dann muss ich mir eben Hilfe besorgen!«, sagte sie.
    Nicht allzu weit entfernt gab es einen Ausgang ins Mittlere Haus, aber bevor Blatt sich in diese Richtung aufmachte, warf sie noch einen letzten wehmütigen Blick auf ihre eigene Welt.
    Es hatte sich nichts verändert. Sie konnte Bewegungen sehen und diese liefen auch nicht in Superzeitlupe ab, aber sobald sie nicht hinsah, verstrich die Zeit da draußen auf der Erde offensichtlich sehr viel langsamer.
    Der Soldat am Heck des Mannschaftswagens wagte sich ein paar Schritt hervor, während Blatt hinsah. Sie konnte nicht sagen, wer es war, aber von der Größe her konnte es Major Penhaligon sein. Er bewegte sich ganz vorsichtig und ließ das Biestwurz keinen Moment lang aus den Augen. Auch das Wesen beobachtete ihn, denn einige seiner blütenblattähnlichen Sinnesorgane reckten sich in seine Richtung.
    Der Soldat machte einen weiteren Schritt vorwärts, und plötzlich peitschte ein Greifarm vor und schlug ihn nieder. Er rollte sich weg, und ein anderer Soldat zerrte ihn hastig in den Wagen zurück, während das Tentakel dort auf den Boden schlug, wo er noch vor einem Moment gelegen hatte.
    Es hält sie im Wagen fest, wurde Blatt klar . Aber es geht nicht hin, um sie sich zu schnappen. Ich vermute, dass es die Tür bewacht – und das bedeutet, dass keiner hineinkann, um Tante Mango und den Schläfern zu helfen. Ich muss etwas unternehmen!
    Blatt betrachtete ihr Schwert.
    Wenn ich einfach rausrenne und in das Blumending hineinsteche, das ihm als Kopf dient, töte ich damit vielleicht das Biestwurz. Aber dazu müsste ich auf seinen Rücken springen.
    Blatt schaute noch einmal hinaus. Das Biestwurz war so groß wie ein kleiner Heuschober. Die meisten seiner Sinnesblütenblätter waren abgewinkelt und nach vorn gerichtet. Blatt überlegte, dass, wenn sie auf den Handlauf der Rollstuhlrampe spränge und von dort aus einen Satz machte, sie auf seinem Rücken landen könnte.
    Susi könnte das, dachte sie, und ihr Mund war eigenartig trocken. Arthur könnte es. Vielleicht kann ich ’s ja auch. Fieberauges Kopf hab ich immerhin ziemlich gut gekickt, oder? Albert würde mir sagen, dass ich y s kann – »schnurstracks an den Webeleinen den Mast hoch«, hat er immer gesagt, »und nie nach unten schauen …«
    Blatt fuhr sich über die Augen, hob das Schwert und holte tief Luft.
    »Los geht’s!«, sprach sie sich selbst Mut zu; dann sprang sie durch die Tür.
    Oder wenigstens versuchte sie es. Das Schwert traf auf das strahlend weiße Rechteck des Ausgangs und prallte davon ab, aber der Schwung ihrer Bewegung trug den Rest von Blatt weiter. Ihr Arm verdrehte sich scheußlich, während sie auf die Rollstuhlrampe zustürmte.
    Ihre rechte Hand und das Schwert blieben im Vorderein­gang, während ihr übriger Körper sich auf der Rampe wälzte.
    Blatt stöhnte und versuchte das Schwert zu sich zu ziehen, aber es wollte nicht herauskommen: Sie lag buchstäblich vor der Tür vor Anker.
    Sie sah

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